Blickpunkt-Telefonaktion: Expertenteam der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) beantwortete Fragen zum Thema Drogen
Es meldeten sich am Montag Eltern und Großeltern, aber auch junge Leute, die selbst Drogen konsumieren. Gefragt wurde zum Beispiel nach den Anzeichen von Drogenkonsum, nach dem Abhängigkeitspotenzial von Cannabis und anderen Drogen, nach Testmöglichkeiten und wie man aus der Abhängigkeit aussteigen kann. Ein Beraterteam der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) beantwortete die Fragen.
Unser Sohn (21) behauptet, dass er keine Drogen nimmt. Kann man das mit einem Haartest prüfen?
Theoretisch gibt es solche Tests, aber das wird das Problem nicht lösen. Selbst wenn ihm nachgewiesen wird, dass er Drogen konsumiert, wird ihn das nicht dazu bringen, es zu lassen. Erfolgversprechender ist es, mit dem jungen Mann zu sprechen. Sie können ihm ja ganz offen sagen, warum Sie vermuten, dass er noch Drogen konsumiert. Sagen Sie ihm auch, welche Folgen das aus Ihrer Sicht haben kann und dass Sie sich große Sorgen machen. Im Gespräch bleiben ist das Allerwichtigste – und die einzige Möglichkeit, eine Veränderung herbeizuführen. Denn Ihr Sohn trägt die volle Verantwortung für sein Leben. Er ist volljährig.
Unsere Tochter (14) macht uns Sorgen, da sie in ihrem Freundeskreis oft Joints raucht. Sie sagt selbst, dass sie dadurch manchmal Dinge verschusselt. Aber aufhören will sie nicht. Was können wir tun, damit sie das Kiffen lässt?
Ihre Tochter hat bereits einen Schritt in die richtige Richtung getan. Sie sieht die negativen Auswirkungen des Cannabis-Konsums. Der Weg zum Verzicht gelingt oft nur Stück für Stück. Sie können ihr helfen, indem Sie diese kritische Reflexion fördern, zum Beispiel, indem Sie sie fragen, was sie erwartet, wenn sie weiter kifft wie bisher oder was sich verändern würde, wenn sie weniger kifft. Vielleicht führen diese Überlegungen dazu, dass sie beginnt, über einen Ausstieg nachzudenken.
Wie merkt man, ob man schon von Cannabis abhängig ist?
Zum Beispiel, indem man öfter und mit immer höherem THC-Gehalt kifft. Das Kiffen wird immer wichtiger. Andere Dinge, wie Hobbys oder Dates mit Freunden geraten in den Hintergrund. Doch die Abhängigkeit von Cannabis ist nicht so eindeutig wie die von anderen Drogen. So sind Gewohnheitskiffer oft unsicher, ob Kontaktschwierigkeiten, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit oder Stimmungstiefs tatsächlich etwas mit dem Kiffen zu tun haben. Gleiches gilt für die Tatsache, dass sie sich vieles vornehmen, aber nicht „in die Gänge kommen“.
Kann Cannabis Psychosen auslösen?
Cannabis kann Auslöser einer bislang verborgenen Psychosesein. Woran es liegt, dass Kiffer häufiger eine Psychose bekommen als Menschen, die kein Cannabis konsumieren, ist noch nicht ganz geklärt. Studien deuten aber darauf hin, dass das Risiko einer Psychose mit der Intensität des Cannabiskonsums zunimmt.
Mein Sohn kifft, seit er 13 ist. In der Schule wird er zunehmend schlechter. Hat das mit dem Kiffen zu tun?
Das ist möglich. Es gibt viele wissenschaftliche Studien, die zu dem Schluss kommen, dass der frühe Einstieg in den Konsum von Cannabis das Risiko dauerhafter Beeinträchtigung der Gedächtnis- und Konzentrationsleistung erhöht.
Gibt es online Hilfe für Jugendliche, die das Kiffen lassen wollen?
Wir empfehlen das digitale Ausstiegsprogramm der BZgA „Quit the Shit“. Damit haben bereits viele Konsumenten geschafft mit dem Kiffen aufzuhören oder den Konsum zu verringern: www.quit-the-shit.net/qts/.
Mein Sohn meint, erst mit Ecstasy wird eine Party richtig gut. Suchtgefahr bestehe nicht. Ist das so?
Nein, Ecstasy hat ein hohes psychisches Abhängigkeitspotenzial. Aus Sehnsucht nach den angenehmen Effekten wird immer wieder zur Droge gegriffen. Ecstasy fördert die Freisetzung der Glücksbotenstoffe Dopamin und Serotonin. Dadurch steigt die Leistungsfähigkeit und man fühlt sich extrem energiegeladen Es besteht die Gefahr, dass man sich weit über seine Grenzen hinaus belastet, zum Beispiel bis zum Überhitzungsschock oder Kreislaufkollaps tanzt. Nach Abklingen der Wirkung stellen sich körperliche Erschöpfung und unter Umständen Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Depressionen und Angstzuständen ein.
An meinen Sohn (16) komme ich nicht mehr ran. Er nimmt häufig Drogen und das seit Monaten. Er scheint mir völlig abwesend zu sein. Was soll ich tun?
Scheuen Sie sich nicht, mit einer psychosozialen Beratungsstelle Kontakt aufzunehmen. Das sind entweder Jugend- oder Drogenberatungsstellen. Dort bekommen Sie fachkundige Hilfe. Die Beratungsstelle ist auch eine gute Anlaufstelle für Ihren Sohn. Beratungsstellen, geordnet nach Postleitzahlen, finden Sie zum Beispiel unter www.dhs.de/service/suchthilfeverzeichnis
Ich ahne, dass meine Tochter (16) hin und wieder kifft. Wie kann ich sie darauf ansprechen, ohne dass sie sich abwendet?
Am besten, Sie vereinbaren einen für beide Seiten passenden Gesprächstermin. Steigen Sie dann nicht mit Vorwürfen ein. Auch verhörartige Gesprächstaktiken sind ungeeignet. Benennen Sie ganz sachlich Ihre Sorgen und Ängste. Mehr Tipps zur Gesprächsführung finden Sie auf der BZgA-Plattform www.cannabispraevention.de/eltern/ .
Mein Bruder (27) und ich waren immer eng miteinander. Doch seitdem er Dogen nimmt, blockiert er völlig. Mich macht das ganz krank. Was kann ich tun?
Leider nicht viel. Er ist ein erwachsener Mann und voll für sein Tun verantwortlich. Sie haben keinerlei Handhabe, darauf Einfluss zu nehmen, wenn er es nicht will. Wenn Sie möchten, können Sie ihm hin und wieder eine Karte oder einen Brief schreiben, um von Ihrer Seite das Interesse am Kontakt zu unterstreichen. Vielleicht ändert sich die Situation irgendwann. Außerdem rate ich Ihnen, für sich selbst professionelle Hilfe zu suchen, damit Sie wieder Freude am Leben finden, unabhängig vom Drogenkonsum Ihres Bruders. Viele Drogenberatungsstellen beraten auch Angehörige, weitere Anlaufstellen wären Angehörigen- oder Lebensberatungsstellen. Entsprechende Selbsthilfegruppen finden Sie zum Beispiel unter www.dajeb.de.