Eine neue Solawi in Golm sucht Mitstreiter, die regelmäßig Gemüse beziehen und Arbeitseinsätze leisten wollen
Max Überschär ist Gärtner aus Leidenschaft. Seit 2017 bearbeitet er einen 5.000 Quadratmeter großen Acker am Anfang der Lindenallee Bornim in Golm. Die Urbarmachung des Geländes, das zuvor nur eine Brache mit Wildwuchs war, sei sehr mühevoll gewesen und konnte nur in Etappen vorangehen. Nach vielen Arbeitsstunden hat sich der wilde Acker durch das Einbringen von Kompost und Mist in ein schmuckes, riesiges Gemüsebeet verwandelt, auf dem selbst jetzt im Winter noch geerntet werden kann. Was zunächst als Selbstversorger-Projekt für den eigenen Haushalt und den einiger Freunde gedacht war, hat sich zu einem riesigen Ernteerfolg entwickelt und versorgt inzwischen zahlreiche Potsdamer Abnehmer.
"Der Erfolg liegt in erster Linie am Geschmack", sagt Max, der eher zufällig in Golm gelandet ist. Seit fast fünf Jahren wohnt der gebürtige Rostocker in Berlin-Neukölln und schätzt die dortige Multi-Kulti-Gesellschaft. Zuvor hat er in seiner mecklenburgischen Heimat Agrarwissenschaften und Kunst studiert - eine eher ungewöhnliche Kombination, die aus ihm einen "Künstler mit grünem Daumen" macht, wie er selbst sagt. So grün, dass das Gemüse auch in seine Malerei enfließt und Thema zahlreicher Stillleben geworden ist.
Die Tatsache, dass der 31-Jährige als studierter Landwirt weiß, was er tut, genauso wie die Hartnäckigkeit, mit der er sich für das gepachtete Stück Land einsetzt, bescheren ihm inzwischen so viel Gemüse, dass er die Arbeit nicht mehr alleine bewältigen kann. Neben Freunden, die immer wieder helfen, bildet er deshalb seit dem vergangenen Jahr auch einen 17-jährigen Praktikanten aus, dessen Einstiegsqualifizierung von der Arbeitsagentur bezahlt wird, damit er im Anschluss sein Fachabitur ablegen und studieren kann.
Zurzeit werden noch Möhren, Porree und letzte Blätter einer speziellen Art Palmkohl geerntet. Bald geht es jedoch wieder los mit den Wintersalaten und jungem Spinat. Denn Max hat neben dem Freilandacker vor zwei Jahren auch ein 200 Quadratmeter großes Gewächshaus mit Foliendach aufgebaut, in dem es bei Sonnenschein schon jetzt frühsommerlich warm ist und sprießt - ganz ohne Heizung. "Wenn wir dort arbeiten, müssen wir unsere Jacken ausziehen", sagt er. Unter dem Tunnel finden ab dem Frühjahr bis zu 400 Tomatenpflanzen, jeweils 100 Paprika- und Auberginenpflanzen und 50 Salatgurkenpflanzen gleichzeitig Platz. Die selektive Ernte vollreifer Früchte erlaubt eine lange Versorgung vieler Menschen mit frischem Gemüse.
Bearbeitet wird der Acker nach dem Prinzip der Permakultur nur mit der Hand und kleinen Geräten wie einer Radhacke, die Max über Ebay erstanden hat. "Wenn man das früh genug macht, verrotten die kleinen Wildkräuter einfach an Ort und Stelle", sagt der Fachmann. Gleichzeitig dienen sie als natürlicher Dünger oder Mulch, der in die Erde eingearbeitet wird. Mineralischer Dünger kommt nicht aufs Feld, auch keine andere Bodenanreicherung, wie sie im Biolandbau üblich ist. Nur Kuhdung und verrotteter Pferdemist aus der Umgebung werden gelegentlich untergearbeitet. Selbst das Saatgut produziert der Gemüsegärtner selbst. Dafür dürfen einige Pflanzen hier blühen und bleiben bis zur Reife der Samen stehen. Mit dieser Methode erwirtschafte man zwar keine agrarindustriellen Erträge, bekomme aber ein Gemüse, das noch besser schmeckt als das aus dem Bioladen, ist Max überzeugt. Und gereicht hat es schon in den vergangenen Jahren für viele Menschen.
Bislang wurde das Gemüse direkt vom Feld an Freunde und weitere Interessierte verkauft. Jetzt möchte Max die Sache auf solide Füße stellen und sucht noch etwa 15 interessierte Familien, Wohngemeinschaften oder Nachbarn, die sich einmal pro Woche eine Gemüsekiste abholen. Die Ernte sei so umfangreich, dass Einzelpersonen sich mit anderen zusammentun sollten, sagt er. Die Solidarische Landwirtschaft finanziert sich durch monatliche Beiträge, das bedeutet, man zahlt auch, wenn es im Winter nicht ganz so viel Ertrag gibt oder während des Urlaubs. Nur so kann das Projekt sich dauerhaft halten. Das müssen Interessierte vorab wissen. Außerdem sind gelegentliche Arbeitseinsätze willkommen.
Kontakt zur neuen Solawi über die Webseite www.gemueseacker-lindenallee.de oder per E-Mail an info@gemueseacker-lindenallee.de.