Der Salon von Maren Courage ist umgezogen. Am Mittwochabend, dem 31. Januar, lud die Salonnière erstmals in den Westflügel des Nauener Tores ein. Zu Gast war der Geiger Wolfram Korr, Leiter der Brandenburgischen Sommerkonzerte.
Ein gelungener Jahresauftakt war das erste Salongespräch am neuen Ort, dem Café-Restaurant der Espressonisten im Westflügel des Nauener Tors. Veranstalterin Maren Courage kam anfangs gar nicht dazu, ihrem Gast Fragen zu stellen. Denn Wolfram Korr, seit 2021 Geschäftsführer und Künstlerischer Leiter der Brandenburgischen Sommerkonzerte, plauderte unterhaltsam über seinen Lebensweg. Vom "geborenen Geiger", der seit seiner Kindheit mit Musik aufwuchs und bis 2008 sechs Jahre lang die Erste Geige beim Philharmonischen Orchester Cottbus spielte, um dann beim Kreuzfahrtveranstalter Tui-Cruises eine neue Schiffsklasse mitzuentwickelte.
"Da haben wir ein riesiges 1000-Plätze-Theater in den Bug reingestellt", schwärmte er ausführlich von dieser Zeit bei Tui. Als Leiter des Entertainments von sieben Kreuzern der Marke "Mein Schiff" sorgte er damals für die beste Bühnentechnik. Acht Shows hat er selbst inszeniert. Außerdem holte er weltberühmte Künstler aller Genres an Bord - vom Sinfonieorchester über Zirkus bis hin zur Metal-Band. Die Höhepunkte seien immer die "mit viel rums" gewesen. "Für diese Erkenntnis bin ich dankbar", sagt der klassisch ausgebildete Musiker, der dadurch aus dem "Elfenbeinturm" herausgekommen sei. Am Staatstheater habe er diese Verbindung zum Publikum nicht gehabt. "Gewonnen hat man, wenn man die beiden Sachen beherrscht: Die Zuschauer wollen nicht gelangweilt und nicht verarscht werden."
Als dann 2020 durch Corona-Regeln auf den großen Bühnen der Riesenpötte nur noch zwei Tänzer auftreten durften, habe ihn diese Leere geschmerzt. Da sei es ihm eine Zusage nicht schwer gefallen, als die Brandenburgischen Sommerkonzerte ihn als neuen Chef gewinnen wollten. Dort profitiere er von seinen Kreuzfahrt-Erfahrungen. Seiner Meinung nach ist es "ein sehr spezielles Musikfestival", bei dem es darum gehe, Orte und Menschen zu verbinden: "Das fand ich reizvoll." Der Wahl-Lübbener wolle den Menschen auf dem Lande das Gefühl geben, dass sie nicht von den Städtern ausgeschlossen sind.
Er will weiterhin das bieten, was beim Publikum ankommt. Obwohl eigentlich offiziell verpönt, orientieren sich auch die großen Events für ernste Musik um, findet Korr: "Es ist ein kleines schmutziges Geheimnis, das alle Festivals populäre Musik ins Programm aufnehmen." 37 Konzerte werde es in Brandenburg laut Korr von Mai bis September geben. Besonders hebt er den Auftritt des Pianisten Giorgos Fragos hervor, der am 7. Juli die aktuell beliebte Neoklassik von Ludovico Einaudi im Badehaus von Beelitz Heilstätten spielt. "Das verkauft sich wie geschnitten Brot", freut sich der Programm-Verantwortliche. Neben einer von Beelitzern gestalteten Kaffeetafel gibt es dort für die Gäste eine Stadtführung und einen Besuch des Baumwipfelpfads. Für solche Veranstaltungen bevorzugt Korr den Begriff "Spitzenkultur" gegenüber dem Wort "Hochkultur", das er als ausgrenzend empfindet.
Am Ende des Gesprächs griff der Gast zum Instrument und spielte solo Fritz Kreislers "Liebesleid". Danach kamen die Gäste bei mediterranen Speisen vom Büfett zu ganz unterschiedlichen Themen untereinander ins Gespräch - zum Geschehen in der Stadt oder über neue kulturelle Projekte.