Brandenburg bietet hervorragende Bedingungen für das Radfahren in Freizeit und Urlaub. Dieses Potenzial müsse konsequent genutzt werden, fordert Stefan Overkamp, der brandenburgische Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC).
Die einmalige Kombination von Kultur und Natur – mit mehr als 3000 Seen, über 10.000 Kilometern ausgebauter Radwege und einem vielfältiges Angebot an überregionalen und thematischen Radrouten sei einmalig in Deutschland. „Mit diesem Pfund müssen wir wuchern“, sagt Overkamp. Allerdings sei in der starken Ausbauphase der Infrastruktur vor etwa 20 Jahren konsequent auf die ländlichen Regionen gesetzt – mit dem Ziel der Wertschöpfung im Radtourismus selbst. Dieser sei mit mehr als einer Milliarde Euro pro Jahr für Brandenburg ein wichtiger Punkt. „Aber es ist mehr drin. Dazu müssen wir unsere Konzepte anpassen“, betont der Landesvorsitzende.
Sanfte Faktoren bei Arbeitsplatzwahl wichtig
Damit ist er nicht allein. Ein gut ausgebautes Radwegenetz ist längst nicht mehr nur für Touristen wichtig. „Unternehmer fragen unsere Wirtschaftsförderungen der Landkreise und uns heute, wie es um die Freizeitmöglichkeiten für ihre Mitarbeiter bestellt sein wird, wenn wir mit ihnen über die Ansiedlung ihres Betriebes in Teltow-Fläming oder Potsdam-Mittelmark reden “, so Daniel Menzel, Geschäftsführer des Tourismusverbands Fläming. Bei der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) Berlin war daher, neben Tourismus, auch Freizeit ein wichtiges Thema. Im Wettbewerb um die besten Köpfe für Brandenburg sind sie von zunehmender Bedeutung, glaubt Menzel. „Gut ausgebildete Menschen können sich heute ihren Arbeitsplatz aussuchen. Immer wichtiger werden dabei die ,sanften Faktoren‘: Wie hoch ist die Freizeit- und Lebensqualität? Kann ich mit meiner Familie unkompliziert einen schönen Ausflug mit dem Rad machen?“
Vernetzung zum Ballungsraum
Was dem ADFC fehlt, ist die attraktive Anbindung des Ballungsraums an die Radreiseregionen. „Wir haben in der Metropolregion Berlin allein 4,5 Millionen Menschen als Potenzial für Tagesausflüge. Aber ohne Auto kommt man von dort nur schwer in die Radreiseregionen. Im sogenannten ,Speckgürtel‘ sind die Radwege oft unattraktiv, werden direkt an den Hauptstraßen geführt. Bei der Anreise mit der Bahn sind die Züge übervoll“, so der Landesvorsitzende Overkamp.
Der ADFC Brandenburg fordert daher den konsequenten Ausbau der Anbindung der Metropolregion an das Umland mit attraktiven Radwegen von hoher Qualität. Die Radschnellverbindungen, die jetzt in Berlin als Verbindung des Zentrums mit den Außenbezirken geplant werden, müssten auf Brandenburger Seite konsequent weitergeführt werden. „Es muss in Brandenburg nicht immer ein Schnellweg mit vier Metern Breite sein, ein Zubringer tut es vielleicht auch. Wichtiger ist, dass man auch als Familie stressfrei durch den Speckgürtel radeln kann“, so Overkamp.
Dort gebe es auch das meiste Potenzial für Synergien mit dem Alltagsradverkehr. Auch die Frage, ob und wie man seiner Arbeitsstelle mit dem Fahrrad gut erreichen kann, spiele schließlich eine zunehmend wichtige Rolle.
Investition in Brandenburgs Zukunft
Der brandenburgische Landesverband des ADFC macht das Thema Radtourismus zu einem Schwerpunktthema für seine Arbeit. Mit einem Leitbild hat er dafür auf seiner Mitgliederversammlung einen Forderungskatalog beschlossen. Gute Infrastruktur, Qualitätsmanagement, Instandhaltung und Ausbau, ein vielfältiges Angebot und moderne Vermarktung sind die Themenbereiche, denen man sich nach Auffassung des Verbands, der landesweit 3.700 Mitglieder hat, widmen muss, um diese Chance für eine gute Zukunft des Standorts Brandenburg nicht zu verpassen.