Senioren im Gespräch mit Bürgermeister Andreas Igel
Der Einladung zum Senioren-Stammtisch waren am 27. September mehr als 40 Ludwigsfelder gefolgt, unter ihnen neben vielen interessierten Bürger auch Stadtverordnete, der Geschäftsführer der „Märkischen Heimat“, Frank Kerber, und Kerstin Bornholt, die Pflegekoordinatorin der Stadt Ludwigsfelde.
Die Diskussionsrunden mit Bürgermeister Andreas Igel zum Thema „Ludwigsfelde auf dem Weg zu einer altersfreundlichen Stadt - Wo drückt der Schuh?“ haben schon eine gewisse Tradition, und wie gewohnt hielten sich die Teilnehmer mit ihren Anfragen, kritischen Hinweisen und Anregungen zur Stadtentwicklung nicht zurück. Der Bürgermeister hatte für alle Anliegen ein offenes Ohr, erklärte Zusammenhänge und gab sachkundig Auskunft. Er machte aber auch deutlich, dass nicht jedes angesprochene Problem sofort auf kommunalpolitischer Ebene gelöst werden kann.
Als Beispiel führte er die Situation im Dichterviertel an. Dieses schöne alte Wohngebiet steht unter Denkmalschutz.. Aber das bedeutet auch: Geplante Veränderungen in diesem Stadtteil müssen die Zustimmung der Denkmalschutzbehörde finden. Selbst das Auswechseln der alten maroden Gehweg-Platten aus Beton auf dem Heinrich-Heine-Platz bedarf einer Genehmigung. Dass der Denkmalschutz in solchen Fällen sogar Vorrang vor den Belangen von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen hat, stieß allgemein auf Unverständnis. Es scheint dringend notwendig, Vorschriften des Denkmalschutzes besser an die aktuellen Erfordernisse der Stadtentwicklung anzupassen.
Zu viel Denkmalschutz - Zu wenig Fachärzte?
Angesprochen wurde auch die medizinische Versorgung in Ludwigsfelde: Viel zu lange Wartezeiten auf einen Arzt-Termin oder die Ablehnung als neuer Patient vermitteln den Betroffenen das Gefühl, dass sie auf Grund von Ärztemangel unzureichend ärztlich versorgt werden. Das Problem ist nicht neu. Es lässt sich aber nicht so einfach aus der Welt schaffen, weil die Zulassung von neuen Ärzten nicht durch die einzelne Kommune, sondern durch die Kassenärztliche Vereinigung erfolgt und sich nach dem ermittelten Versorgungsgrad im Landkreis richtet. Überlegenswert könnte daher der Vorschlag aus der Diskussionsrunde sein, sich in Ludwigsfelde am Beispiel einer anderen Kommune zu orientieren und ein eigenes städtisches Gesundheitszentrum zu errichten. Auch junge Ärzte in der Ausbildung könnte man dann vielleicht für den Einsatz in Ludwigsfelde begeistern.
Ebenso überlegenswert ist der Vorschlag einer Gesprächsteilnehmerin, einen eigenen Pflegestützpunkt für die Stadt einzurichten. Es gibt bei älteren Menschen einen zunehmenden Bedarf an Beratung zur Pflege, der derzeit noch nicht ausreichend befriedigt werden kann. Kerstin Bornholt, die Pflegekoordinatorin der Stadt, kündigte an, dass der Ausbau der Beratungsangebote für Pflege-Angelegenheiten ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit sein wird. Auch ein Projekt „Pflege vor Ort“ könnte künftig die Situation etwas verbessern: Es gibt Überlegungen, in den Räumlichkeiten der Märkischen Heimat ein regelmäßiges Beratungsangebot zur Verfügung zu stellen. Das Projekt ist in Vorbereitung.
Dass im Dichterviertel und woanders im Stadtgebiet Bänke und Papierkörbe, Fahrradboxen und Unterstellmöglichkeiten für Rollatoren fehlen, dass im Ortsteil Ahrensdorf einzelne Straßen zu „Rennstrecken“ für Autofahrer werden oder dass der Zustand von Wegen und Zufahrten im Dichterviertel teilweise unzumutbar ist - auch solche Unzulänglichkeiten kamen zur Sprache und wurden registriert. Besonders die Ausstattung mit mehr Bänken würde den Bedürfnissen vieler Ludwigsfelder entgegenkommen – ein relativ leicht zu realisierender Beitrag für eine noch seniorenfreundlichere Stadt.
Der Seniorenbeirat wird die bei diesem Senioren-Stammtisch zusammengetragenen Hinweise und Anregungen ebenso wie die Ergebnisse der Stadtteil-Rundgänge weiter in die Arbeit einbeziehen. Und in absehbarer Zeit wird wieder gefragt: Wo drückt der Schuh?