Die Zufriedenheit der Fußgänger in Potsdam wächst. Allerdings werden E-Scooter und ihre oft rücksichtslosen Nutzer als ein Ärgernis empfunden. Der ADAC fordert mehr getrennte Verkehrsflächen.
In Potsdam fühlen sich zwei Drittel aller Fußgänger im Straßenverkehr sicher. Das geht aus einer Befragung des Automobilclubs ADAC hervor. Potsdam liege demnach im bundesweiten Städtevergleich auf Platz 1. Befragt wurden insgesamt mehr als 3.200 Bewohner in der jeweils größten Stadt aller 16 Bundesländer, teilte der ADAC vergangene Woche mit. In Berlin und im Bundesdurchschnitt lag die Zufriedenheit der Fußgänger bei 51 Prozent.
Im Vergleich zur ersten Umfrage im Jahr 2021 bleibt Berlin unverändert bei 51 Prozent. In Potsdam hingegen verbesserte sich das Ergebnis seitdem um ganze zehnProzentpunkte, da 2021 der Wert bei 56 Prozent gelegen hatte.
„Dass Potsdam als sicherer wahrgenommen wird als noch in 2021 ist sehr positiv. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass beim Thema Verkehrssicherheit bei allen Verkehrsteilnehmenden sowohl in Potsdam als auch in Berlin noch viel zu tun ist”, sagt Martin Koller, Vorstand für Verkehr im Automobilclub ADAC Berlin-Brandenburg.
Als größten Störfaktor sehen 55 Prozent der Befragten in Potsdam die auf Gehwegen abgestellten Fahrzeuge wie E-Scooter, Fahrräder oder Motorräder. In Berlin sind es sogar 59 Prozent. Noch störender empfinden Fußgänger die eingeschränkte Sicht an Kreuzungen durch parkende Autos (Berlin: 61 Prozent, Potsdam: 48 Prozent). Auch die Instandhaltung der Infrastruktur – wie beispielsweise holprige Gehwege – schätzen 53 Prozent der Befragten in Berlin als schlecht ein. In Potsdam wird dagegen das Fehlen von Gehwegen bemängelt (42 Prozent).
Größter Unsicherheitsfaktor: E-Scooter
Egal, in welcher deutschen Stadt: Am meisten fühlten sich die Befragten durch E-Scooter gestört – sei es als parkendes Hindernis auf Gehwegen, wegen rücksichtsloser Fahrten oder weiterer Fehlverhalten der Fahrer. Danach folgen Radfahrer, die mit zu geringem Abstand überholen oder beim Überholen nicht beziehungsweise zu spät klingeln, gefolgt von anderen Fußgängern, die auf ihr Handy schauen beziehungsweise nicht auf ihr Umfeld achten. Erst dahinter kommen Autofahrer, die beim Abbiegen nicht auf Fußgänger achten.
Fragt man mobilitätseingeschränkte Menschen nach den größten Störfaktoren, beklagen sie deutschlandweit vor allem zu kurze Grünphasen, auf dem Gehweg abgestellte Fahrzeuge sowie unübersichtliche Kreuzungen durch parkende Autos. Auch Gehwege in schlechtem Zustand, etwa mit Schlaglöchern, sowie nicht abgesenkte Bordsteine an Kreuzungen und Überquerungsstellen gehören zu den fünf Haupt-Ärgernissen.
Unter allen Befragten sieht nicht einmal ein Drittel (29 Prozent) die barrierefreie Gestaltung von Gehwegen, Überquerungsstellen und Plätzen als gut oder sehr gut an. Ein etwas besseres Bild als der Bundesdurchschnitt gibt Berlin mit 41 Prozent ab.
Forderungen des ADAC Regionalclubs
Der ADAC Berlin-Brandenburg appelliert, auf Fußgänger mehr Rücksicht zu nehmen und fordert, nicht nur genügend barrierefreie Übergänge zu schaffen, sondern auch mehr getrennte Verkehrsflächen für Fußgänger und Radfahrer einzurichten. Außerdem hält er verstärkte Kontrollen von Falschparkern auf Rad- und Gehwegen für sinnvoll, um das Gehwegparken nicht nur von Pkw, sondern auch E-Scootern und Lastenfahrrädern einzuschränken. Dazu Martin Koller: „Nur wer tatsächlich ein Verwarnungsgeld befürchten muss, wird abgeschreckt, falsch zu parken. Die Verleiher von E-Scootern sehen wir in der Pflicht, das ‘wilde’ Abstellen ihrer Fahrzeuge auf Gehwegen endlich zu unterbinden.”