Die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bildmitte) informierte sich in ihrer Eigenschaft als Brandenburger Bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete am Montag in der Pflegeschule Treuenbrietzen beim Modellprojekt „National Matching Brandenburg“ über die Pflegeausbildung junger Menschen aus dem Kosovo. Foto: Elke Lange
Die Bundestagsabgeordnete und deutsche Außenministerin sprach mit Pflegeazubis aus dem Kosovo und aus Deutschland
Es ist noch nicht der ganz große Wumms, aber immerhin ein gelungener Anfang: Am Montag besuchte Annalena Baerbock in ihrer Funktion als Mitglied des Bundestages die Johanniter-Pflegeschule in Treuenbrietzen. Sie informierte sich über das brandenburgische Pilotprojekt „National Matching“ zur Gewinnung ausländischer Auszubildender und Fachkräfte sowie über erste Integrationserfahrungen.
Je zwei deutsche und kosovarische Auszubildende der Pflegeschule standen im Mittelpunkt des zirka einstündigen Gesprächs. Die Johanniter-Pflegeschule ist die erste im Land Brandenburg, die vier Auszubildende aus dem Kosovo aufnimmt. 2022 startete das Projekt. Sechs Jugendliche wurden ausgewählt, fünf von ihnen absolvierten die Vorintegrationsmaßnahme, vier erlangten die notwendigen Sprachkenntnisse und sind seit Anfang Oktober die ersten kosovarischen Auszubildenden in Treuenbrietzen. 2024 sollen weitere Azubis, sowohl hier als auch an anderen brandenburgischen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, folgen.
In ihrem Abschluss-Statement sagte Annalena Baerbock, dass Deutschland den Mangel an Fachkräften in Pflegeheimen und Krankenhäusern nur mit Hilfe aus dem Ausland bewältigen könne. Deshalb sei das Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung so wichtig, das einen Beitrag für schnellere Visaverfahren leiste. Das Projekt „National Matching Brandenburg“ zur Anwerbung von Jugendlichen aus dem Kosovo könne ein Modell für die Suche nach Fachkräften sein. Nach Einschätzung des Gesundheitsministeriums liegt der Bedarf zusätzlicher Pflegefachkräfte in Brandenburg bis 2030 bei bis zu rund 10.000.
Wichtig und vorbildhaft sei, dass die jungen Menschen in der Pflegefachschule Treuenbrietzen vor und während der Ausbildung begleitet werden. „Es steht für mich auch ein bisschen stellvertretend dafür, was wir in anderen Bereichen des Fachkräftebedarfes lernen können“, sagte die Politikerin. So könne Integration gelingen und die Ausbildung mit Erfolg zu Ende gebracht werden. „Dafür braucht es aber zusätzliche Partner, die die jungen Menschen auf diesem Weg begleiten.“ Acht Partnereinrichtungen bieten nach Angaben des Projekts jährlich mehr als 90 Ausbildungsplätze zum Pflegefachmann oder zur Pflegefachfrau für ausländische Bewerber an. Die Anwärter besuchen vor der Ausbildung einen Vorbereitungskurs und lernen in Kosovos Hauptstadt Pristina Deutsch. Nach erfolgreicher Ausbildung garantieren die Betriebe die Übernahme.
In den Jahren 2021 und 2022 konnten 83 Menschen in Ausbildung oder Beschäftigung in Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen in Brandenburg vermittelt werden. Es gibt auch Erfahrungen aus dem Bundesland Baden-Württemberg mit Pflegekräften, die ursprünglich aus dem Kosovo kamen.
Ebenfalls beim Gespräch mit dabei waren Petra Pravemann vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MSGIV) sowie Marco Bünger vom Beratungsunternehmen Adler-Management, das sämtliche Projektpartner im Kosovo und in Deutschland im Auftrag des MSGIV zusammenführt. Die Schulleiterin Gabriele Unger, Krankenhausdirektor Mirko Rücker sowie der Vorsitzende der Geschäftsführung der Johanniter GmbH, Frank Böker, und Anne Koch, Welcome-Managerin am Johanniter-Krankenhaus nahmen ebenso am Gespräch teil.
Dass junge Menschen aus dem Kosovo darauf vorbereitet werden, ihre Ausbildung hier in Treuenbrietzen zu absolvieren, sei laut Annalena Baerbock „ein wichtiger Baustein“. So wie es in Treuenbrietzen geleistet werde, sei es „eine Win-Win-Situation“. Einerseits für die jungen Menschen im Kosovo, die keine Ausbildungsmöglicheit haben und wo die Jugendarbeitslosigkeit sehr hoch sei und andererseits „auch ein großer Gewinn für uns hier in Brandenburg, weil wir einen so hohen Bedarf an Pflegekräften haben.“