EWP setzt auf grüne Fernwärme
Wärme, die unabhängig von Erdgas und anderen fossilen Energieträgern ist, hat einen deutlich höheren Stellenwert bekommen. Einer der vielversprechendsten Ansätze dafür wird in Potsdam gerade von der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) umgesetzt: Seit vorigem Donnerstag wird am neuen Quartier an der Heinrich-Mann-Allee gebohrt. Es ist die erste von zwei Bohrungen, die fast zwei Kilometer tief in die Erde hinein gehen wird.
Die Bohrungen sind die Grundlage dafür, dass auf dem alten Straßenbahndepot zwischen Heinrich-Mann-Allee und der Kolonie Daheim die erste Tiefengeothermie-Anlage der Stadt entstehen kann. Diese würde sich die Erdwärme zunutze machen, um die Haushalte mit Wärme zu versorgen, die CO₂-frei, nachhaltig und lokal erzeugt wird. Ein weiterer Vorteil der Tiefengeothermie ist, dass sie zu jeder Tageszeit und Witterung verfügbar ist.
Rund 20 Millionen Euro investiert die EWP dafür. Wenn alles klappt wie erhofft, kann später die dortige Nachbarschaft mit grüner Fernwärme versorgt werden. „Das ist für unser Unternehmen eine große Summe. Wenn wir Erfolg haben, werden wir die Tiefengeothermie weiter ausbauen“, erklären Christiane Preuß und Eckard Veil, die Geschäftsführer der EWP. Mit jeder Anlage könnten bis zu zehn Prozent der im Sommer benötigten Fernwärmeleistung emissionsfrei und nachhaltig aus der Tiefengeothermie gewonnen werden.
Ob das möglich sein, wird, muss sich erst noch zeigen, wie Cordula Schmaler erklärt, die Bereichsleiterin Erzeugung/Entsorgung bei der EWP ist und das Projekt sowie die Wasser-, Energie- und Dekarbonisierungsstrategie mit auf den Weg gebracht hat. „Wir schauen mit Spannung auf die Bohrungen und hoffen, dass wir unser Vorhaben in die Tat umsetzen können. Mit Gewissheit können wir das aber erst sagen, wenn unsere Bohrungen abgeschlossen sind. Erst dann kennen wir die Ergiebigkeit der Wärmeerzeugungsanlage und können Aussagen über den Umfang der geothermischen Nutzung machen.“ Für den Fall, dass die Erwartungen der EWP nicht erfüllt werden, seinen aber gute Rückfalloptionen erarbeitet worden.
Lohnenswert ist der Versuch für das Unternehmen aber auf jeden Fall, macht die EWP-Spitze klar. „Die EWP ist sich ihrer Aufgabe im Klimaschutz bewusst. Dafür gehen wir unternehmerisch volles Risiko“, so Preuß und Veil. „Wir verfolgen unsere Dekarbonisierungsstrategie und setzen neue Technologien und Verfahren ein, um unseren CO₂-Ausstoß Schritt für Schritt zu reduzieren. Wir wollen auch in Zukunft Wärme und Wohlbefinden in die Potsdamer Haushalte bringen. Die Tiefengeothermie kann hierbei eine Schlüsselfunktion übernehmen.“
Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubel zeigte sich beim symbolischen Bohrstart begeistert von dem Vorhaben. „Angesichts von steigenden Energiepreisen auf dem Weltmarkt und der gleichzeitigen Notwendigkeit, klimaschonende Technologien voranzubringen, unterstützen wir dieses wichtige modellhafte Projekt.“
Ansehen wird man dem neuen Quartier den Aufwand aber nicht, der für die Fernwärme-Versorgung betrieben wird. Dafür wurde mit viel Aufwand ein Bohrplatz errichtet, der nach den Bohrungsarbeiten nahezu vollständig zurückgebaut wird. Der Großteil der technischen Anlagen wird laut Andre Gerstenberg, Fachleiter für Infrastrukturprojekte bei der EWP, im Untergrund verschwinden.