Die Schauspielerinnen Gerit und Anja Kling lesen aus ihrer gemeinsamen Biografie über ihre Kindheit, Jugend und das Jetzt in Michendorf und Potsdam.
Sie sind die prominentesten Schwestern Michendorfs: Die Schauspielerinnen Gerit und Anja Kling. Kein Wunder also, dass ihre Lesung am Sonnabend, dem 9. März 2024, schon lange ausverkauft ist. So pragmatisch, wie sie ihr Leben in ihrer Doppel-Autobiografie, „Dann eben ohne Titel…“, beschreiben, haben sie für den Sonntag darauf, den 10. März 2024, einen weiteren Termin im Gemeindezentrum „Zum Apfelbaum“ mit dem Kulturbund vereinbart. Dafür gibt es noch freie Plätze.
Dabei kommt der Name „Michendorf“ auf den 255 Buchseiten nicht einmal vor. Denn man lebt in „Wilhelmshorst“, das 2003 zum Gemeinde-Ortsteil wurde. 1975 zogen die Schwestern im Alter von zehn und fünf Jahren durch einen Wohnungstausch der Eltern aus Potsdam dorthin – in ein Holzhaus mit viereinhalb Zimmern. „Der Westen – das immer leuchtende und glamouröse Westberlin – befand sich in greifbarer Nähe, war für uns aber unerreichbar“, schreibt Gerit Kling über diese Zeit mit der Grenzmauer vor der Nase.
Bühnenerfahrung seit der Kindheit
Das prägte: Sie habe das Gefühl des Eingesperrtseins gehabt und Fernweh. Gerade in ihrem Beruf, den Gerit Kling – wie auch später ihre jüngere Schwester – an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin erlernte, habe sie die Perspektive bedrückt, nie im Ausland spielen oder drehen zu können. Dennoch äußern sich die Kings nie mit Groll über ihre DDR-Zeit. Ihr ging es nicht schlecht, bekennt Gerit Kling angesichts ihres geschmeidigen Berufsstarts ohne Existenzängste. Für die Ältere stand schon früh fest, dass sie auf die Bühne will.
Erste Bühnenerfahrungen sammelte sie am Theater im Pionierhaus Potsdam, das Ulrich Anschütz vom Hans-Otto-Theater leitete. Mit 15 Jahren bestand sie den Aufnahmetest an der „Ernst Busch“. Im 2. Studienjahr wurde sie von Dieter Mann am Deutschen Theater engagiert. Aus dieser Zeit erinnert sie sich an eine komische Szene, die ihre Altenburger Großmutter väterlicherseits vor Publikum machte. Sie fragte den Intendanten: „Ob aus meiner Enkelin e’ma was wird?“ Geworden ist aus beiden Enkelinnen etwas. Anja Kling beschreibt ihre Oma als einen „fröhlicher Kugelblitz“, ohne jedwede Scheu, sich komödiantisch zu präsentieren. Von ihr haben sie beide ihr Talent geerbt, ist sie sich sicher.
Gerit Kling war im wahrsten Wortsinne die Vorturnerin: Bei Turbine Potsdam trainierte sie, das wollte dann die Jüngere auch. Die geschulte Beweglichkeit ließ sie die Aufnahmeprüfung an der Ballettschule bestehen, ohne jemals getanzt zu haben. Angemeldet dazu hatte sie ihre ältere Schwester. Dort lernte sie zwar ihren Partner für die nächsten 22 Jahre kennen, aber der machte sie auf ihre geringen Berufsaussichten aufmerksam.
Hauptrolle während der Schulzeit
Also ging sie ans Helmholtz-Gymnasium in Potsdam, legte ihr Abitur ab. Für das Casting zum Defa-Kinofilm „Grüne Hochzeit“ in Babelsberg wurde sie aus hunderten Potsdamerinnen ausgewählt und feierte 1978 mit 16 ihr Leinwanddebüt in der weiblichen Hauptrolle dieser Jugendromanze. Dass auch Gerit eine kleinere Rolle übernimmt, thematisieren sie nicht. Jedoch, dass sie unzertrennlich sind, vieles gemeinsam unternehmen und sogar wegen ihrer Ähnlichkeit die Identität tauschten.
„Anja und ich waren wie ein Kiek und ein Ei“, äußert Gerit. „Was die eine als Schwäche hatte, war die Stärke der anderen.“ Am Ende ziehen sie sogar zusammen ins Nachbarhaus ihrer Eltern in Wilhelmshorst, ihre Kinder wachsen gemeinsam auf.
Die Klings werden mit ihrer Lesung Erinnerungen bei den Michendorfern wachrufen. Sie sagen selbst, dass sich viel in ihrem Heimatort verändert habe. Sie werden ungeschminkte Einblicke in ihre Branche geben. Möglicherweise erzählt Anja Kling, wie in der Eile vergessenes Abschminken nach einem Filmdreh andere Personen zu falschen Schlüssen auf den Zustand von Prominenten verleiten kann.
Sonntag, dem 10. März, um 19.30 Uhr im Gemeindezentrum, Potsdamer Straße 64, in Michendorf. Der Eintritt kostet 18 Euro.