Der Staudenpapst und Gartenphilosoph Karl Foerster erhält zur 100. Wiederkehr seines Geburtstages eine Jubiläumsausstellung im Potsdam Museum. Dazu gibt es Führungen durch sein Haus und seine Garten in Bornim.
„Karl Foerster ist eine Legende, die zur Stadt gehört“, bekannte Brunhilde Hanke, Potsdams ehemalige Oberbürgermeisterin, in einem 2023 aufgezeichneten Interview. Das Tondokument ist im Potsdam Museum Teil der am Wochenende eröffneten Ausstellung „Neue Wege – Neue Gärten“.
Mit ihr wird der über die Grenzen Deutschlands bekannte Gärtner aus Bornim zu seinem 150. Geburtstagsjubiläum geehrt und sein Andenken wachgehalten. Die 93-jährige Hanke erlebte Foerster noch innerhalb ihrer Amtszeit 1961-1984 und bescheinigt ihm: „Er war kein Freund der DDR. Er war Kosmopolit und schwebte in einer anderen Welt.“
Foerster schrieb seine Bücher aus der Praxis
Doch im eigenen Land haben es Berühmtheiten schwer. Die ihn nicht kannten, werfen ihm heute sein Wirken während der Nazi-Zeit und in der DDR vor. Davon ist allerdings nichts in der Museumsschau zu finden, die vor allem seine großen Verdienste als „Staudenpapst“ würdigt. Hunderte Neuzüchtungen von Rittersporn, Phlox und Sonnenbraut, aber auch von Astern passt er an die Standortbedingungen an, so dass sie ohne spezielle Pflege gedeihen.
Die nach seiner Tochter benannte „Marianne Foerster Stiftung“ gab als eine von zahlreichen Ausstellungsleihgaben den großen Schreibtisch aus seinem Wohnhaus am Raubfang 7, wo der „Gartenphilosoph“ bei der praktischen Arbeit gewonnene und bis heute gültige Gestaltungsprinzipien niederschrieb. Es war der Farbdreiklang von Gelb, Rot und Blau, den er gern vor dem Grün von Gräsern gruppierte. Auch seine kenntnisreich beschriebenen Pflanzenkataloge, Zeitschriften und Bücher sind ausschnittsweise zu sehen.
29 Buchtitel soll er verfasst haben, wovon er einige Veröffentlichungen nochmals neu verpackte. Foerster war eben vor allem Geschäftsmann – wenngleich nicht besonders versiert im Umgang mit Geld. Seine 1907 in Berlin-Westend gegründete Gärtnerei, die 1909 nach Bornim umzog, war kurz nach der Weltwirtschaftskrise 1931 erstmals insolvent und wurde wegen erneuter Liquiditätsprobleme 1959 zu einer halbstaatlichen Kommanditgesellschaft umgewandelt.
Foerster war auch mit Kommunisten in Kontakt
Der 1874 noch zu Beginn des deutschen Kaiserreichs geborene Foerster, der die Gnade eines langen, 96-jährigen Lebens hatte, leistete seine Arbeit somit in vier Gesellschaftsordnungen. Wie er sich dabei politisch verhielt, sei noch kaum erforscht, betont die Kuratorin der Ausstellung, die britische Landschaftsarchitektin und Autorin Heidi Howcroft.
Immerhin hielt Foerster zu seinen Gartenplanern Hermann Mattern und Herta Hammerbacher, trotzdem die Nazis sie wegen ihrer Tätigkeit für die „Rote Hilfe“ im Visier hatten. Es wurde gar von der „Roten Gärtnerei“ gemunkelt, schreiben Fachautoren in dem sehr ausführlichen Ausstellungskatalog. Dass Mattern seit Studententagen durch die gemeinsame Begeisterung für das Neue Bauen mit „Hitlers Architekten“, Albert Speer, bekannt war, wurde zum Glücksfall. Damit bekamen er und Foerster auch wieder staatliche Aufträge. Man kann ahnen, wie viel Anpassung durch Parteimitgliedschaft und Formulierungen in den Schriften dazu nötig war. Denn sie konnten nicht ihre Existenz Bornim einfach verlassen, wie Foersters älterer Bruder, Friedrich Wilhelm Foerster, der als pazifistischer Philosoph bei Kaiser und Nazis aneckte und daher auswanderte.