Seit 2020 führt der Bund für Umwelt und Naturschutz in Brandenburg (BUND) ein Wildkatzenmonitoring durch. Jetzt werden weitere Ehrenamtliche gesucht, die sich an der Spurensuche beteiligen möchten.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) sammelt seit dem vergangenen Jahr Erkenntnisse zum Vorkommen der Europäischen Wildkatze in Brandenburgs Wäldern. In der vergangenen Woche hat sich Umweltstaatssekretärin Silvia Bender (B‘90/Grüne) im Untersuchungsgebiet über den Stand des Monitorings informiert. Aufgrund neuer Wildkatzenfunde wird das Monitoring im nächsten Jahr auf weitere Gebiete ausgeweitet.
Es war eine kleine Sensation, als der Bund Brandenburg 2019 eine Europäische Wildkatze in Teltow-Fläming nachweisen konnte. Die Katze wurde jedoch erst gefunden, als sie bereits verstorben war. Denn die Teire sind extrem scheu und zeigen sich dem Menschen in der Regel nicht. Das Monitoring, das nach dem Fund im Landkreis und besonders im Naturpark Hoher Fläming gestartet wurde, lockt die Tiere deshalb mit einem besonden Duft an präparierten Stöcken an, an denen sie sich reiben und dabei zwangsläufig ein paar Haare hinterlassen. Auf diese Weise können die ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Bund durch regelmäßige Kontrollen feststellen, ob es sich tatsächlich um eine Wildkatze oder um eine verwilderte Hauskatze handelt. Denn häufig werden die beiden Spezies verwechselt, erzählt die Koordinatorin des Wildkatzen-Monitorings, Angelique Hardert. Vier Wildkatzen-Individuen konnten 2020 dennoch nachgewiesen werden.
Monitoring wird weiter ausgedehnt
In diesem Jahr wurde das Monitoring auf Gebiete in Potsdam-Mittelmark und in den Naturparken Märkische Schweiz und Schlaubetal ausgeweitet. Außerdem hat das Umweltministerium mit dem Bund einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, mit dem eine langfristige Beobachtung aufgebaut werden soll, die den wissenschaftlichen Anforderungen eines bundesweiten FFH-Monitorings entspricht. Denn die Wildkatze ist in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU als „streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse“ aufgeführt. Das verpflichtet die Mitgliedsstaaten, über den Zustand der Art an die EU zu berichten. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz zählt die Wildkatze zu den „streng geschützten Arten“, für die ein Fang- und Tötungs- und Störverbot gilt.
Die Vorschriften zu Wildkatzen sind so streng, dass auch die Fortpflanzungs- und Ruhestätten nicht gestört werden dürfen. „Wir freuen uns, dass die Wildkatze sich wieder in Brandenburg ansiedelt. Ihr Vorkommen ist ein Beleg dafür, dass naturnahe Laub- und Mischwälder mit umgestürzten Bäumen, Baumhöhlen und ähnlichen Strukturen vorhanden sind. Wir wissen aber, dass diese Lebensräume in Brandenburg recht selten sind. Wenn wir der Wildkatze in unserem Bundesland eine Heimat geben wollen, müssen wir zum einen diese Gebiete schützen und zum anderen die Entwicklung solcher vielfältigen Lebensräume zulassen und fördern“, sagt der Bund-Landesvorsitzende Carsten Preuß.
Staatsekretärin Sylvia Bender ist überzeugt, dass das Monitoring wichtige Hinweise liefern und aufzeigen kann, wo welche Schutzmaßnahmen für die Wildkatze sinnvoll und notwendig sind. Wo zum Beispiel Grünbrücken einen sinnvollen Beitrag leisten können oder wo sich Lebensräume mit einem Waldkorridor gut vernetzen lassen. „Es wird uns auch zeigen, in welchen Gebieten wir den Waldumbau stärker fördern sollten, um der Wildkatze mehr Lebensraum zu bieten“, so Bender. Gemeinsam haben der Bund Brandenburg und Staatssekretärin Bender angekündigt, das Monitoring im nächsten Jahr auf weitere Gebiete ausweiten zu wollen. Da das Landesamt für Umwelt in diesem Jahr eine Wildkatze in der Schorfheide nachweisen konnte, ist davon auszugehen, dass die Spezies sich in Brandenburg ausbreitet.
Ehrenamtliche zur Überwachung von Lockstöcken gesucht
Das Monitoring entsprechend anzupassen, ist vor diesem Hintergrund eine sinnvolle Maßnahme. Es ist jedoch nur durch die tatkräftige Unterstützung zahlreicher Ehrenamtlicher möglich. Im vergangenen Frühjahr haben sie sich bereits über Wochen auf die Spur der Wildkatze begeben und dabei auch sogenannte Lockstöcke betreut. Dazu werden raue Holzlatten genutzt, die im Wald aufgestellt und mit Baldrian besprüht werden. Der Duft zieht Wildkatzen an, die sich am Stock reiben und Haare hinterlassen, die anschließend von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung genetisch analysiert werden.
Das Umweltministerium finanziert die Kosten der Analysen und eine Aufwandsentschädigung für die Ehrenamtlichen. Die Ergebnisse sollen in der Zeitschrift „Naturschutz und Landschaftspflege“ veröffentlicht werden. Der Bund wird das Monitoring im nächsten Jahr fortführen. Interessierte, die als ehrenamtlich Helfende das Monitoring unterstützen wollen, können sich an die Koordinatorin des Wildkatzenmonitoring, Angelique Hardert, vom Bund in Potsdam wenden.
Wer helfen möchte, kann sich an Angelique Hardert vom BUND Brandenburg wenden. Kontakt per E-Mail: wildtiere-brb@bund.net oder telefonisch unter 0331 / 703997-22