Wenn die Suchterkrankung die Familie betrifft
Wenn ein Mensch an einer Sucht leidet, beeinflusst das auch das Leben der Angehörigen. Gefühle wie Verzweiflung, Hilflosigkeit und Scham zählen in betroffenen Familien häufig zum Alltag. Das prägt vor allem die Kinder und erhöht deren Risiko, später ebenfalls eine Suchterkrankung zu entwickeln. Gerade die Unsicherheiten im Umgang mit dem suchterkrankten Elternteil, dem Bruder oder der Tante führen dazu, dass Angehörige sich Unterstützung in einer Suchtberatungsstelle oder Sucht-Selbsthilfegruppe suchen. Die 28. Sucht-Selbsthilfetagung der BLS am 12. März 2023 richtet sich daher an Betroffene UND Angehörige und bietet unter anderem Workshops, die ausschließlich für Familienmitglieder und Personen aus dem Umfeld von suchterkrankten Menschen reserviert sind.
Bereits seit Jahren ist die Sucht-Selbsthilfetagung der BLS der zentrale Termin zum Austausch und zur Vernetzung von Sucht-Selbsthilfe-Akteuren im Land Brandenburg. Diesmal treffen sie sich unter dem Thema: „WIR, DU, ICH UND DIE SUCHT – Wenn die Familie (mit-)betroffen ist“.
Dass diejenigen, die mit suchterkrankten Menschen leben, vor große Herausforderungen gestellt werden, griff die BLS bereits mit dem neuen Angebot „Angehörigen-Lots*in“ im Lotsennetzwerk Brandenburg auf. Hier können sich Menschen, die einen guten Umgang mit der Suchterkrankung eines Familienmitglieds gefunden haben, schulen lassen, um künftig andere Betroffene auf diesem Weg begleiten und stärken zu können. Da der Hilfebedarf groß ist, widmet sich nun auch die 28. Sucht-Selbsthilfetagung den Angehörigen.
Umfeld im Fokus
„Wir wollen mit der Tagung die besondere Situation der Angehörigen in den Blick nehmen.", betont Andrea Hardeling, Geschäftsführerin der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V.. Gleichzeitig wolle man die Familien dabei unterstützen, in einen hilfreichen Dialog zu kommen. „Im Projekt selbstbestimmt – Suchtprävention für vulnerable Zielgruppen sehen wir, wie wichtig es ist, auch Kinder mit einem suchtbelasteten Elternteil zu unterstützen, um sie zu stärken,“
Eröffnet wird die Tagung von Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher: „Selbsthilfegruppen sind ein wichtiger Bestandteil des Hilfesystems. Der Austausch mit anderen Betroffenen, Menschen, die ohne viel Worte wissen, worum es geht, hilft sehr." Eine Suchterkrankung in der Familie könne zur Zerreißprobe werden. Angehörige leiden oft unter Schuld- und Schamgefühlen. „Hier bieten Selbsthilfegruppen eine wertvolle Stütze.“
Nach den Grußworten der Ministerin und Rosemarie Lieckfeldt vom Suchtgefährdetendienst der Diakonie berichtet im Hauptvortrag der Tagung MutMentorin Christina Reich von ihren Erfahrungen als Kind eines alkoholabhängigen Vaters und möglichen Bewältigungsstrategien. Weitere Anregungen erhalten die Teilnehmer anschließend in einem der fünf Workshops, unter anderem zur Überwindung von Schuld und Scham oder der Arbeit von Selbsthilfegruppen im Themenfeld.
Weitere Informationen sowie das detaillierte Programm der Tagung gibt es unter www.blsev.de/termine beziehungsweise www.selbstbestimmt-brandenburg.de.