Einigung: Synagogenbau soll im Herbst beginnen

Fühlt sich im Potsdamer Synagogenstreit übergangen: Der Vorsitzende der Synagogengemeinde Ud Joffe hat eine entscheidende Rolle bei den Unstimmigkeiten um den Neubau der Synagoge in der Schloßstraße gespielt. Foto: Sabine Gottschalk
Zentralrat der Juden und Zentralwohlfahrtsstelle sollen im Synagogenstreit einlenken
Kulturministerin Manja Schüle (SPD), auf Landesseite für die Finanzierung des Baus zuständig, zeigte sich bei einer Online-Pressekonferenz am Donnerstag optimistisch, dass die Synagoge noch in dieser Legislaturperiode übergeben werden könne. Das wäre also spätestens 2024. Nach wiederholtem Streit mit den unterschiedlichen jüdischen Gemeinden der Landeshauptstadt hat das Ministerium nun den Zentralrat der Juden und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) mit ins Boot geholt. Die ZWST werde den Bau begleiten und für die sakrale Innenausstattung des Gotteshauses verantwortlich sein, erklärte deren Präsident Abraham Lehrer. Dafür suche man noch ein Allround-Talent, das sowohl Erfahrung im Bauwesen, als auch Kenntnisse "auf den Niveau eines Rabbiners" von der jüdischen Kultur habe. Kein leichter Job, wenn man bedenkt, dass der Streit vor allem wegen der Innenausstattung des sakralen Bereichs immer wieder eskalierte. Daran stört sich auch jetzt noch die Synagogengemeinde unter Leitung des israelischen Dirigenten Ud Joffe, der die Tatsache, dass sich nun Zentralrat und ZWST einmischen für einen Skandal hält und sich überrumpelt fühlt.
Die ZWST wolle jedoch keinen direkten Einfluss auf die spätere Nutzung des Gotteshauses nehmen, betonte Lehrer. Weder Ritus noch religiöse Ausrichtung der einzelnen Gemeinden spiele eine Rolle - die Synagoge soll von allen Jüdinnen und Juden in Potsdam genutzt werden können. Manja Schüle erklärte, dass sich aus vielen Gesprächen mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinden ergeben habe, wie dringend der Bedarf nach einem eigenen Ort für den jüdischen Glauben in der Stadt sei. Potsdam ist die einzige deutsche Landeshauptstadt, in der seit der Zerstörung durch das NS-Regime keine neue Synagoge gebaut wurde. Dass der Neubau nun vom Land finanziert wird, ist ebenfalls eine Ausnahme und hängt mit der Zerstörung der Alten Synagoge während des Novemberpogroms 1938 zusammen.
Baukosten steigen auf 13,7 Millionen Euro
Architekt Jost Haberland, seit mehr als zehn Jahren mit dem Projekt beschäftigt, hatte immer wieder Änderungen in seine Pläne einbauen müssen. Durch die Verzögerung sind die ursprünglich veranschlagten Baukosten längst nicht mehr einhaltbar, Haberland schätzt sie jetzt auf 13,7 Millionen Euro - aus der Landeskasse. Denn die Baupreise in Brandenburg sind nach Angaben des Architekten innerhalb der letzten zehn Jahre um mehr als 40 Prozent gestiegen. Ein weiterer Grund für den Kostenanstieg sind auch die höheren Sicherheitsanforderungen seit dem Anschlag auf die Synagoge in Halle im Oktober 2019. Mit der ZWST erhofft sich Haberland nun eine konstruktive Zusammenarbeit, damit das Projekt endlich zu einem guten Ende gebracht werden kann.Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, ein Würzburger, der die Potsdamer Entwicklung nur aus der Presse kennt, erläuterte, dass man auf jüdischer Seite intern überlegt habe, was der beste Weg sei, um dem Synagogenstreit nach all den Jahren ein Ende zu setzen. Mit der Einbeziehung der beiden deutschlandweiten Organe sei der Bau nun der Realität nahegekommen und eine Lücke geschlossen worden. Mit der Zentralwohlfahrtstelle, die bei den jüdischen Gemeinden eine ähnliche Stellung hat wie die Caritas bei den Katholiken oder die Diakonie bei den Protestanten, will das Land in Kürze eine Vereinbarung unterzeichnen, damit der Bau dann wirklich im Herbst beginnen kann. sg
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