Mitwirken von Brandenburgern und Berlinern im öffentlichen Raum
„Du bist am Zug“ ist ein kunstwissenschaftliches Projekt, bei dem kreative Beiträge im öffentlichen Raum präsentiert werden. Im Juli und August werden in Kooperation mit der Wall GmbH und dem Urban Nation Museum 1500 City-Light Plakate in Berlin verlost, die von den Menschen in der Stadt frei gestaltet werden können.
Worum geht es?
Was die Stadt einzigartig macht, sind die Menschen, die in ihr leben und sich in ihr aufhalten. Im öffentlichen Raum erfährt man jedoch kaum etwas über die Menschen in der Stadt. Wir wissen nicht, was sie bewegt, was für sie wichtig ist, was sie schön finden, was ihnen Sorgen bereitet. Der öffentliche Raum zeigt uns Marken, Werbung, manchmal auch Werke berühmter Künstler. Die meisten Menschen aber bleiben unsichtbar. Mit dem Projekt „Du bist am Zug“ soll Bürgern die Möglichkeit gegeben werden, sich mitzuteilen. Die Teilnehmenden können die Form ihres Beitrages frei wählen. Zugelassen sind Fotos, Gedanken, Gedichte, Witze, Sprüche, Zeichnungen oder Bilder. Ausgeschlossen sind Beiträge die zu Hetze, Gewalt und anderen rechtswidrigen Äußerungen aufrufen, sowie Werbung jeglicher Art. In Zweifelsfällen wird ein Gremium über die Zulässigkeit eines Beitrags entscheiden.
„Du bist am Zug“ ist ein Pilotprojekt. Berlin wird damit zur ersten Stadt, die einzelnen Menschen die Chance gibt, Inhalte ihrer Wahl mit Mitbürgern zu teilen. Der Initiator Tim Schnetgöke ist als Fotograf immer wieder davon fasziniert, welchen Aufwand manche Menschen betreiben und welche Risiken sie eingehen, um in der Stadt sichtbar zu werden, ohne dass sie einen finanziellen Nutzen davon erwarten können. Warum es keine Themenvorgaben bei dem Projekt gibt, beschreibt er aus einer eigenen Erfahrung aus dem Studium: „Ausschlaggebend war ein Seminar mit völlig freier Themenwahl. Das war sehr ungewöhnlich, hatte aber zufolge, dass die Studierenden ihre Referate darüber gehalten haben, was sie wirklich begeistert hat und diese Begeisterung war oft ansteckend. Diese Erinnerung daran hat dazu geführt, dass ich bei „Du bist am Zug“ die Themenwahl den Teilnehmenden überlassen möchte“.
Die Initiatorin Katya Assaf-Zakharov, Rechtswissenschaftlerin, findet, dass „Kreativität einen neuen juristischen Rahmen braucht: Neben dem Urheberrecht, das sich am kommerziellen Erfolg orientiert, sollte mehr Raum geschaffen werden, um sich zu äußern und wahrgenommen zu werden“. Sie ergänzt: „die interessantesten Geschichten hört man oft nicht, wenn man Fragen stellt, sondern wenn man schweigt und wartet, was einem erzählt wird“. Zusammen entwickeln Katya Assaf-Zakharov und Tim Schnetgöke das Konzept für das Projekt ausgehend von ihrer Vision eines Rechts der Bürger, an der Gestaltung des öffentlichen Raums unmittelbar teilzunehmen. Bis zum 5. Juni können die Beiträge auf der Webseite dubistamzug.net hochgeladen werden. Teilnehmen können alle, die sich aktuell in Berlin befinden. Auch Beiträge von Kindern sind willkommen, Eltern können die Beiträge in ihrem Namen einreichen. Sollten mehr als 1.500 Beiträge auf der Webseite hochgeladen werden, entscheidet ein Zufallsgenerator, welche Einsendungen zwischen dem 5. Juli und 31. August an verschiedenen Orten auf Plakatwänden in Berlin gezeigt werden. Alle eingesendeten Beiträge werden auf der Webseite präsentiert und über soziale Medien geteilt.