Thomas Krause vom Heimatverein „Alter Krug“ hat nicht nur erste Entwürfe fertig, sondern kann bereits Teile des Projekts als Gips-Modell vorzeigen
Die einstige Burganlage, von der im Stadtpark nur noch der leider immer wieder beschmierte Rest eines Backsteinrondells der spätmittelalterlichen Befestigungsanlage steht, dazu ein trist grau verputztes Haus am Rande des Rosengarten aus dem Boden ragt und gegenüber ein Schloss aus dem Dornröschenschlaf geküsst wird, soll nach Vorstellungen des Heimatvereins „Alter Krug“ künftig als Bronze-Relief en miniature entstehen. Bewohnern und Besuchern der Stadt kann so ein anschaulicher Eindruck davon vermittelt werden, wie die Ende des 13. Jahrhunderts als Grenzfeste, auf einer mitten im Sumpf liegenden Schwemmsandinsel an der Notte, errichtete Burg einmal die Ansicht Zossens prägte.
nitiator des ehrgeizigen Projekts ist Vereinsmitglied Thomas Krause, der sich mit viel Enthusiasmus und umfangreichen Recherchen dieser Herausforderung stellt und inzwischen erste Ergebnisse in Form von Skizzen, ausführlichen Konstruktionsbeschreibungen und maßstabsgerechten Zeichnungen sowie als erste Gips-Modelle vorlegen kann. Seit jeher ist er von der Historie des geschichtsträchtigen Areals fasziniert, das nicht zuletzt vom Archäologen Ulrich Wiegmann seit Jahren erforscht und erkundet wird. „Dank der noch bestehenden Fragmente sowie des vorhandenen Kartenmaterials, alter Zeichnungen und Stiche beziehungsweise der Ergebnisse archäologischer Grabungen lässt sich die Burganlage annähernd rekonstruieren“, sagt Krause. „Unser Ziel ist es, zusammen mit fachkundiger archäologischer Begleitung und Beratung durch Mitarbeiter des brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege ein etwa 1,30 Meter mal 1,30 Meter großes Bronze-Relief der Burganlage herzustellen.“ Das Relief soll flach auf einem aus Feldstein gemauerten Sockel liegen, die Gebäude und Mauern werden plastisch bis zu 20 Zentimeter herausragen. Es soll für alle zugänglich am Eingang zum Stadtpark aufgestellt werden.
Erste Gespräche mit der Stadt fanden bereits statt, bestätigt Karola Andrae, Vorsitzende des Heimatvereins. Dabei gehe es nicht nur um die Frage eines geeigneten Standortes, sondern auch um eine mögliche finanzielle Unterstützung seitens der Stadt. Denn die Kosten für das Projekt sind kein Pappenstiel. Krause rechnet mit rund 27.000 Euro, wobei er sich in Zusammenarbeit mit der Firma GOLEM in Sieversdorf bereits privat an der Finanzierung der ersten Etappe beteiligt. Nach seinen Vorstellungen soll zudem parallel zu dem Bronze-Relief eine Infotafel aufgestellt werden. Per QR-Code könne man auf eine Tonsequenz des 2019 verstorbenen Heimatforschers Klaus Voeckler gelangen, die bei einem seiner fachlichen Rundgänge über das historische Areal entstanden ist.
Nach einem Zeitplan befragt, rechnet Thomas Krause damit, dass es zwei bis drei Jahre dauern wird, ehe das Projekt wie vorgesehen komplett abgeschlossen werden kann.
Der geschichtliche Hintergrund
Aus der einstigen Vorburgsiedlung entwickelte sich im 13. Jahrhundert die Stadt Zossen. Für die der Burg dienstpflichtigen Einwohner entstand weiter östlich der Kietz, 1430 schriftlich erwähnt.
Im Jahr 1641 war die Burg durch schwedische Truppen zerstört worden. Eine Stadtansicht Anfang des 18. Jahrhunderts zeigt die Burg mit einer hohen Mauer. Der Festungsbau wird durch mehrere Bastionen mit Schießscharten verstärkt. Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Burganlagen unter dem letzten königlichen Amtmann Hubert komplett umgebaut. Wälle und Festungsmauern sind geschleift worden, der etwa drei Meter breite Wallgraben wurde verfüllt. Es entstand so eine Wiese, die später zum heutigen Stadtpark wurde.
Auf einer groben Skizze von Marcus Cante sind die wichtigsten Objekte eingezeichnet: Das im 13. Jahrhundert als Wasserburg angelegte Schloss als Hauptgebäude mit Seitengebäude, das Torhaus, der Pferdestall, das Remisengebäude, das Rondell und der Eingang zum Gewölbegang am Nottekanal. Auf einer anderen Illustration ist deutlich der Verlauf des damaligen Burggrabens – von der Notte gespeist – erkennbar.
Gänzlich verschwunden und nur noch auf alten Zeichnungen sichtbar, die vor seinem Abriss wegen Einsturzgefahr im Jahr 1755 entstanden waren, ist auch der mehr als 30 Meter hoheviereckige Burgturm vor dem Schloss. Dieser ist um 1500 errichtet worden.– mit einer Besonderhei: Nach heutigen Erkenntnissen gab es einst einen Fluchttunnel zwischen Schloss und Turm.
Noch erhalten präsentiert sich heute das einstige Torhaus der inneren Burg, einst über eine Zugbrücke erreichbar. Ursprünglich bildeten das Erdgeschoss und der Keller zusammen den etwa 20 Meter langen Tortunnel. Im Keller des Gebäudes befinden sich – durch eine Zwischendecke zum Erdgeschoss getrennt – spätmittelalterliche Gewölbe. Mitte des 18. Jahrhunderts ist das Torhaus unter König Friedrich II. zu einer Seidenbauanstalt umgebaut worden, wofür die beiden oberen Etagen entstanden. Allerdings wurden sie dann doch nicht entsprechend genutzt. Später diente das alte Torgebäude unter anderem als Amtsgericht und Gefängnis.