Aus der freien Kunstszene Potsdams ist das Theater Poetenpack um ihren Mitbegründer und Intendanten Andreas Hueck nicht mehr wegzudenken. Im Jubiläumsjahr thematisieren Sie in ihrer Stückauswahl "Glück".
Dieses Theater ist vieles: Tournee-Truppe, Kammer-Spiel und Kinderbühne. Dabei immer an vielen Orten anzutreffen. Und vor allem seit 25 Jahren ein Gewicht in Potsdams Kulturszene. Seine für eine freie Gruppe ungewöhnliche Beständigkeit beging das „Theater Poetenpack“ mit einer Talkrunde in der Zimmerbühne an der Zimmerstraße. „Sie haben sich eine Stellung im Verband der freien Theater erkämpft“, lobt Sarah Zalfen, SPD-Stadtverordnete in Potsdam. Im zum Mitreden aufgeforderten Publikum saßen Ensemble-Mitglieder und verschiedenste Wegbegleiter. Sie hatten einige Stationen der Vereinigung miterlebt.
Gegründet vor 25 Jahren
Gegründet wurde sie vom Schauspieler und Regisseur Andreas Hueck 1999 unter freiem Himmel an der Lennéstraße im Q-Hof. Aber er ging themenbezogen auch an andere Orte. Mit Tschechows „Onkel Wanja“ in die Alexandrowka, mit Shakespaeres Werken auf den Klausberg und den Pfingstberg. „Das Poetenpack bringt das Theater mit der Stadt in Verbindung“, beschreibt Zalfen das Besondere. Dann gab es natürlich 2016 „Romeo und Julia“ im Heckentheater. Der Ort ist seitdem durch Huecks Mitstreiter auch unter weniger regelmäßigen Bühnengängern bekannt geworden. Jährliche Sommerfreuden mit Tiefgang und erfülltem künstlerischen Anspruch am Neuen Palais. So wie auch bei den deutschen großen Klassikern „Nathan der Weise“ oder „Faust“. Bei deren Inszenierungen wurde sogar die neu angekommene Migrantenjugend eingebunden.
Der Schauspieler Willi Händler, der seit 2015 die Senior-Rollen besetzt, ist dafür dankbar: „Ich bin glücklich, dass ich diese Aufführungen erleben konnte.“ Er hofft, dass diese Arbeit fortgesetzt werde. Doch die Sprache kam immer wieder auf die Finanzierung zurück. Geld kommt über Eintrittskarten, Sponsoring, Projektmittel von Stadt (105.000 Euro) und Land (70.000 Euro) sowie Zuwendungen des Freundeskreises. Gerade kürzte das Land seine Förderung um 20.000. Die Folge: „Wir werden in der Zimmerbühne nur noch Zwei-Personen-Stücke haben“, kündigt Hueck an. Aber immerhin unterschrieb nun der Spielstätten-Eigentümer mit Hueck einen Mietvertrag bis 2027. Für Nicole Nikutowski, Referentin beim Landesverband Freie Darstellende Künste, ist das dennoch kein Zustand.
Finanzierung bleibt ein Dauerthema
Gerade einmal 5,5 Prozent der Landestheaterförderung erhalten freie Bühnen, obwohl diese 30 Prozent der Theaterbesucher anziehen würden. Sie mahnt an: „Das sind gewachsene Strukturen, die sind nicht mehr wegdenkbar.“ Mehr als 100 Vorstellungen im Jahr gibt Poetenpack in Potsdam, weitere knapp 60 außerhalb.
Die Jubiläums-Saison soll trotzdem dem „Glück“ gewidmet werden. Unter den vier neuen Produktionen für Zimmerbühne, Q-Hof und Heckentheater ist das Märchen „Hans im Glück“ für Kinder. Außerdem kommt im Juli „Der Raub der Sabinerinnen“ Open Air in die Hecke. Die 140 Jahre alte Komödie über das Theaterleben in einem „Schmierentheater“ versinnbildlicht, wie nahe erfüllter Lebenssinn und Sorge um das Lebensnotwendige seit langem beieinander liegen.