Beräumung ist auch nach wiederholten Einsätzen eher unwahrscheinlich
Der erste große Waldbrand bei Jüterbog in diesem Jahr ist mittlerweile gelöscht. Die genaue Auswertung der Schäden und Kosten im Zusammenhang mit den Bränden ist noch nicht abgeschlossen, wie Isabel Gabei sagt, Sprecherin der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg, die Eigentümerin der Flächen ist.
Wie schon bei früheren Bränden wurden die Löscharbeiten auch diesmal dadurch erschwert, dass auf der Fläche Kampfmittel liegen und Feuerwehrleute daher nicht alle Areale betreten können. Doch daran wird sich offenbar nichts ändern. Zwar entsteht auch durch die Sperrung der Autobahn – wie im vorigen Jahr – oder durch den verzögerten Einsatz von Feuerwehrleuten, die ihre eigentliche Arbeit liegenlassen müssen, ein volkswirtschaftlicher Schaden. Doch die Kosten für die Beräumung liegen um ein Vielfaches höher, wie Gabei berichtet. „Bereits für die Beräumung der betroffenen Gebiete wurden beträchtliche finanzielle Mittel aufgewendet, insgesamt etwa 1,8 Millionen Euro von 2000 bis 2022“, so die Sprecherin der Stiftung.
Kompletträumung kostet 250 Millionen Euro
„Eine vollständige Entmunitionierung würde schätzungsweise mindestens 250 Millionen Euro erfordern“, sagt Gabei. Zu den enormen Kosten kommt auch Personalmangel: Es gibt weder genügend Kampfmittelräumer noch Siebanlagen. Das liegt unter anderem daran, dass in Brandenburg noch immer zirka 585.000 Hektar unter Kampfmittelverdacht stehen, wie Andreas Carl erklärt, der stellvertretende Pressesprecher des Ministeriums des Innern und für Kommunales. Daher müssten bei der Munitionsbergung Prioritäten gesetzt werden. Der Schutz der Bevölkerung in städtischen Verdichtungsräumen wie zum Beispiel der Stadt Oranienburg oder Potsdam hätten dabei die oberste Priorität, da dort regelmäßig eine große Anzahl von Menschen betroffen sind.
Die Munitionsräumer haben dort viel zu tun. Allein 2022 wurden im Land rund 490 Tonnen Kampfmittel gefunden und vernichtet, so Sprecher Carl. Darunter seien unter anderem 800 Minen, 37.000 Granaten, 800 Brandbomben, 140 Sprengbomben über fünf Kilogramm, 11.400 Stück Panzerabwehrraketen oder Raketen, 7.500 Waffen oder Waffenteile sowie 578.000 Stück Handwaffenmunition gewesen. „Mehr als 5.300 Anfragen von Grundstückseigentümern auf Kampfmittelbelastung wurden bearbeitet.“ Der Kampfmittelbeseitigungsdienst sei zudem im Rahmen der Gefahrenabwehr in rund 2.000 Fällen zu einem Verdacht gerufen worden. Brandenburg gab für die Kampfmittelräumung von Anfang bis Ende November 2022 insgesamt 13,9 Millionen Euro aus.
Gesamte Vegetation würde verschwinden
Die Kosten und das fehlende Personal sind nicht die einzigen Gründe, die eine Räumung sehr aufwendig machen. Denn für die Beräumung des Gebiets müsste außerdem die gesamte Vegetation entfernt werden, wie Stiftungssprecherin Gabei berichtet. Anschließend müsste der Boden mindestens zwei Meter tief durchgesiebt werden. „Wo jetzt Wildnis ist, würde eine Bergbaufolgelandschaft entstehen“, sagt sie.
Eine Beräumung des Gebiets werde dennoch diskutiert und bewertet. Bei der Auswertung und einer möglichen Nachsteuerung der Waldbrandschutzstrategie werde gemeinsam mit Behörden, Einsatzkräften und Experten zusammengearbeitet.