Bundesumweltministerin Steffi Lemke überreichte Anfang März den Förderbescheid für Artenschutzprojekte im Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“. In diesem Programm werden sich verschiedene Akteure damit beschäftigen, durch welche Maßnahmen Brandenburger Wälder wildkatzenfreundlicher gestaltet werden können. Symbolfoto: Marcel Langthim | Pixabay
BUND startet Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“
Die Europäische Wildkatze gilt trotz erheblicher Schutzbemühungen als „gefährdet“ und ist in Deutschland immer noch selten. Denn der kleine Tiger Deutschlands reagiert sehr sensibel auf die Zerschneidung und Beeinträchtigung seines Lebensraumes in strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern. In einem neuen Projekt schafft der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) jetzt in zehn Bundesländern „Wildkatzenwälder von morgen“ und erhielt dazu am 7. März den Förderbescheid von Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Das Bundesumweltministerium (BMUV) fördert das Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit rund 6,9 Millionen Euro, das Bundesamt für Naturschutz; (BfN) begleitet das Projekt fachlich.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Gesunde Wälder sind artenreiche Lebensräume und natürliche Klimaschützer – sie zu erhalten und zu entwickeln ist angesichts der akuten Doppelkrise von Artenaussterben und Klimakrise wichtiger denn je. Ich freue mich, dass im Projekt, Wildkatzenwälder von morgen‘ ganz unterschiedliche Akteur*innen bundesweit zusammenarbeiten, um klimarobustere Wälder von morgen entstehen zu lassen.“
Die Wildkatze brauche naturnahe, strukturreiche Laub- und Mischwälder, betont Carsten Preuß, Landesvorsitzender des BUND Brandenburg. Diese Lebensräume, insbesondere alte Wälder mit Totholzvorkommen, seien in Brandenburg aber recht selten. Wenn sich mehr Wälder wildkatzenfreundlich entwickeln könnten, würden weitere bedrohte Tiere wie Bechsteinfledermaus, Feuersalamander und Mittelspecht mehr Lebensräume finden und zudem wären diese Wälder klimaresilienter. Daher solle der Umbau zu artenreicheren Mischwäldern durch das Projekt vor Ort konsequent vorangetrieben werden.
Hintergrund
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) lebt zurückgezogen in strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern. Ursprünglich in ganz Deutschland heimisch, leben heute nach Angaben der aktuellen Roten Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands etwa 5.000 bis 7.000 Tiere überwiegend in Mittel- und Südwestdeutschland. Die Wildkatze ist wie kaum eine andere Art als Leitart des Naturschutzes für einen Verbund von Waldlebensräumen geeignet. Wildkatzen reagieren sehr sensibel auf die Zerschneidung ihrer Lebensräume durch Straßen, Siedlungen und ausgeräumte Agrarflächen. Dort, wo Wildkatzen vorkommen, sind die Bedingungen auch für andere gefährdete Arten wie den Luchs, für scheue Vögel wie den Schwarzstorch, seltene Käferarten und Pilze optimal.
Die Europäische Wildkatze konnte in den letzten Jahrzehnten vielerorts wieder nachgewiesen werden, wo sie lange als ausgestorben galt. Doch noch immer fehlt sie in weiten Regionen Deutschlands und Mitteleuropas. Die Wildkatze wird in der Roten Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands als „gefährdet“ eingestuft. Da die Wildkatze ihren weltweiten Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland hat, zählt sie auch zu den Arten, für deren Erhalt Deutschland international eine besondere Verantwortlichkeit trägt.
Zentrales Element des Projektes ist die Einbindung von und Zusammenarbeit mit Entscheidungsträgern aus den Bereichen Forst, Landwirtschaft, Jagd, Grundbesitz, Verwaltung, Kommunen und Kirche. Konkret werden im Projekt Waldränder aufgewertet und angrenzende deckungsreiche Offenbereiche wildkatzengerecht entwickelt. In Wirtschaftswäldern soll zudem die Strukturvielfalt verbessert werden, indem beispielweise der Totholzanteil erhöht wird, Kronenwälle aufgeschichtet sowie Holzpolter und umgekippte Wurzelteller dauerhaft belassen werden. Bestandteil des Projekts ist auch ein Monitoring der Wildkatzenbestände: Anhand so genannter Lockstöcke wird in den Randgebieten des Verbreitungsgebietes die Wiederausbreitung der Wildkatze weiter untersucht und dokumentiert. Indem der BUND in seinem Projekt verstärkt auf den Einsatz von Freiwilligen setzt, sollen auch mehr Menschen für den Wildkatzen- und Biodiversitätsschutz sensibilisiert und begeistert werden.
In Brandenburg konnten in den letzten Jahren immer wieder Einzeltiere durch das Lockstockmonitoring nachgewiesen werden. Daher ist auch Brandenburgs BUND- Landesverband Projektpartner von Bundesverband und den Landesverbänden Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Zum Auftakt des Teilvorhabens veranstaltet der BUND Brandenburg am 15. April ein Informations- und Vernetzungstreffen in Prieros.