Der Leiter der Feuerwehr Potsdam, Ralf Krawinkel (r.), stellte gemeinsam mit Michael Naitha, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, die Zahlen und Einsätze der Feuerwehr Potsdam im vergangenen Jahr vor. Mit Blick auf die Einsatzbilanz stellt 2022 ein Rekordjahr für die Feuerwehr Potsdam dar. Foto: Elke Lange
Anstieg von 15,2 Prozent im Vergleich
„Das Jahr 2022 war das zweite Rekordjahr in Folge“, so Feuerwehrchef Ralf Krawinkel. „Erneut mussten im Rettungsdienst, den klassischen Feuerwehraufgaben und in der Regionalleitstelle Nordwest deutlich mehr Einsätze abgearbeitet werden. Die Zahlen unterstreichen eindrucksvoll, wie wichtig eine gut aufgestellte und ausgestattete Feuerwehr zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger ist. Nur gemeinsam konnten die Herausforderungen des abgelaufenen Jahres durch die Freiwillige Feuerwehr und die Berufsfeuerwehr bewältigt werden. Die erhoffte Normalität ist auch in 2022 nicht eingetreten.“
Von den Gesamteinsätzen entfielen 22.009 Einsätze auf die Notfallrettung (plus 13 Prozent zum Vorjahr) und 4.502 Einsätze auf den Krankentransport (plus 49 Prozent). Durchschnittlich 90 mal pro Tag rückte der Rettungsdienst im Jahr 2022 von einem der drei Standorte aus. Dabei schwankten die Einsatzzahlen zwischen 44 Fahrten pro Tag bis zu 133 Einsätzen. Ein durchschnittlicher Rettungsdiensteinsatz dauerte im Jahr 2022 rund 59 Minuten.
„Die Mitarbeitenden im Rettungsdienst, wie auch im feuerwehrtechnischen Dienst waren in den Pandemiejahren nicht nur durch die gestiegenen Einsatzzahlen, sondern auch durch die Corona-Schutzmaßnahmen, welche in einem Stufenkonzept ständig angepasst wurden, deutlich mehr belastet“, so Michael Naitha, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst. Zu den vielseitigen Aufgaben im Rettungsdienst ergänzt er: „Wir helfen auch professionell zu Beginn des Lebens. So wurden im Jahr 2022 durch den Rettungsdienst, in Zusammenarbeit mit der Kinderklinik, 70 Neugeborene oder Säuglinge mittels Inkubatortransport, meist aus kleineren Kliniken, in das Neugeborenenzentrum nach Potsdam verlegt. Darüber hinaus waren wir in 115 Fällen werdenden Müttern rund um den Geburtstermin behilflich oder selbst als Geburtshelfer tätig.“ Die Auswirkungen von extremen Wetterlagen waren, laut Ralf Krawinkel, in 2022 deutlich zu spüren. Durch mehrere Stürme im Frühjahr musste die Feuerwehr Potsdam insgesamt 448 Mal Hilfe leisten. Im Sommer führten Trockenheit und hohe Temperaturen zu einer außergewöhnlichen Waldbrandsaison. Hier unterstütze die Feuerwehr Potsdam landesweit bei der Waldbrandbekämpfung mit unterschiedlichen Fahrzeugen und Einheiten.
Außergewöhnliche Einsätze gab es im Februar und im November: Beim Brand einer Balkonanlage mit Brandübergriff auf zwei Wohnungen waren im Frühjahr 50 Einsatzkräfte beschäftigt. Die Brandbekämpfung zog sich wegen eines schwer zugänglichen Dachbereichs und gleichzeitigem Sturm mehrere Tage hin.
Besondere Einsatzlage und Entwicklung
m Herbst brannten in kurzer Folge in verschiedenen Straßenzügen im Schlaatz Kellerräume und erforderten umfangreiche Einsatzmaßnahmen der Feuerwehr. Im November konnte durch die Feuerwehr Esel „Fritz“ vor dem Ertrinken aus einem Teich auf der Halbinsel Hermannswerder gerettet werden.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag rief die automatische Brandmeldeanlage die Feuerwehr zu einem Altenpflegeheim. Bereits auf der Anfahrt bestätigte sich die Brandmeldung und weitere Kräfte wurden alarmiert. Der Zimmerbrand konnte gelöscht werden. Eine verletzte Person wurde ins Krankenhaus eingeliefert, weitere mussten anderweitig untergebracht werden. Im Juli unterstützte die Feuerwehr Potsdam den Hilfskonvoi des Landesfeuerwehrverbands mit einem Transport-Lkw und zwei Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr.
Einen wichtigen Beschluss fasste die Stadtverordnetenversammlung am 5. Oktober 2022. Mit dem Gefahrenabwehrbedarfsplan wurden die Weichen für die Entwicklung der Feuerwehr Potsdam gestellt.
Mehr Arbeit für das Personal
Die gestiegenen Einsatzzahlen verdeutlichen, dass die Retter in der Not mehr und mehr beansprucht werden. Hinzu kommt: Von 325 Planstellen sind 290 besetzt. Um Einsätze absichern zu können, musste bereits auf Notfallsanitäter von externen Unternehmen zurückgegriffen werden. Kursieren Krankheitswellen würden diese auch durch Arbeitsausfall beim Helfer-Personal spürbar, so Ralf Krawinkel. Übergriffiges Verhalten von Passanten, wie beispielsweise verbale Gewalt, angedrohte oder tatsächliche körperliche Gewalt, spielt bei Einsätzen, laut Feuerwehrchef, eine Rolle, aber glücklicherweise in sehr geringem Maße.