Hermenbüsten kehren in den Park Sanssouci zurück
Zuerst kommt der Sommer, dann der Frühling und der Winter: Seit vergangene Woche steht die über vier Meter hohe Skulptur „Sommer“ wieder an ihrem angestammten Platz im Rehgarten des Parks Sanssouci, neben der Skulptur „Herbst“. Die beiden Büsten „Frühling“ und „Winter“ folgen.
Die viereinhalb Meter hohen Skulpturen, die die vier Jahreszeiten darstellen, sind sogenannte Hermen, das heißt Kopf und Oberkörper sitzen auf hohen Pfeilerschaften. Der Sommer hat die Gestalt der römischen Göttin Ceres mit Ährenkranz, Frühling ist die Göttin Flora mit Blumen, der Winter ein bärtiger Mann mit Kürbis in der Hand und der Herbst wird vom Gott Faun mit Flöte verkörpert.
Wegen statischer Probleme, die unter anderem durch Risse entstanden, wurden drei der vier Kolosshermen 2006 aus Sicherheitsgründen abgebaut und aufwendig restauriert. Die vierte Büste, der „Herbst“, war nur leicht beschädigt und konnte vor Ort bearbeitet werden. Besonders die Skulptur „Frühling“ hatte extreme Schäden durch Wind, Eis und Schnee erlitten. Die Oberfläche der Büste war so stark verwittert, dass an manchen Stellen mehrere Zentimeter fehlten.
Die Steinrestauratoren der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) konnten das Kunstwerk mit einem feinen Mörtel aus Marmormehl vorsichtig wiederherstellen und so vor dem Verfall retten. Alle drei Figuren erhielten zudem ein neues Innenleben: jetzt sichert ein 1,80 m langes Edelstahlrohr mit einem Durchmesser von fünf Zentimetern die Skulpturen von innen. Das Rohr befindet sich 60 Zentimeter tief im Fundament und 1,20 Meter in Fuß und Schaft von Frühling, Sommer und Winter.
Hermen dienten bereits in der Antike als Wegemarkierung und trugen mitunter das Bildnis des bärtigen Wegegotts Hermes. Seit dem fünften Jahrhundert vor Christus bildete man auch andere Götter in dieser Form ab, wobei die Bezeichnung Herme für Kopfbildnisse auf vierkantiger Basis erhalten blieb. Daneben verwendete man diese Porträtköpfe in verkleinerter Form auch als private Kultbilder. In lebens- oder überlebensgroßen Darstellungen dienten sie der Repräsentation.
Im Park Sanssouci, in der Nähe des Antiken- und Freundschaftstempels, standen ursprünglich zwölf der riesigen Büsten auf ihren hohen Pfeilerschäften wie in der Antike als Wegeorientierung. Die strahlend weißen Büsten aus Carrara-Marmor waren schon von Weitem gut zu sehen und wiesen den Gästen auf den vielfach geschwungenen Wegen die Richtung.
Von den heute noch vorhandenen fünf Kolossalbüsten stammen nur noch drei aus dem 18. Jahrhundert, zwei sind Kopien. Das Schicksal der anderen Stücke ist bislang unbekannt. Anzunehmen ist, dass sie aufgrund ihres schlechten Zustandes aus dem Park entfernt wurden.