Bürger reichen neue Petition zu „Kunstrasen“-Sportstätte
Gesine und Wolfgang Almus haben Anfang Juli eine Petition bei der Stadtverordnetenversammlung eingereicht. Ziel dieser Petition ist, dass Fußballplätze und andere im Freien liegende Sportstätten im Stadtgebiet grundsätzlich nicht mehr mit „Kunstrasen“, also Kunststoff, belegt werden dürfen. Geplante Maßnahmen, im Freien befindliche Sportstätten mit einem Kunstrasen-Belag auszustatten, sind unverzüglich einzustellen.
Die beiden KWer Bürger begründen die Notwendigkeit darin, dass von Kunstrasen eine erhebliche ökologische wie gesundheitliche Gefahr ausgeht. So wurde 2022 im Rahmen einer Masterarbeit am Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik untersucht, inwiefern und in welchem Umfang Kunstrasen-Fußballplätze durch die Witterung und durch Bespielen Quellen gefährlichen Mikroplastiks darstellen.
Kunstrasen ist fünftgrößte Quelle von Mikroplastik in Europa
Das Untersuchungsergebnis zeigt, dass insbesondere von der Füllung des „Kunstrasens“, dem sogenannten „Infill“ (bis zu 50 Tonnen kleiner, elastischer Plastikkügelchen je Fußballplatz), eine gravierende, bislang völlig unterschätzte Mikroplastik-Gefahr für die Umwelt ausgeht. Die Europäische Chemikalienagentur in Helsinki kalkuliert, dass jährlich allein durch Kunststoffrasen-Fußballfelder europaweit rund 16.000 Tonnen Mikroplastik in die Umwelt abgegeben werden. Das Fraunhofer Institut schätzt deshalb diese Kunstrasen-Fußballfelder als fünftgrößte Quelle von Mikroplastik in Europa ein. Dieser „Infill“ ist einerseits wegen der Beschwerung des „Kunstrasens“ erforderlich, er macht andererseits den Kunststoff-Belag eines Fußballplatzes elastisch, gut bespielbar und soll beim Sturz eines Spielers Verletzungen verhindern.
Einige deutsche Städte ziehen Konsequenzen
Aufgrund dieser Untersuchung hat beispielsweise die Stadt Oberhausen entschieden, zukünftig den kontinuierlich auszutauschenden zu ergänzenden „Infill“ nur noch mit Sand und nicht mehr mit Plastikkügelchen vorzunehmen. Kork oder Reisspelzen kämen wohl alternativ in Frage, sind jedoch erheblich teurer. Der Kunstrasen-Belag verliert durch Sand-, Kork-„Infill“ und anderes organische Material allerdings seine vermeintlichen Vorteile, nämlich seine schnelle Bespielbarkeit nach Regen und seine Elastizität, die Verletzungen der Spieler vorbeugen soll.
„Die Lobby der Kunstrasen-Hersteller hat bislang trotzdem erfolgreich -ungeachtet der nachgewiesenen, gravierenden Mikroplastik-Gefährdung durch Kunstrasen- ein Verbot von Kunstrasen-Fußballplätzen verhindern können, das die Europäische Kommission schon lange vorgeschlagen hat“, erklären die Petitions-Initatoren Gesine und Wolfgang Almus.
Die Gefahr, die durch die kontinuierliche und massive Verschmutzung mit Mikroplastik für Sportler und Umwelt ausgeht, sei längst bekannt. Zudem seien die Kunstrasen-Herstellung und –Entsorgung sowie seine begrenzten Recyclingmöglichkeiten, ökologisch unvertretbar, betonen Gesine und Wolfgang Almusen in ihrer Petitions.
Aus diesem Grund müsse im Stadtgebiet unter ökologischen und gesundheitlichen Gesichtspunkten der Einbau von Kunstrasen-Belägen auf Sportstätten verhindert werden. Hierfür sei ein entsprechender Grundsatzbeschluss der Stadtverordnetenversammlung mit Dringlichkeit geboten.