Die Lage spitzt sich weiter zu: Die Corona-Pandemie hat nicht nur den Menschen im Land privat und beruflich zugesetzt, sondern auch zahleiche soziale Träger in eine existenzbedrohende Lage gebracht. Insbesondere niedrigschwellige Angebote wie beispielsweise Tafeln sind existentiell bedroht. Symbolfoto: Pixabay
Bisher nicht gekannter Ansturm auf die Lebensmittelausgabestellen
Der Krieg in der Ukraine und die enorme Inflation lassen die Schlangen an den Ausgabestellen immer größer werden. „Inzwischen versorgen wir in unseren fünf Tafeln täglich 1.500 Menschen“, so Siegfried Unger, Vorstand der GefAS (Gesellschaft für Arbeit und Soziales), einem sozialen Träger im Landkreis Oder-Spree. Das hat Folgen für diejenigen, die auf diese Unterstützung angewiesen sind. „Ältere Menschen halten das lange Warten nicht aus. Sie drehen um, wenn sie die vielen Anstehenden sehen.“ Die hohen Verbraucherpreise machen es Familien, Renten- und Grundsicherungsbeziehenden immer schwerer, ohne diese Hilfen über die Runden zu kommen. Seit März reihen sich auch viele aus der Ukraine Geflüchtete ein.
Aufgrund des Andrangs kommen die Tafeln zunehmend öfter an ihre personellen, wirtschaftlichen und logistischen Grenzen. Immer mehr Tafeln schränken deshalb ihre Öffnungszeiten ein oder verhängen einen Aufnahmestopp, auch weil die gespendete Ware nicht für alle reicht. Die Tafeln schlagen deshalb schon seit Monaten Alarm. Sie können sich nach zwei Jahren Corona, allerorts gestiegenen Preisen und nachlassender Spendenbereitschaft, vor allem seitens der Supermärkte, mittlerweile selbst kaum über Wasser halten: Es gibt zu wenig Lebensmittel, es gibt zu wenig Fahrkräfte, um sie zu transportieren, und nicht genug Personal, um den großen Kundenandrang zu bewältigen. Es fehlt an Geld, um die gestiegenen Energie- und Mietpreise zu finanzieren, und mittlerweile fehlt es auch an Energie, um all diesen Zusatzbelastungen standzuhalten.
„Wir brauchen dringend finanzielle Unterstützung, um die gestiegenen Energiekosten und Mietpreise aufzufangen“, so Ines Große, Vorstand der Volkssolidarität. Bernd Mones, Caritasdirektor des Bistum Görlitz, ergänzt: „Wir benötigen mehr festangestellte Kräfte, insbesondere Sozialarbeiter*innen und Pädagog*innen, um die Ehrenamtlichen zu unterstützen und zu koordinieren sowie dem steigenden Beratungsbedarf gerecht werden zu können.“
Geld zur Unterstützung der Tafeln wäre vorhanden. Brandenburg erhält von den zwei Milliarden Euro, mit denen sich die Bundesregierung an den Kosten für die Versorgung der Ukraine-Geflüchteten beteiligt, 60 Millionen Euro. Die Kreise und Kommunen erhalten davon mit zirka 50 Millionen Euro mehr als 80 Prozent dieser Mittel. Es wäre zu erwarten, dass davon auch etwas für die Unterstützung der Tafeln abgezweigt wird. Bislang gibt es dazu aber kein Ergebnis.
Die Landesarmutskonferenz dringt daher auf Transparenz über die Verplanung und anteilige Verwendung der Mittel für die Erhaltung der Tafeln. Andreas Kaczynski, Vorstand des Paritätischen Brandenburg und Sprecher der Landesarmutskonferenz fordert: „Die seitens der Bundesregierung zur Verfügung gestellten Mittel zur Versorgung der Ukraineflüchtlinge müssen auch bei den Tafeln ankommen. Sie sind die letzte Auffanglinie für diese Menschen und leisten täglich einen unverzichtbaren Dienst.“
Die Landesarmutskonferenz (lak) Brandenburg ist ein Netzwerk, welches sich im politischen Raum gezielt gegen die Spaltung der Gesellschaft in arm und reich einsetzt. Sie versteht sich als regionale Initiative zur nationalen Armutskonferenz der Bundesrepublik Deutschland (nak).