Der Glockenturm der Friedenskirche im Park Sanssouci wird saniert
Für rund vier Millionen Euro soll der Glockenturm der evangelischen Friedenskirche im Potsdamer Park Sanssouci saniert werden. Damit werde ein bedeutendes Bauwerk im „Herzen von Sanssouci“ instandgesetzt, sagte der Direktor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Christoph Martin Vogtherr, am Montag, 28. Februar, in Potsdam.
Eine der Botschafterinnen, die sich für das Rettung der Friedenskirche stark macht, ist Bundesbauministerin Klara Geywitz. Sie sagte, ein „Stück Italien in Potsdam“ werde wieder erlebbar gemacht.
Die Arbeiten am 42 Meter hohen Campanile der zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Kirche sollen nach Stiftungsangaben in Kürze beginnen und 2024 abgeschlossen werden. Die Arbeiten seien unter anderem durch Unterstützung des Potsdamer Fernsehmoderators Günther Jauch und der Hermann Reemtsma Stiftung möglich gemacht worden, so Stiftungschef Christoph Martin Vogtherr. Beide hätten jeweils rund eine Million Euro dazu beigetragen. Ausfinanziert ist das Bauvorhaben damit aber noch nicht. Bis dato fehlen noch rund „200.000 bis 300.000 Euro“, so Christoph Martin Vogtherr weiter.
Der nach dem Vorbild des romanischen Campanile der Kirche Santa Maria in Cosmedin in Rom entworfene und 1850 vollendete Glockenturm mit den grazilen Dreierarkaden ist heute in seiner Substanz gefährdet. Ursprünglich sorgte eine gusseiserne Konstruktion samt reich dekorierter Wendeltreppe für „inneren Halt“, doch unzureichende Entwässerung und Wartung führten zu irreparablen Korrosionsschäden.
Grazil, aber marode
Bereits 1905 mussten die mit den Außenwänden verbundenen Eisengussplatten durch massive Geschossebenen aus Stahlbeton verstärkt werden. Doch auch dieses Trägersystem ist inzwischen marode: Die Betonlagen sind aufgeplatzt, die Eisenbewehrungen rosten. Geschädigt ist zudem das Mauerwerk. Die Sandsteinsäulen in den Rundbogenarkaden sind teils nicht mehr tragfähig und nur provisorisch gesichert. Es fehlen Terrakotta- und Steinelemente. Darüber hinaus müssen die Glockenstühle instandgesetzt werden.
„Korsett“ aus Edelstahl
Für die anstehenden Wiederherstellungsmaßnahmen wurde der 42 Meter hohe Turm eingerüstet. Die im September 2021 begonnenen Gerüstarbeiten waren eine besondere Herausforderung, weil nur die östliche Turmseite frei steht. Die drei verbleibenden Seiten mussten mit Konstruktionen „schwebend“ über den unmittelbar anschließenden Dächern der umgebenden Gebäude erschlossen werden. Zur Vorbereitung der Restaurierung der historischen – aus Schmiede- und Gusseisen bestehenden – Deckenkonstruktionen im Turminneren müssen zunächst Freilegungs- und Strahlarbeiten ausgeführt werden. Danach folgt der Einbau eines Edelstahl-„Korsetts“ in allen Deckenebenen, das die geschwächte historische Konstruktion stabilisieren und zugleich wieder sichtbar machen wird. Die später eingefügten Betondeckenverstärkungen werden hingegen rückgebaut. Alle originalen Deckenverspannungen im Mauerwerk werden ertüchtigt, Mauerwerksschäden an der Turminnenseite beseitigt und Verfugungen ergänzt. Das flache Turmdach wird instandgesetzt, dessen ornamentale Deckenverzierung im Inneren restauriert. Dies gilt auch für die verzierten gusseisernen Tragelemente und Treppenstufen sowie die applizierten Zinkgussornamente. Das aus vier – 1849 gegossenen – Bronzeglocken bestehende Geläut wird wie die Turmuhr mit den vier Zifferblättern repariert, das Turmkreuz wieder vergoldet.
2023 folgt in einem weiteren Bauabschnitt die Überarbeitung der Ziegeloberflächen. Die Verfugungen werden in den zu bearbeitenden und abgängigen Bereichen ergänzt. Ebenso wird die an der Ostseite des Turmes hervortretende Ädikula mit dem Wandbild „Christus am Ölberg“ restauriert.
Eine wichtige Komponente der Sanierung ist der Einbau einer funktionstüchtigen Entwässerungsanlage für alle Turmebenen, deren Fehlen die Ursache für die umfangreichen Schäden an den Eisenkonstruktionen war. Das bei Schlagregen durch die Turmöffnungen eindringende Regenwasser wird künftig durch erneuerte Abwasserrohre in den Friedensteich an der Kirche abgeleitet.
Instagram-Baustellenführung
Am Montag, 7. März, um 14 Uhr haben Interessierten die Möglichkeit, an einer Live-Baustellenführung auf dem Instagram-Kanal der Schlösserstiftung teilzunehmen. Projektrestauratorin Dr. Ute Joksch und Bereichsbauleiter Frank Karalus gewähren einen exklusiven Einblick in die geplanten Arbeiten und den Zustand des Turms (Kanal: www.instagram.com/SPSGmuseum).