In der aktuellen Förderkulisse ist der Einsatz nachwachsender Rohstoffe im Sozialen Wohnungsbau nicht vorgesehen. CO2-Einsparungen sollen vor allem im laufenden Betrieb erreicht werden. Um das zu erreichen, müssen Wohnungsbauunternehmen jedoch weiterhin auch Rohstoffe einsetzen, die zu einem Raubbau an der Natur führen.
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft ProPotsdam hat sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben. Elektro-Dienstfahrzeuge und „Jobrad“ zeugen von der Philosophie und erleichtern den Mitarbeitenden die CO2-Einsparung. Doch wie sieht es mit der Nachhaltigkeit beim Bauen aus? Immerhin baut die ProPotsdam die meisten Wohnungen in der Landeshauptstadt und agiert als Entwicklungsträger für ganze Quartiere wie das Bornstedter Feld oder den neuen Stadtteil Krampnitz. Zudem baut das städtische Unternehmen den größten Teil der geförderten Wohnungen. Doch genau da hakt es: Wohnungsbauförderprogramme, vor einigen Jahren neu aufgelegt und mittlerweile von den kommunalen Gesellschaften im ganzen Land gern angenommen, sehen nur eine Bezuschussung traditioneller Bauweisen vor. „Die Mehrkosten für nachhaltige Baustoffe werden durch die derzeitige Förderung nicht abgedeckt“, sagt ProPotsdam-Vorstand Bert Nicke. Ein Problem, da die festgeschriebenen Mieten im Sozialen Wohnungsbau nicht zur Refinanzierung genutzt werden dürfen. Eine staatliche Unterstützung wäre deshalb besonders in der Bauphase erforderlich.
Nach den aktuellen Förderrichtlinien werde lediglich die Energieeffizienz im späteren Betrieb berücksichtigt, so Nicke, wie sie aber erreicht wird, sei Sache der Bauherren. In der Regel werden dafür Dämmstoffe wie Polystyrol oder Mineralwolle eingesetzt, Materialien ohne gute Ökobilanz, von denen erwartet wird, dass sie die Lebenszeit des Hauses überdauern und keinesfalls vorzeitig erneuert werden müssen. Ihre Entsorgung ist vergleichbar mit der des einstigen Wundermittels Asbest, zumal sie nicht mehr von Putz und Kleber zu trennen sind.
Holzbau in Brandenburg erst mit neuer Richtlinie möglich
Ganz anders sähe das bei einer Holzkonstruktion aus, bei der auch Dämmwolle aus nachwachsenden Rohstoffen genutzt würde. Diese Bauweise wäre auch im Geschosswohnungsbau möglich und würde neben ihrer Nachhaltigkeit auch ein besseres Wohnklima mitbringen. Doch dafür gibt es in Brandenburg bislang weder die erforderliche gesetzliche Regelung, noch irgendeine gesonderte Bezuschussung.
Während beispielsweise in Bayern längst mehrgeschossige Holzgebäude im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus errichtet und bewohnt werden, stoßen Bauherren in Brandenburg auf unüberwindliche Regelungen beim Brandschutz, die jede Innovation im Kern ersticken.
Petra Runge, Leiterin Hochbau bei ProPotsdam, beklagt diese lästigen Vorschriften: Die Feuerwehr wolle immer mehr als nötig, da sei auch viel Psychologie im Spiel, deshalb müsse man in den Amtsstuben oft jeden einzelnen Sachbearbeiter überzeugen. Denn die Standfestigkeit von Holz sei eigentlich sehr gut, so Runge.
Immerhin wurde Ende vergangenen Jahres eine Reform der Brandenburger Bauordnung beschlossen, die an eine Muster-Holzbaurichtlinie gebunden ist. Mit der Einführung ist jedoch nicht vor Ende dieses Jahres zu rechnen. Wenn sie erst in Kraft getreten ist, sind Gebäude bis 13 Meter Höhe in Holzrahmen-, Holztafel- und Massivholzbauweise genehmigungsfähig. Gebäude bis 22 Meter Höhe sollen zunächst nur in Massivbauweise zugelassen werden, heißt es vom Bauministerium.
Preiskampf beim Baustoff
Wenn das Gesetz endlich rechtskräftig ist, wird das wohl größte Problem im geförderten Wohnungsbau allerdings der Preis des Rohstoffs sein. Denn wie attraktiv Holz als Baumetrial ist, haben längst auch andere Länder verstanden und kaufen hiesige Bestände auf. Dennoch muss dringend eine Alternative für traditionelle Baustoffe gefunden werden. Besonders stark in der Kritik steht mittlerweile Beton, da zu seiner Herstellung viel Sand und Kies benötigt wird, was zur Zerstörung ganzer Landstriche, beispielsweise an der Elbe in Südbrandenburg führt.
Petra Runge verwehrt sich gegen den Vorwurf, es würde zu viel Beton eingesetzt: „Wir bauen in der Regel mit Kalksandstein. Nur Fundamente und Decken sind aus Beton“, sagt Runge. Dass die Ökobilanz von künstlich hergestelltem Kalksandstein nicht viel besser ist als die von Beton, bleibt dabei unbeachtet. Denn auch für Kalksandstein wird viel Sand benötigt, außerdem Branntkalk aus Braunkohlekraftwerken, der durch den Kohleausstieg in absehbarer Zeit nicht mehr anfallen wird.
Die Umstellung auf den ökologischeren Holzbau hätte als weiteren deutlichen Vorteil die Geschwindigkeit, mit der ganze Gebäude errichtet werden können. Da alle Teile präzise vorgefertigt werden, können sie - ähnlich wie die einstigen Plattenbauten - vor Ort in wenigen Tagen montiert werden.
Problematisch sei allerdings das Vergabeverfahren, beklagt Bert Nicke. Denn bei Holzbau handelt es sich oft um Systembau, den jeweils nur ein Anbieter beherrscht. Einzige Lösung sei in diesem Fall die gemeinschaftliche Bewerbung eines Planers und eines Anbieters.