Sonderausstellung in der Gedenkstätte Lindenstraße wird verlängert
Wegen des großen Erfolgs wird die Sonderausstellung „Auf dem rechten Auge blind… Politische Justiz in Potsdam zwischen 1919 und 1933“ um rund zwei Monate bis zum 17. März 2024 verlängert. Das ursprüngliche Ende wäre der 7. Januar 2024 gewesen. Auch ein zusätzliches kostenfreies Begleitprogramm mit Kuratoren-Führungen und einer thematischen Stadtführung wird ausgerichtet. Darüber hinaus steht der Katalogband zur Sonderausstellung sowie der Audioguide in Leichter Sprache weiterhin den Besuchern zur Verfügung.
Zur Sonderausstellung
Die Sonderausstellung „Auf dem rechten Auge blind… Politische Justiz in Potsdam zwischen 1919 und 1933“ blickt kritisch auf die Rechtsprechungspraxis am Potsdamer Amts- und Landgericht in der Zeit der Weimarer Republik. Die Schau präsentiert bisher kaum thematisierte Aspekte der Potsdamer Stadtgeschichte in der Zeit der Weimarer Republik und ergänzt die Hausgeschichte des Justiz- und Haftkomplexes in der Lindenstraße 54/55 als Ort der Untersuchungshaft und des politischen Unrechts um wesentliche neue Erkenntnisse.
Der Anspruch einer Demokratie ist, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich zu behandeln sind. Ausgehend von der Weimarer Reichsverfassung von 1919 erläutert die Sonderausstellung den demokratisch vereinbarten Rechtsrahmen, den diese der judikativen Gewalt in der jungen parlamentarischen Republik zubilligte. Doch die Weimarer Demokratie stand während der gesamten zwölf Jahre ihrer Existenz gehörig unter Druck. Ausgewählte Gerichtsprozesse mit nationaler Reichweite wie der „Weltbühneprozess“ gegen Carl von Ossitzky 1931 oder der Prozess gegen die Teilnehmer der antisemitischen Krawalle auf dem Kurfürstendamm 1931 in Berlin werden neu in den Blick genommen. Ergänzt um zahlreiche spannende Fälle politischer Justiz aus Potsdam – wie der Prozess gegen den Mörder des 17-jährigen Herbert Ritter in Nowawes/Babelsberg 1931 – verdeutlicht die Ausstellung die Diskrepanz zwischen gesetzlich geregelter Rechtsordnung auf der einen Seite und gerichtlicher Rechtswirklichkeit auf der anderen Seite. Die Tendenz „Milde gegen rechts, rigide Härte gegen links“ ist auch in Potsdam nachweisbar. Sie bekräftigt die zeitgenössische Einschätzung, dass die Justiz „auf dem rechten Auge blind…“ war.
Zum Begleitprogramm
* 27. Februar, 17 Uhr / 5. März, 17 Uhr: Kuratoren-Führung - vertiefende Einblicke in die Sonderausstellung mit Dr. Johannes Leicht, Ort: Gedenkstätte Lindenstraße, maximal 20 Teilnehmer, um Anmeldung per E-Mail unter info@gedenkstaette-lindenstrasse.de wird gebeten
* 16. März, 14 Uhr: Thematische Stadtführung - strafrechtliche Verfolgung von politischer Gewalt im öffentlichen Raum, die Stadtführung erläutert an markanten Plätzen, wie die Gerichte mit ihrer voreingenommenen Urteilspraxis mehr zur Unterwanderung als zur Festigung der Demokratie beitrugen, Treffpunkt: vor dem Amtsgericht Potsdam, Hegelallee 8, Ende: Lustgarten, Potsdam, maximal 20 Teilnehmer, um Anmeldung per E-Mail unter info@gedenkstaette-lindenstrasse.de wird gebeten.