Christian Blumenstein und tierische Modelle, die den Betrachter zum Erstaunen bringen. Fotos: Elke Lange
Europäische Sumpfschildkröten: Die Zerstörung ihrer Lebensräume sowie Fang und Handel minderten schon in vergangenen Jahrhunderten den Bestand der Sumpfschildkröten erheblich. Zusätzlich sind die Bestände durch Vermischung mit ausgesetzten, importierten Sumpfschildkröten stark gefährdet. Auch der Waschbär macht sich über ihre Eier her.
Christian Blumensteins Arbeiten sind täuschend echt
Christian Blumenstein erzählt gern eine Geschichte, gesteht er. Er benutzt dafür jedoch nur wenige Worte. Christian Blumenstein lässt vielmehr seine Exponate für sich sprechen.
Auf den 13. Europameisterschaften der Präparatoren (European Taxidermy Championships), die im Rahmen der Messe „Die Hohe Jagd & Fischerei“ vom 13. bis zum 19. Februar in Salzburg stattfand, wurde der Präparator des Naturkundemuseums Potsdam mit einem Thüringer Kollegen für eine Gemeinschaftsarbeit mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. Insgesamt nahmen 109 Personen aus 35 Nationen an der Europameisterschaft teil und reichten 214 Exponate der Präparations- und Modellbaukunst ein. Bestes Objekt in der Kategorie „Collective Artists“ wurde die Gemeinschaftsarbeit „Spitzmäuse im Hochmoor“. Hierfür präparierte Christian Blumenstein zwei Spitzmäuse: eine Zwergspitzmaus (Sorex minutus) und eine Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens).
Christian Blumenstein stellte sich mit weiteren Exponaten der diesjährigen Jury: Afrikanische Zwergschläfer, Europäische Sumpfschildkröten, Syrische Goldhamster und selbst geangelte Harnischwelse aus Florida. Die Exponate erreichten zwischen 81 und 94 Punkten von 100 in ihren Master-Kategorien.
Die Tiere wurden nach ihrem natürlichen Tod durch eine am Potsdamer Naturkundemuseum entwickelte Technik verewigt. Muskeln und Skelett bleiben dabei erhalten. Das habe den Vorteil, dass die präparierten Tiere nicht mehr schrumpfen und ihre ursprünglichen Proportionen vollständig erhalten bleiben, so Christian Blumenstein.
„Ich brauche sehr frische Exponate“, erklärt er weiter. Wenn die Tierkörper bereits vertrocknet seien oder der Verfallsprozess eingesetzt habe, sei eine Präparation nicht möglich. Wichtig sei es, die Tiere in natürlichen Haltungen darzustellen, so Christian Blumenstein weiter.
In seiner Werkstatt zeigt er zwei präparierte Schildkröten, die sich auf einer Holzplanke befinden, inmitten eines Seerosenteichs. Die Seerosenblätter hat er nachgebaut, durch einen Abguss von echten Blättern. Die Zeit, die er dabei für ein Modell aufwendet, ist recht unterschiedlich und selten genau festzuhalten. Manchmal sind die Tiermodelle relativ rasch präpariert, aber es fehlt an der zündenden Idee, sie in ihrem natürlichen Lebenshabitat abzubilden.
Manchmal ist es die Liebe zum Detail, die seine Kreativität und sein Fingerspitzengefühl einfordern. „Die Zwergspitzmaus, unser kleinstes Säugetier in Brandenburg, hat mit nur rund einem Millimeter Durchmesser so winzige Augen, dass man sie als fertige Glasaugen nicht kaufen kann“, sagt er. Für die täuschend echte Nachempfindung hat er daher einen Stecknadelkopf verwendet und eingearbeitet.
Am 29. und 30. April werden alle Exponate dieser und vergangener Meisterschaften von 9 bis 17 Uhr im Veranstaltungsraum des Naturkundemuseums Potsdam ausgestellt. Als Ansprechpartner für Fragen zur Präparation und Naturkunde oder Ausstellungsgestaltung wird Christian Blumenstein an beiden Tagen anwesend sein.