Die SPSG stellte am Dienstag die Pläne vor
Es wird bereits kräftig gestemmt, gebohrt und gehämmert: Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) saniert das „Kleine Schloss“ im Potsdamer Park Babelsberg. Mit den voraussichtlich zweijährigen Baumaßnahmen konnte nach der Untersuchungs- und Planungsphase im September begonnen werden. Das Haus wird nach Abschluss der Arbeiten wieder ein Restaurant plus einen Außerhausverkauf sowie zwei Wohnungen für Stifftungsmitarbeiter aufnehmen.
Ermöglicht wird die Instandsetzung durch das Sonderinvestitionsprogramm 2 (SIP2, Masterplan) für die preußischen Schlösser und Gärten, dass der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin bis 2030 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft aufgelegt haben.
Die Geschichte des Hauses
Das heute als „Kleines Schloss“ bekannte Café und Restaurant im Babelsberger Park ist am Havelufer erst 1980 unweit der Grenzanlagen eingerichtet worden. Im 19. Jahrhundert war das von Eduard Gebhardt 1841 nach englischen Vorbildern gestaltete neogotische Haus als „Prinzenburg“ zunächst Wohnsitz des preußischen Prinzen Friedrich Wilhelm (1831-1888), der 1888 als Kaiser Friedrich III. den Thron bestieg. Danach diente das Gebäude viele Jahre als „Damenhaus“ für die Gräfin Luise von Oriola (1824-1899), einer Hofdame Kaiserin Augustas (1811-1890).
Vor dem Erwerb durch den Prinzen Wilhelm (1797-1888, später preußischer König und deutscher Kaiser Wilhelm I.) hatte das Haus einem Weber Blume aus Nowawes gehört. Nach dem Ende der Monarchie 1918 wurde es von der Schlösserverwaltung für Wohnzwecke vermietet. Seit 1934 wohnte der aus Potsdam stammende Komponist Hans Chemin-Petit (1902-1981) mit seiner Familie im Kleinen Schloss. Im April 1945 erlebten sie hier den schweren Luftangriff auf Potsdam, der auch den Babelsberger Park traf und das Kleine Schloss stark beschädigte. Die Chemin-Petits überlebten die Bombennacht in einem eigens für sie gebauten Luftschutzbunker hinter dem Haus.
Der Luftschutzkeller blieb auch beim Um- und Ausbau des ruinösen Gebäudes zur „Parkgaststätte Strandterrassen“ nach 1958 erhalten und wird bis heute als Vorratskeller genutzt. Nach dem Ausbau der Grenzanlagen seit 1961 setzte sich der Gastronomiebetrieb der Strandterrassen noch wenige Jahre fort. Nach längerem Leerstand erfolgte 1980 ein erneuter Umbau zur Gaststätte „Kleines Schloss“, bei der eine Wiederherstellung des früheren Erscheinungsbildes angestrebt wurde.
Die Sanierung umfasst die vollständige Wiederherstellung der Fassaden, Dächer und Innenräume. Darüber hinaus werden brandschutztechnische und energetische Ertüchtigungen unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte realisiert. Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich Mitte 2024 abgeschlossen sein. Danach erfolgt der Einzug der künftigen Nutzer. Für das Projekt werden Gesamtbaukosten in Höhe von 2,98 Millionen Euro veranschlagt.