Das Festival „Werder klingt“ bringt zum 7. Mal Jazz und verwandte Musik in die Havelstadt.
Mitte März swingen und jammen Musiker drei Tage lang in Werder. Zum 7. Mal organisiert Thomas Walter Maria das Musikfestival „Werder klingt“ im Scala Kulturpalast. Diesmal treten mehr als 30 Musiker von fünf Formationen in vier Konzerten auf. Außerdem sind zwei Musikfilme zu sehen, und man trifft Gleichgesinnte von teils weit her.
Dresdens größte Soulband, The Souldiers, blasen am Freitag, dem 15. März, um 20 Uhr die Ohren der Zuhörer frei. Das famose Dutzend singt auch und liefert mit seiner Rhythmus-Sektion den Sound, der in die Tanzbeine geht. Am Sonntag geht es mit dem Musikfilm „Trolls 3 – gemeinsam stark“ um 12 Uhr weiter. Der Animationsstreifen mit Gute-Laune-Songs ist etwas für die ganze Familie.
Um 19 Uhr gibt es ein Doppelkonzert, das mit dem Auftritt von der brillanten Gitarristin und außergewöhnlichen Sängerin Jule Maschke beginnt. Darauf folgt die Band von Thomas Walter Maria, dem Festivalgründer. Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Formation kommen Überraschungsgäste dazu. Am Ende spielt das poppige Swing-Quintett gemeinsam mit Jule Maschke.
Bei einem zünftigen Dixieland-Frühshoppen startet der Sonntag um 11 Uhr mit der Michael Weiss Jazzband.
Um 15.30 Uhr erzählt die Jolli Band Geschichtenlieder für Kinder. Das Festival klingt ab 18 Uhr mit dem Film „A Star is born“ aus – in den Hauptrollen Bradley Cooper und Lady Gaga.
Von Boston/Massachusetts nach Werder
Wie aber kam dieses dreitägige Festival nach Werder? Nach einem Konzert hatte es zwischen dem Scala-Kulturpalast-Besitzer Gösta Oelstrom und dem Saxophonisten Thomas Walter Maria gefunkt. „Er ist Cineast, also ein Filmfreak, und ich bin Musiker, also ebenfalls ein Enthusiast“, schmunzelt der 52-Jährige noch heute über diese erste Begegnung.
Das war vor der 700-Jahr-Feier der Havelstadt im Jahr 2017. Aus Anlass dieses Jubiläums setzte er dann seinen lange gehegten Plan eines eigenen Musikfestivals um. Natürlich im Scala bei seinem gleichgesinnten Freund, der auch die passenden Filme beisteuerte. „Werder klingt“ startete gleich groß: mit dem Berlin-Jazz-Orchestra, einer fast 20-köpfigen Bigband. Auch die Grande-Dame des deutschen Jazzgesangs Uschi Brüning kam mit dem Saxophonisten Luten Petrowsky.
Bevor Maria sich im Jahr 2010 in Werder niederließ, damit seine Lebensgefährtin Stephanie Lochmüller einen kürzeren Arbeitsweg hat, lernte er die weite Welt kennen. Nach einem Saxophon-Diplom in Leipzig ging der gebürtige Sachsen-Anhalter 1997 in die USA. Dort hatte er ein Stipendium am renommierten Berklee College of Music in Boston/Massachusetts ergattert. Die Auslese und Förderung der Besten bezeichnet er als „knallhart“.
Jahrelanges Üben auf der Klarinette seit seinem zehnten Lebensjahr, zahlreiche Jugendmusik-Preise, und der Saxophon-Unterricht vom 17. Lebensjahr an zahlten sich aus. Antrieb war ihm immer die Begeisterung.
„Ich hatte eine Platte von Sten Getz gehört, die hat mich weggehauen“, schwärmt er und sagt, „das wollte ich machen.“ Trotzdem ist er seinem Klarinetten-Lehrer aus seiner Kindheit dankbar: „Der hat mich auf Klassik getrimmt. Für die Technik und tonale Vorstellung war das sehr wichtig.“
Die 1,5 Jahre Aufbaustudium nutzte Maria mit „so viel Üben wie noch nie“ und Arbeit in bis zu acht Schul-Ensembles, in die nur die besten Studenten aufgenommen werden. Ende 1998 wieder zurück in Deutschland, entschied er sich für Berlin und gründete dort die international besetzte „Brazilian Groove Connection“. Die Deutschland-Tour sei für ihn als Bandleader ein Fiasko gewesen. Er spielte dann beim Berlin Jazz Orchestra und der traditionsreichen Papa Binne’s Jazz Band.
10 Jahre Bandjubiläum zum Festival
In Werder angekommen, formierte er doch ein Quartett um sich herum, die Thomas Walter Maria & Kapelle. Mit ihr feiert er nun bereits ein zehnjähriges Jubiläum zum 7. „Werder klingt“. Da Maria ein gefragter Gastmusiker ist und in der Jazz-Szene einen Namen hat, kann man auch auf seine angekündigten Überraschungsgäste gespannt sein.
Aber bei aller Begeisterung für den Jazz sagt er über die Veranstaltung: „Wir sind kein Jazzmusikfestival, sondern bringen Jazz und Artverwandtes.“ Es sei ein Event für Leute, die insbesondere Musik mit Gesang anspricht. Er selbst singt auch wieder, der einst wegen seiner schönen Stimme zum katholischen Kapellknabenchor nach Dresden geschickt wurde. Zwischen den Stücken, in denen er jeweils ein Instrument musikalisch in den Mittelpunkt stellt, gibt er den Showmaster.
In Berlin würde so ein kleines, feines Festival in der Menge der Angebote untergehen, ist sich Maria sicher. Daher sei es richtig in Werder, wo es Sponsoren, Förderer und die Stadtverwaltung unterstützen.