Labor investierte am Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen in einzigartige Kombination
Seit Mitte Januar 2023 befindet sich eine Premiere im Routinebetrieb des Krankenhaus-Labors in Treuenbrietzen: Eine einzigartige Kombination aus Industrieroboter, drei Analyseautomaten, Zentrifuge und Mensch ermöglicht es, die komplette Notfallpalette an Laborwerten rund um die Uhr zu erheben. Betreiber ist das MVZ (Medizinische Versorgungszentrum)-Gemeinschaftslabor Cottbus.
Damit ist es das fünfte Roboterlabor in Deutschland und das erste in dieser komplexen Gerätekonstellation in Deutschland. Das MVZ-Gemeinschaftslabor Cottbus ist seit 1994 Partner des Johanniter-Krankenhauses hier vor Ort. Die Herstellerfirma DIABOTS hat sich auf die Automatisierung der Laboratoriumsmedizin durch Robotersysteme und künstliche Intelligenzen spezialisiert.
Im Einsatz ist der Laborroboter über Nacht von 17.30 bis 6.30 Uhr, Samstag ab Mittag und sonntags, wenn die MTAs (Medizinisch-Technische Assistenten) Feierabend haben und für einen Notfallpatienten trotzdem Werte erhoben werden müssen.
Die Notfallwerte sind nicht so umfangreich wie die tagsüber möglichen Untersuchungen es erlauben, enthalten aber die relevantesten Analysen (Blutbild, Labormarker für Niere, Herz, Leber, Bauchspeicheldrüse, Schilddrüse, Rheuma und Entzündungen).
Der Mehrwert
Vor der Robotereinführung musste für nächtliche Notfall-Laboranforderungen eine medizinischtechnische Assistentin aus der Rufbereitschaft ins Labor kommen, um die Untersuchungen durchzuführen. Jetzt kann sie das digital aus der Ferne überwachen und muss nicht mehr übers Land fahren. Dadurch ist es möglich, den Bereitschaftsdienst mit weniger Mitarbeitenden durchzuführen, was bei dem aktuellen Fachkräftemangel der Hauptgrund für die Einführung der Robotiklösung war. Unterm Strich steht der erheblichen Investition ein gewisser Zeitgewinn für Patienten sowie angepasste Prozesse für die Laborbereitschaft gegenüber. Somit ist gewährleistet, dass auch während der Rufbereitschaft des Labors weiterhin eine adäquate Versorgung mit Laboranalytik vorgehalten werden kann.
Zur Funktionsweise
Ein Stationsmitarbeiter stellt die Blutröhrchen in das Robotersystem. Eine Lichtschranke aktiviert den Roboterarm, der bringt Röhrchen für Röhrchen zum Scanner, der die angeforderten Untersuchungen erkennt und dem jeweiligen Automaten zuführt. Parallel wird die nächtliche MTA-Rufbereitschaft automatisch zu Hause auf einem Diensthandy informiert und loggt sich in das System ein. So kann aus der Ferne geprüft werden, ob die Routinen fehlerfrei ablaufen und die ermittelten Werte plausibel sind. Nach 10 bis 60 Minuten ist eine Auswertung erfolgt und die Werte stehen der Station am Computer zur Verfügung. Unvollständig befüllte oder etikettierte Röhrchen hingegen werden automatisch säuberlich aussortiert und in einer extra Palette (Fehlerrack) abgestellt. Auch hier kann die MTA-Rufbereitschaft die Ursache aus der Ferne klären und die Station informieren. In diesem Fall müsste erneut eine Blutprobe vom Patienten abgenommen und zur Analyse gebracht werden.
Abschaltautomatik in Betrieb
Sobald ein Mensch durch die Lichtschranke in den Arbeitsbereich des Roboters greift, beispielsweise wenn neue Probenröhrchen eingestellt werden, unterbricht das System umgehend seine Arbeit und verharrt in seiner Position. Damit sind Verletzungen ausgeschlossen.
Ist der Bereich wieder frei, wird die unterbrochene Routine an derselben Stelle fortgesetzt. Das ist eine Besonderheit am so genannten kollaborativen Roboter, der mit Menschen zusammenarbeitet.
Umfangreichere Laboruntersuchungen tagsüber
Während der Öffnungszeiten des Labors wird auch weiterhin die umfangreiche Laborpalette angeboten. Sie umfasst beispielsweise Fettwerte, weitere Schilddrüsenhormone, mikrobiologische Untersuchungen. Außerdem liegen Wartungsmaßnahmen, Kalibrationen, Qualitätskontrollmessungen und immunhämatologische Untersuchungen in der Verantwortung der MTAs im Tagdienst.
Zahlen im Überblick
Der Laborbetreiber Limbach Gemeinschaftslabor Cottbus hat dafür einen Betrag im Wert eines Einfamilienhauses investiert. Die Erprobungsphase begann Mitte Juli 2022 und lief bis Mitte Januar 2023. Seit dem 16. Januar 2023 ist die Roboteranlage im Routinebetrieb. Zirka 80 bis 90 Patientenproben werden pro Woche während der Bereitschaftsdienstzeit vom Roboter abgearbeitet.