Falschmeldung verbreitete sich schnell
Der vermeintliche Wolf aus Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide war doch nur ein Hund. Am Samstagabend wurde in Berlin-Spandau in einer Kleingartensiedlung ein Tier gesichtet, das einem Wolf ähnelte. Nach einer Analyse am Sonntag, dem 22. Januar, anhand von Fotos und Videoaufnahmen von einem Experten der Senatsverwaltung, wurde die eigentliche Art des Vierbeiners identifiziert. Seine Besitzerin ist froh, dass sie ihren Hausgenossen wiederhat.
Schneller als die Nachricht von dem Hund war aber die Falschmeldung vom Wolf aus Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide in vielen Medien. Im Internet und auch in Radio, TV und Nachrichtendiensten verbreitete sich der Fehlalarm rasant. Mehrere Mitarbeiter:innen der Heinz Sielmann Stiftung waren im Einsatz, um Fragen der Journalisten zu beantworten oder Menschen davon abzuhalten, das Tier einzufangen und in die Döberitzer Heide zu bringen.
Die Biologin Rebecca Oechslein, Ansprechpartnerin der Heinz Sielmann Stiftung für Fragen zum Wolf, rät: „Bei angeblichen Wolfssichtungen ist es wichtig, nicht in falschen Aktionismus zu verfallen. Besser ist es, zu klären, ob das beobachtete Tier wirklich ein Wolf ist." Immer wieder gäbe es Verwechslungen mit Hunden, sogar in den meisten der berichteten Fälle. Selbst bei Rissen, wo ein Wolf als Täter verdächtigt wird, stellt sich oft heraus, dass die Tiere von einem Hund getötet wurden.
Wer unsicher ist, ob er einen Wolf oder einen Hund gesehen hat, kann sich mit Fotos oder Videos an das brandenburgische Wolfsmanagement im Landesamt für Umwelt (LfU) oder an die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt wenden.
Wolfsrudel hätte keinen Beweggrund
In Sielmanns Naturlandschaft lebt seit anderthalb Jahren ein Wolfsrudel. Ein Elternpaar und seine Jungen vom letzten und von diesem Jahr leben in dem 4500 Hektar großen Naturschutzgebiet, wobei sie die Menschen insbesondere in der Kernzone in Ruhe lassen. In dem wildreichen Gebiet finden sie reichlich Nahrung, wodurch es keinen Grund für die Wölfe gibt, einen Spaziergang nach Berlin-Spandau zu unternehmen.
Richtig ist allerdings, dass Wölfe wandern. Nach spätestens zwei Jahren Zusammenleben begeben sich die meistens jungen Wölfe auf die Suche nach einem neuen Revier. „Wölfe haben kein Navi. Sie laufen im wahrsten Sinne des Wortes der Nase nach. Bis zu 70 Kilometer pro Nacht können sie zurücklegen. Dabei bevorzugen sie wildreiche Gebiete ohne Besiedlung“, erklärt Peter Nitschke, Projektleiter der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide. In seltenen Fällen kommt es vor, dass sie sich verlaufen und auf diese Weise ungewollt in die Nähe menschlicher Siedlungen geraten. Dies sei mit ein Grund, warum es auch in jedem Jahr eine relativ hohe Anzahl von Wölfen gäbe, die im Straßenverkehr zu Tode kommen.
Wolf in Deutschland geschützt
Der Wolf steht in Deutschland unter gesetzlichem Schutz - und das schon seit 1992. Seit diesem Jahr hat die Europäische Union in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie den Wolf als streng geschützte Art festgelegt. Alle europäischen Länder sind demnach verpflichtet, den Schutz der Tiere auf ihrem Staatsgebiet zu gewährleisten, unter anderem, da der Wolf als heimische Art zum hiesigen Ökosystem gehört. Die Tiere in der Döberitzer Heide wurden wie alle anderen brandenburgischen Wölfe nicht in Deutschland angesiedelt, sondern sind aus freien Stücken und in freier Wildbahn aus Polen nach Deutschland eingewandert.
In Deutschland reproduzieren sich seit den 2000er Jahren die Wölfe wieder. Mit einer steigenden Wolfspopulation für die nächste Zeit ist zu rechnen, auch wenn einige große Bundesländer bislang nur sehr dünn oder teilweise gar nicht besiedelt sind.