In Potsdam-Mittelmark steht ein doppelter Wechsel an der Spitze der Kreisverwaltung bevor. Der 1. Beigeordnete ist bereits im Ruhestand, der Landrat nimmt zum 31. März seinen Hut.
Ziemlich genau 13 Jahre steht Wolfgang Blasig (SPD) an der Spitze des Landkreises Potsdam-Mittelmark - und hätte dort noch viele Jahre bleiben können. Doch der drohende Zeigefinger seines Arztes und mehr noch der seiner Ehefrau wiesen einen anderen Weg. Ein Herzinfarkt zeigte dem 67-Jährigen, der seine politische Karriere nach der Wende als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Kleinmachnow begann, dass das Leben endlich ist und Gesundheit ein hohes Gut. Häufig hat ihn in den vergangenen Monaten sein 1. Beigeordneter Christian Stein (CDU) bei Terminen vertreten.
Doch das ist nun vorbei: Christian Stein hat zum Jahresende das Pensionsalter erreicht und wurde in den Ruhestand verabschiedet. Letzteres strebt Wolfgang Blasig am 31. März an. Bis dahin steht am 6. Februar die Wahl eines Nachfolgers im Kalender. Sieben Kandidaten gehen an den Start, allesamt Männer und dem Gros der Mittelmärker kaum bekannt. Bei einer so großen Anzahl an Kandidaten ist die Stichwahl am 20. Februar schon eingerechnet, doch, sollte auch dann keiner der Bewerber neben der absoluten Mehrheit auch die Stimmen von 15 Prozent der Wahlberechtigten erhalten, geht die Suche von vorne los. Dann nämlich entscheidet der Kreistag und die Stelle muss zuvor neu ausgeschrieben werden. In diesem Fall könnte also auch eine Landrätin das Rennen machen, obwohl unter den derzeitigen Kandidaten keine einzige Frau ist.
Wolfgang Blasig hält dieses Szenario für durchaus denkbar. Dennoch setzt er sich strikt dafür ein, vor seiner Verabschiedung in den Ruhestand an seinem 68. Geburtstag die Nachfolge zu sichern. Denn sonst stünde der Landkreis ohne Führung da, nachdem ein erster Versuch der Ernennung eines Nachfolgers für Christian Stein im Dezember an der Doppelkandidatur von Christian Große aus Werder als 1. Beigeordneter und CDU-Landratskandidat gescheitert ist. Große hatte die Auswahlrunde für die Nachfolge Steins gewonnen und war in der Folge von Blasig als Beigeordneter vorgeschlagen worden. Wäre er ernannt worden, hätte die CDU ihren Landratskandidaten verloren. Das wollte die Partei nicht hinnehmen, der Punkt wurde von der Tagesordnung gestrichen.
Trotz der etwas misslichen Lage im Vorfeld der Wahl zieht Wolfgang Blasig eine durchweg positive Bilanz, wenn er auf die Entwicklung des Landkreises seit seinem Amtsantritt zurückblickt. Von einem Landkreis, der 2008 nicht einmal einen mittleren Platz unter den 400 bewerteten erreichte, habe sich die Mittelmark zu einem ostdeutschen Vorzeige-Kreis entwickelt, sagt Blasig nicht ohne Stolz. Keine Brandenburger Region ist bei Zuzüglern so beliebt wie diese, und neben den direkten Speckgürtel-Gemeinden, die sich seit den frühen 1990er-Jahren über regen Zulauf freuen konnten, haben es mittlerweile auch weiter entfernte Orte ins Ranking der Beliebtesten geschafft. Vorausgesetzt, es gibt einen Bahnanschluss.
"Berlin muss innerhalb einer Stunde erreichbar sein", sagt Blasig. Das schaffen Kommunen wie Michendorf, Beelitz oder Werder ohne Probleme. Hinzu kommen zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen, die für Arbeitsplätze vor Ort sorgen. Von mehr als 15 Prozent Arbeitslosigkeit im Jahr 2008 hat es der Kreis auf eine Quote von jetzt 3,9 Prozent geschafft, ein Ergebnis, das quasi der Vollbeschäftigung entspricht. Ebenso positiv ist Blasigs Bilanz der Entschuldung: Vier Jahre nach seinem Amtsantritt war der Landkreis schuldenfrei, bis heute verfügt er über solide Rücklagen. Ausruhen könne man sich dennoch nicht, sagt der scheidende Landrat, denn es stehen noch zahlreiche Aufgaben an. Eine davon ist die Zusammenlegung aller Dienststätten an zwei Standorten: Bad Belzig und Beelitz-Heilstätten. So sollen die Verwaltung abgespeckt und hohe Mietkosten eingespart werden. Vor allem aber will Blasig Ende März ein „sortiertes Haus“ übergeben. Dazu gehört auch der Einsatz für gleichwertige Lebensverhältnisse in ländlich und städtisch geprägten Regionen. Ein Ziel, das in kurzer Zeit kaum zu erreichen ist.