Vor der Fertigstellung des Glockenturms der Garnisonkirche mischen sich Misstöne in die Zukunftsmusik. Eine Bürgerinitiative will die gesamte Kirche wieder errichten, während die Stiftung noch die Finanzierung des Turms zu stemmen hat.
Bekommt Potsdam eine Garnisonkirchen-Attrappe – analog zur Schlossattrappe vor 20 Jahren in Berlin? Peter Leinemann, Stiftungsvorstand der Garnisonkirche, erteilt solchen Absichten eine klare Absage: „Die historische Abbildung des Kirchenschiffs ist rückwärtsgewandt.“ Damit nimmt er Bezug auf eine Mitteilung der Bürgerinitiative „Mitteschön“ vor einer Woche.
Darin stellten die Potsdamer der Presse eine Animation vor. Sie zeigt neben dem rekonstruierten Kirchturm auf einem 34 Meter mal 17 Meter großen Banner das Kircheninnere samt Altar im Barock-Stil des Erbauers Philipp Gerlach zu Beginn des 18. Jahrhunderts. „Das war mit uns nicht abgesprochen“, zeigt sich Leinemann irritiert. Außerdem hält er den beworbenen Kirchen-Neubau allein aus finanziellen Gründen für unrealistisch.
„Wir haben die Aufgabe, den Turm fertigzustellen. Davor habe ich große Demut und kann überhaupt nicht über einen neuen Bau nachdenken“, sagt er angesichts der Geldsorgen während der Wiedererrichtung des Glockenturms und der noch ausstehenden Innen-Ausstattung.
Zumindest für die Kapelle stellt er jetzt den 1. April als Tag der Einweihung durch Garnisonkirchen-Pfarrer Jan Kingreen in Aussicht. Aber ein Großbanner werde es ohne die Stiftung als Eigentümer des Turmes nicht geben. Außerdem steht einem Kirchenschiff in den historischen Dimensionen das seit den 1960er-Jahren errichtete Rechenzentrum im Wege. Dort ist ein „Forum an der Plantage“ mit Plenarsaal für die Stadtverordneten im Gespräch. „Ich finde das eine reizvolle Idee“, äußert sich Leinemann zu solchen Überlegungen. Seine Stiftung wolle sich in der Machbarkeitsstudie dafür einbringen.
In Kirchenturm selbst ist noch der Ausstellungs- und Projektraum für Friedensarbeit fertigzustellen. Außerdem fehlt die Turmhaube. Ob darin wieder ein Karillon Platz finde, sei jedoch „Zukunftsmusik“.