Ohne Anpassung der Fördermittel könnten aufgrund gestiegener Baukosten und höherer Zinsen künftige Neubauvorhaben auf der Kippe stehen. Betroffen wären vor allem Sozialwohnungen. Laufende Bauprojekte oder solche, die bereits durchfinanziert sind, seien jedoch nicht betroffen. Auch die Neubauten der „Karl Marx“ in der Potsdamer Mitte seien nicht gefährdet. Foto: Benjamin Maltry
Zwei Wohnungsunternehmen schildern die derzeitige Situation und warnen vor zusätzlichen Belastungen und langfristigen Auswirkungen für Mieter
Die Wohnungsgenossenschaft Karl Marx Potsdam eG und die ProPotsdam haben vergangene Woche über die Auswirkungen der weltweiten Preissteigerungen für die Potsdamer Wohnungswirtschaft informiert. Bereits zu Beginn dieses Jahres mussten sich Wohnungsunternehmen mit einem deutlichen Preisanstieg auf dem Energiemarkt sowie bei Bauleistungen und -materialien auseinandersetzen. Beim Wohnungsbau sind die Preise in Brandenburg gegenüber dem Vorjahr um mehr als 15 Prozent gestiegen, im Bau- und Instandhaltungsbereich um mehr als 17 Prozent. Mit dem Krieg in der Ukraine hat sich die Lage weiter verschärft, und die Wohnungsunternehmen müssen sich weiteren neuen, drängenden Herausforderungen stellen.
„Unsere Wohnungen werden fast vollständig mit Gas als Energieträger versorgt, sei es über die Fernwärme oder direkt. Wir haben dafür zwar langfristige Verträge, aber wie sich die Preise entwickeln und ob es zu Versorgungsengpässen kommt, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. Fest steht, dass unsere Mieter*innen angesichts der steigenden Energiepreise eine Anpassung der Betriebskostenvorauszahlung zu erwarten haben. Hier stehen wir unseren Bewohnern zur Seite, beraten sie hinsichtlich sozialer Angebote sowie Möglichkeiten zum Energiesparen und bieten individuelle Lösungen an, sollte jemand in eine Notlage geraten“, erklärt ProPotsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal. „Neben den Energie- werden auch die Baukosten immer höher. Für unser aktuelles Bauprojekt in der Potsdamer Mitte hat dies noch keine gravierenden Auswirkungen, allerdings sind künftige Bau- und Instandsetzungsmaßnahmen sorgsam zu prüfen,“ so Bodo Jablonowski, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Karl Marx Potsdam eG.
Zusätzlich zu den steigenden Kosten für Energie und Bauen haben die Wohnungsunternehmen auch mit steigenden Zinsen zu kämpfen. „Wir stehen vor einer sogenannten Zinswende. Bislang waren die Zinsen für Kredite sehr gering, Kostensteigerungen in der Baubranche wurden durch geringere Finanzierungskosten kompensiert. Jetzt haben wir eine neue Situation, deren Auswirkungen wir noch nicht abschätzen können. Sowohl steigende Kosten am Bau als auch bei der Baufinanzierung. Das wird zukünftig den Umfang unserer Bautätigkeit beeinflussen“, so Jörn-Michael Westphal.
„In der Regel haben Darlehen eine Laufzeit von mindestens zwanzig Jahren. Sind die Kreditzinsen niedrig, kann die Tilgung auch schneller erfolgen. Bei steigenden Zinsen und somit einer längeren Rückzahlungsdauer könnte es passieren, dass sich der Sanierungszyklus eines Gebäudes von 20 auf 40 Jahre verlängert. Dann müssten wir Maßnahmen zum Substanzerhalt unserer Häuser grundsätzlich neu planen“, ergänzt Bodo Jablonowski. Unterm Strich sehe man derzeit zunehmende Risiken für die Soziale Wohnungswirtschaft mit niedrigen Mieten.
Energiesparen im Haushalt
Damit die Kosten für Mieter nicht aus dem Rahmen laufen und sich enorme Nachzahlungen anhäufen werde Energiesparen immer wichtiger, appellieren Jörn-Michael Westphal und Bodo Jablonowski an die Mieter. Die Pro Potsdam stellt seit Jahresbeginn für alle Mieter monatlich eine Übersicht über ihren Energieverbrauch bereit. Jeder könne sie online über sein Kundenkonto einsehen. So soll Transparenz geschaffen werden. Bei der „Karl Marx“ arbeite man noch daran, die nötigen elektronisch ablesbaren Zähler im gesamten Wohnungsbestand zu installieren. Auf die Steigerung der Kaltmieten habe die Inflation hingegen erstmal keine beschleunigende Wirkung, weil gesetzliche Regeln Erhöhungen begrenzen.