Ein neues Bündnis zwischen Inrastrukturministerium, Wohnungswirtschaft und kommunalen Energieversorgern soll Kommunen und Stadtwerken helfen, das ehrgeizige Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen.
Ein neues Bündnis zwischen dem Infrastrukturministerium, dem Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) und dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) soll helfen, den CO2-Ausstoß im Bereich der Wärmeproduktion zu senken. In der vergangenen Woche haben Minister Guido Beermann (CDU), BBU-Vorständin Maren Kern und der VKU-Vorsitzende Harald Jahnke eine entsprechende Vereinbarung für das "Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg" in Potsdam unterzeichnet. Die Zusammenarbeit beim klimagerechten Umbau der Städte und Gemeinden für eine "Wärmewende" soll damit intensiviert werden, um das vom Bund gesetzte Ziel der Klimaneutralität bis 2045 erreichen zu können.
Das neue Klimabündnis soll zudem der Bedeutung des Klimaschutzes in brandenburgischen Städten und Gemeinden mehr Nachdruck verleihen sowie ambitionierte kommunale Planungen und konkrete Projekte anstoßen. Klimaneutralität in nur 23 Jahren erreichen zu wollen, sei ein ambitioniertes Ziel, das Engagement auf allen Ebenen erfordere, so Minister Beermann. Am weitesten fortgeschritten seien Kommunen, in denen bereits jetzt Stadtverwaltung, Stadtwerke und Wohnungsbauunternehmen zusammenarbeiten. Mithilfe eines Landeswettbewerbs "Vision CO2-neutrales Quartie"“ sollen möglichst viele Städte zur Mitwirkung animiert werden.
Das Land finanziert eine neue Beratungsstelle
Das Ministerium unterstützt das Vorhaben mit einer Beratungsstelle, die noch in diesem Jahr eingerichtet werden soll und deren Finanzierung für mehrere Jahre im Landeshaushalt gesichert ist. Hilfe erfahren Kommunen auch beim Monitoring sowie durch gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit. BBU-Vorständin Maren Kern betonte, dass die soziale Wohnungswirtschaft in den vergangenen 30 Jahren sehr viel zur Klimaneutralität beigetragen habe. Wichtig sei jetzt, vom "Mehr an Maßnahmen" weg zu kommen und einen Weg zu mehr Effizienz bei der CO2-Reduzierung zu finden. Die Mitgliedsunternehmen des BBU haben durch Dämmung und Umstellung der Heizanlagen laut Kern den CO2-Ausstoß bereits um 80 Prozent reduzieren können. Die Lösung liege nun nicht mehr in weiteren Dämmschichten an den Fassaden. Aber: "Die Maßnahmen müssen von allen Akteuren mitgetragen werden", so Kern. Das bedeutet, dass neben Förderungen durch Bund und Land auch Mieterinnen und Mieter die Teuerung durch eine etwaige Umstellung der Heizanlagen mitragen müssen. Denn umsonst ist die Klimaneutralität nicht zu erreichen.
Für Harald Jahnke, der nicht nur Vorsitzender der Landesgruppe Brandenburg des VKU, sondern auch Geschäftsführer der Stadtwerke Prenzlau ist, ist die Wohnungswirtschaft der wichtigste Kunde der städtischen Energieunternehmen. Während man bei der Stromerzeugung mit einem 45-prozentigen Anteil erneuerbarer Energien schon auf einem sehr guten Weg zur Klimaneutralität sei, seien es bei der Wärmeproduktion bislang nur 15 Prozent. Es fehle eine gewisse Dynamik, die durch das neue Bündnis Fahrt aufnehmen könne.
Erneuerbare Energie für ganze Quartiere
Wenig Chancen sieht Jahnke für den Einsatz erneuerbarer Wärme sind in Einzelgebäuden, der Blick müsse daher auf ganze Quartiere gerichtet werden. Als großen Vorteil sieht er jedoch die in Brandenburg seit DDR-Zeiten gut ausgebauten Fernwärmenetze, in die die Wärme zentral eingespeist wird. So könne nicht nur die Wärmequelle relativ leicht verändert werden, es werde auch Abwärme aus der Industrie zum Heizen genutzt. Als Beispiel nannte Jahnke neben Biogasanlagen und Hybridkraftwerken wie sie in der Uckermark existieren, die Abfallverbrennung in Brandenburg an der Havel oder große Industrieunternehmen in Schwedt, deren Abwärme bereits jetzt für die lokale Wärmeversorgung genutzt wird.
In der Prenzlauer Innenstadt gehen schon 69 Prozent der Wärmelieferungen auf erneuerbare Energien zurück, schwieriger sei es im dünner besiedelten Außenbereich. Um die Klimaneutralität weiter zu verbessern ist in Prenzlau perspektivisch eine Biothermische Heizzentrale geplant. Als besonders wichtig sehen alle Partner die so genannte Sektorenkopplung an, bei der industrielle Abwärme nicht mehr in Kühltürme abgeleitet wird, sondern direkt in die Fernwärmenetze eingespeist wird.
Als vorbildlich bezeichneten die Bündnispartner die Gartenstadt Drewitz in der Landeshauptstadt, bei der durch die städtische ProPotsdam und Genossenschaften ein ganzes Quartier klimafreundlich umgestaltet wurde. Die größte Solarthermieanlage Deutschlands steht mitten im ehemaligen Lausitzer Kohlerevier in Senftenberg. Hier soll die Fernwärme größtenteils durch Sonnenstrom abgedeckt werden. In Luckenwalde hat man im Rahmen der Ausweisung eines neuen Sanierungsgebiets mit mehrheitlicher Gründerzeitarchitektur finanzielle Anreize für Privateigentümer geschaffen, die ihre Häuser mithilfe eines eigens aufgestellten energetischen Quartierskonzepts sanieren. Die Investitionen können sie seit 2015 steuerlich anrechnen lassen.
Immerhin beträgt durch vorausschauende Sanierung in Brandenburg der Anteil an CO2-Emissionen durch Gebäude nur zwei Prozent - in ganz Deutschland sind es noch 14 Prozent.