Künstlerinnen geben Menschen Raum zum Reden und entwickeln daraus ein Theaterstück
Eingemachtes überdauert die Zeit wie Erinnerungen. Beides bringt das Künstlerinnenkollektiv „Tausend Hektar Kunst“ im September in Halbe zusammen. Unter dem Titel „Keine halben Sachen – jetzt geht’s ans Eingemachte“ fragen die Künstlerinnen Menschen in Halbe nach ihren Erinnerungen an ihren Wohnort. Diese verarbeiten sie anschließend zu einem Theaterstück.
Das Künstlerinnenkollektiv sammelt Worte und Erinnerungen, Skizzen und Szenen, die von aktuellen Ereignissen und Gesprächen, von Gegenwart und Überlieferung ausgehen. Was verbinden die Menschen in Halbe mit der Geschichte des Ortes, mit der Kesselschlacht von Halbe, dem Waldfriedhof und den Gedenkstelen? Was bedeutet ihnen die Vergangenheit? Wie kann eine Gedenkkultur in Zukunft gestaltet sein? Und was steckt eigentlich in ihren Einmachgläsern? Gibt es traditionelle Familienrezepte oder gelungene Experimente im Glas?
Diesen Fragen wollen die vier Künstlerinnen, die in den Bereichen Theater, Performance und Wort arbeiten, am 4. September vor dem Bürgertreff am Edeka-Parkplatz in Halbe nachgehen. Sie möchten mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommen: Was bewegt sie gerade, welche Erinnerungen oder aktuellen Sorgen tragen sie mit sich herum, für die sich bislang niemand interessiert hat? Diese Versatzstücke werden – zusammen mit weiteren Zeugnissen von Zeitzeugen – zu einem Theaterstück verarbeitet, das am 23. September um 19.30 Uhr im Kaiserbahnhof aufgeführt wird. Nach der Aufführung gibt es weiter Gelegenheit, mit den Künstlerinnen ins Gespräch zu kommen – und Eingemachtes zu kosten.
Die langjährige, engagierte Gedenkkultur in Halbe wird somit um einen neuen Aspekt erweitert – den der theatralen Auseinandersetzung. Die Idee und das Konzept für das Projekt stammen von Jule Torhorst, Carola Lehmann und Kathrin Ollroge. Die drei entwickeln aus den gesammelten Erinnerungen das Theaterstück und performen es. Regisseurin Angela Hundsdorfer führt die Ideen zusammen.
Für die Schauspielerin Jule Torhorst ist es bereits der dritte Auftritt in Halbe – nach dem Theaterworkshop „Bruchstücke“ und einem Debattier-Salon, der im Namen der Kunstförderin Ida Dehmel stattfand. Kathrin Ollroge ist bekannt durch ihr Kunstprojekt „Raum für Gedanken“, bei dem sie sich mit einem kleinen aufklappbaren Wohnzimmer auf Markt- und andere Plätze setzte, darunter in Halbe und Teupitz, und den Menschen Gelegenheit zum Reden gab. Entstanden ist daraus unter anderem ein Buch, das Anregungen zu zukunftsweisenden Maßnahmen in Transformationsprozessen bieten soll.