Lesung und Diskussion am Montag
Max Czollek beobachtet: Nach großen Gesten der deutschen Selbstvergewisserung hat sich in letzter Zeit so einiges verändert. Das Berliner Stadtschloss feiert die preußischen Könige, mit dem neuen Militärhaushalt wird eine Zeitenwende beschworen und der deutsche Bundespräsident bedankt sich auf seiner Israelreise ungefragt für die „Versöhnung“. Deutschland scheint sich mustergültig an den Holocaust zu erinnern.
In Potsdam wächst nur 1,70 Meter neben dem Rechenzentrum weithin sichtbar die Rekonstruktion des ehemaligen Garnisonkirchturms. Die Stiftung wirbt für ihr Wiederaufbauprojekt mit dem Slogan: „Geschichte erinnern, Verantwortung lernen, Versöhnung leben”. Das Rechenzentrum wurde als DDR-Datenverarbeitungszentrum nach der Sprengung des im Krieg beschädigten Turms am Standort der ehemaligen Garnisonkirche erbaut, und im Erdgeschosssockel preist ein Mosaik den sozialistischen Fortschrittsglauben. Das heutige Nebeneinander der einerseits umgenutzten und andererseits rekonstruierten Gebäude und Zeitschichten macht das Areal zu einem Ort plakativer und ungewöhnlicher Erinnerungskultur. Genau hier soll diskutiert werden.
Nach einer Lesung wird Max Czollek mit Konfliktforscher Michael Daxner ins Gespräch kommen, bei dem er 2016 im Studiengang „Interdisziplinäre Antisemitismusforschung” promovierte. Danach startet die Diskussion mit dem Publikum. Moderiert wird das Gespräch von Kristina Tschesch.
Der Abend ist eine Veranstaltung des Freundliche Übernahme Rechenzentrum e.V. und wird realisiert in Kooperation mit dem Moses Mendelssohn Zentrum und dem Rechenzentrum und mit Büchertisch vom Buchladen Sputnik.
Die Lesung findet am Montag, 27. November, statt. Einlass ist um 19.30 Uhr, Beginn um 20 Uhr im Kosmos im Rechenzentrum Potsdam, Dortustraße 46. Der empfohlene Eintritt liegt bei 5 bis 10 Euro. Weitere Informationen gibt es unter https://rz-potsdam.de/termin/versoehnungstheater.