Spurensuche: Das ehemalige Kino gehörte, wie das nebenstehende villenartige Restaurantgebäude, zum ehemaligen Viktoria-Garten-Restaurant. Eine Gedenktafel wurde im Jahr 1965 an das ehemalige Kino angebracht und erinnerte an die Arbeiterbewegung des späten 19. Jahrhunderts. Sie nutzte das denkmalgeschützte Gebäude in den Jahren 1890 bis 1918 als Versammlungslokal. Foto: cb
Die Potsdamer Arbeiterbewegung und ihre bedeutenden Sprecher
In unmittelbarer Nähe vom Bahnhof Potsdam-Charlottenhof gibt es zwei markante Gebäude, die für die Sozial- und Kulturgeschichte des Stadtteils und der Stadt Potsdam eine wichtige Rolle spielen: das ehemalige Viktoria-Garten-Restaurant und der dazugehörige große Ballsaal, in dem von 1934 bis 1998 das Kino Charlott seinen Ort hatte. Beide Gebäude sind mittlerweile verkauft und in privater Hand.
Mit drei kurzen Vorträgen und einer Diskussionsrunde soll am Donnerstag, 12. Oktober, die Geschichte des Ortes beleuchtet und Möglichkeiten der öffentlichen Erinnerung an seine Bedeutung insbesondere für die Arbeiterbewegung in Potsdam thematisiert werden. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg und Fraktion Sozial.DIELINKE in der Stadtverordnetenversammlung Potsdam laden zur Teilnahme ein. Beginn der Veranstaltung im Lottenhof, Geschwister-Scholl-Straße 34, ist 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Zu Beginn wird der Architekt und Bauhistoriker Thomas Sander den Ort vorstellen und auch auf die besondere Bedeutung für die Architektur-, Kultur- und Sozialgeschichte eingehen, galt doch der „Viktoriagarten“ als größte Versammlungsstätte der Arbeiter von 1890 bis zur Novemberrevolution 1918 mit prominenten Rednern wie August Bebel. Auch Karl Liebknecht hielt am 15. Januar 1901 seine erste Rede in Potsdam genau hier. Im Anschluss daran wird die Ethnologin Jeanette Toussaint vor allem die Geschichte des Kinos Charlott thematisieren und Uwe Klett von der Geschichtswerkstatt „Rotes Nowawes“ wird einige Stätten der Arbeiterkulturbewegung in Nowawes (Babelsberg) gestern und heute vorstellen.
Daran anschließend steht die Frage im Mittelpunkt, wie längerfristig an die Geschichte des Ortes erinnert werden könnte und welche Möglichkeiten dafür trotz der geplanten kommerziellen Nutzung zukünftig bestehen sollten.