Höhere Vorauszahlungen für Betriebskosten ab Januar 2023
Mieter von acht Genossenschaften und der ProPotsdam müssen ab dem kommenden Jahr 63 Prozent mehr für die Nebenkosten bezahlen. Betroffen sind davon rund 34.000 Haushalte in Potsdam. Hintergrund sind die wegen des hohen Gaspreises gestiegenen Kosten für Heizung und Warmwasser. Dabei sind die Auswirkungen der Gasumlage noch nicht einmal mitberücksichtigt. Sollte diese ebenfalls in der aktuell geplanten Form zum Tragen kommen, würden die Nebenkosten für die Dauer der Umlage sogar um 86 Prozent steigen.
Laut Bodo Jablonowski vom Vorstand der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ machen die Betriebskosten rund 30 Prozent der Gesamtsumme aus, die Mieter monatlich zahlen. Die gestiegenen Nebenkosten bedeuten somit eine Steigerung der Gesamtmiete um 18,1 Prozent – inklusive der Gasumlage wären es demnach 23,9 Prozent. Die Kaltmiete bleibt aber vorerst unverändert, bekräftigte der Arbeitskreis Stadtspuren jüngst bei einer Pressekonferenz.
Im Arbeitskreis kooperieren neun Unternehmen der sozialen Wohnungswirtschaft: neben der Genossenschaft „Karl Marx“ und der ProPotsdam auch die Wohnungsbaugenossenschaft 1903, die Wohnungsbaugenossenschaft „Daheim“, das Studentenwerk Potsdam, die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956, die Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft, die GWG Bauverein Babelsberg und die Gewoba Babelsberg.
Die angekündigten Steigerungen hätten sogar deutlich höher ausfallen können. Dass das nicht der Fall ist, liegt an einem langjährigen Liefervertrag, den der Arbeitskreis mit den Stadtwerken Potsdam ausgehandelt hat. Er soll für Mieter und Wohnungsunternehmen gleichermaßen langfristig kalkulierbare Kosten bringen. Eine Verlängerung des bestehenden Vertrages, der ursprünglich von 2019 bis 2023 gelten sollte, war erst im Juli dieses Jahres vereinbart worden – kurz, bevor die Wartungsarbeiten an der Turbine der Gaspipeline Nordstream 1 einen enormen Preissprung verursacht hatten. In der Neufassung war eine moderate Erhöhung für die Jahre 2023 und 2024 vereinbart worden. Ohne die Verlängerung hätten die seither weiter gestiegenen Gaspreise ab 2024 umso stärker durchgeschlagen Das passiert andernorts schon jetzt, wie Matthias Brauner vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) berichtet. Bei einer Befragung von Unternehmen im Verbandsgebiet seien zuletzt im Juli Preissteigerungen bei Nebenkosten von 50 bis 400 Prozent erfasst worden. Mit 63 Prozent liege man somit eher am unteren Ende der Bandbreite. Wie viel die steigenden Nebenkosten letztlich ausmachen, hängt auch vom Verbrauch ab, betont Anja Ronneburg vom Vorstand der WBG 1903. „Wer eine Temperatur von 24 Grad in seinem Wohnzimmer haben möchte, wird dafür künftig deutlich mehr zahlen müssen.“
Die Anpassungen der Vorauszahlungen für Betriebskosten werden in den nächsten Tagen und Wochen entweder zusammen mit den Betriebskostenabrechnungen für 2021 verschickt oder getrennt davon, sofern die Abrechnungen schon vorher zugestellt worden sind., so der Tenor des Arbeitskreises. Sollten Mieter in finanzielle Bedrängnis geraten, werde man beratend und helfend zur Seite stehen. Die Stadt Potsdam hat zudem in Erwartung der Wohngeld-Reform angekündigt, das Personal in der zuständigen Behörde von derzeit zwölf auf 24 Stellen auszubauen, wie Gregor Jekel, der Bereichsleiter Wohnen der Landeshauptstadt, erklärte.