20 Jahre später: Wie viel Caputh, Ferch und Geltow steckt heute in Schwielowsee?
20 Jahre Gemeinde Schwielowsee haben ihre Spuren hinterlassen. Im Rahmen einer Festveranstaltung wurde am 1. Juni das Jubiläum vor dem Rathaus gewürdigt.
Bürgermeisterin Kerstin Hoppe brenne noch immer für die Aufgaben, die es im Sinne der Gemeinde zu lösen gilt, gesteht sie. Gleichzeitig bedankte sie sich bei allen Verantwortlichen für das Engagement und die gute Zusammenarbeit. Eine Präsentation im Sitzungssaal dokumentierte einen Abriss aus dem Werdegang der Gemeinde. Doch insbesondere die letzten Jahre seien nicht nur durch Corona eine Herausforderung gewesen. In dem friedlichen Europa ist zudem ein Krieg ausgebrochen, wo Menschen unermessliches Leid widerfährt. Bürgermeisterin Kerstin Hoppe begegnet mit Zuversicht: „Wenn wir uns von unseren Träumen leiten lassen, wird der Erfolg all unsere Erwartungen übertreffen" zitierte sie den amerikanischen Schriftsteller Henry David Thoreau. „Lassen Sie uns in diesem Sinne auf die künftige weiter so positive Entwicklung von Schwielowsee anstoßen!"
Eine Gemeinde, die ihren Weg geht
Im Jahr 1990 begann das neue demokratische Leben in den drei Ortsteilen Caputh, Ferch und Geltow. Vielerorts im Land Brandenburg herrschte eine Art Goldgräberstimmung. Auch in den drei Ortsteilen seien Leute unterwegs gewesen, die meinten, erklären zu müssen, wie eine Demokratie gut funktionieren kann. "Mit einem Bodensatz an Misstrauen", so Matthias Fannrich, Ortsvorsteher in Geltow und Wildpark-West, der aus DDR-Zeiten herübergerettet werden konnte, sei man auf viele Verlockungen nicht eingegangen und hatte so die Möglichkeit, eine eigene Lernphase zu durchstehen.
1999 bis 2009 war Jörg Schönbohm Innenminister im Land Brandenburg. Unter seiner Regie erfolgte seinerzeit die Festlegung, dass sich bis zum 31. März 2002 Gemeinden, die bestimmte Kriterien nicht erfüllen, sich in irgendeiner Form zusammenfinden müssen. Die bange Frage stand im Raum: Was machen wir jetzt? "Nur eins war klar. Mit einer Amtsverwaltung, die wir über uns hatten und einer Selbständigkeit, die wir alle drei hatten, ging es nicht weiter", resümierte Matthias Fannrich.
Festveranstaltung 20 Jahre SchwielowSee
Wie wird die Zukunft aussehen? Die Begehrlichkeiten der Nachbargemeinden Potsdam oder Werder (Havel) waren da. Dagegen musste man standhalten und eine Vorstellung haben. Die Zukunft konnte nur heißen amtsfreie Gemeinde Schwielowsee mit den Ortsteilen Caputh, Geltow und Ferch. Intensive Diskussionen folgten: Vom Verlust der Hoheitsrechte bis hin zum Verlust der Selbstbestimmung reichten die Argumente seinerzeit.
Schließlich fand am 18. November 2001 ein Bürgerentscheid statt. Roland Büchner, langjähriger Ortsvorsteher von Ferch, sagte, laut einem Zeitungsbericht, neben anderen zu diesem Zeitpunkt bereits: „Eine starke amtsfreie Gemeinde neben Potsdam und Werder (Havel) kann für die Weiterentwicklung nur von Vorteil sein. Jetzt sollten wir da rangehen und die neuen Aufgaben gemeinsam lösen als gleichberechtigte Partner in einer starken amtsfreien Gemeinde." „Der Satz hat auch heute uneingeschränkte Gültigkeit", so Matthias Fanndrich. Mit 90,7 Prozent in Geltow, 93,9 Prozent in Caputh und 94, 4 Prozent in Ferch stimmten die Einwohner der neuen Gemeinde Schwielowsee zu.
„Sind wir das geworden, was wir seit 2003 sein wollten?", fragte Matthias Fanndrich. Es stecke heute sehr viel Caputh, Ferch und Geltow in Schwielowsee. Die Identität sei nicht verloren gegangen, Traditionen ebenso nicht. Petitessen blieben in Gemeindevertretsitzungen nicht aus. Entscheidungen werden dennoch mit Klugheit, Offenheit und Toleranz getroffen - jedenfalls die meisten.
Was fehlt nach 20 Jahren? „Es fehlt immer noch Geld", so Matthias Fannrich kurz und knapp. Am Ende des politischen Handelns könne jedoch immer wieder ein Kompromiss stehen, so dass jeder meint, er habe das größte Stück vom Kuchen bekommen.