Ziel ist eine zukunftsfähige Bildung
Erstmals sind am Freitag vor dem Pfingstwochenende, dem 26. Mai, die „Teachers for Future Germany“ vor einige Kultusministerien getreten, um ihre Forderungen kund zu tun und an die entsprechenden Bildungsverantwortlichen im Ministerium zu übergeben. Begleitet wurde die Aktion von der Versendung der „Act Now“-Postkarte, auf der über 500 Bildungsverantwortliche in ganz Deutschland aufgefordert wurden, angesichts der Klimakrise endlich die entscheidenden Weichenstellungen im System Schule vorzunehmen, damit Schulen ihre Schüler tatsächlich auf eine komplexe, herausfordernde Zukunft vorbereiten können.
Nur etwa eine handvoll Lehrer und Unterstützer hat sich in der Potsdamer Friedrich-Engels-Straße nahe dem Eingang zum Ministerium für Bildung, Jugend und Sport versammelt. Kein Wunder, denn zu diesem Zeitpunkt war Unterrichtszeit. Die Anwesenden sind, laut Aussage, explizit außerhalb ihrer Unterrichtszeit vor Ort gewesen.
Für welche Zukunft unterrichten sie? Im Kern ginge es darum, Menschen zum nachhaltigen Handeln zu befähigen, statt bei niederschmetternden Fakten stehen zu bleiben. In Zeiten von Resignation und Klimaangst bräuchte es eine Schule, die jungen Menschen Mut und Lust auf Zukunft macht und sie durch partizipatives Lernen und projektorientierte Lernformate zur Mitgestaltung befähige.
Die Pandemie habe bereits Bildungsungerechtigkeiten verschärft. Schule sollte endlich ein Bildungsort werden, der alle Lernenden mit den Zukunftskompetenzen ausstattet, die es ihnen erlauben, sich für eine faire, nachhaltige und friedliche Welt aktiv einsetzen zu können. Die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sollte in Schulen verankert werden.
Gefordert wurde: Eine Schule, die Kinder nicht unter Druck setzt, sondern ihnen Mut macht. Eine Schule, die nicht zum Nachplappern, sondern zum Nachfragen anregt. Eine Schule, die nicht auf Vergleichbarkeit setzt, sondern auf Vielfalt.
Eine nachhaltige Entwicklung
Eine Schule, die Kinder nicht in Klassenzimmern einsperrt, sondern sie in die Welt begleitet. Eine Schule, die Lust am Lernen nicht zerstört, sondern sie fördert. Eine Schule aus der junge Menschen hinaus in die Welt gehen, die Mut und Ideen haben, um diese Gesellschaft mitzugestalten und zwar nicht als passive Konsumenten, sondern als mündige Bürger, so wie es das Schulgesetz schon seit den Anfängen der Bundesrepublik vorsieht.
Andere Ressorts haben sich auf den Weg gemacht: „Wir sprechen von Energie- und Wärmewende, Agrar- und Verkehrswende. Jetzt ist es an Ihnen, endlich auch die Bildungswende einzuleiten“, so Dorothée Berres von „Teachers for Future“. Die Vertreter vor Ort wünschen sich Zusammenarbeit und Kooperation, um diese Ziele erreichen zu können.
Regina Schäfer vom brandenburgischen Bildungsministerium überbrachte Grüße vom Bildungsminister Steffen Freiberg, der nicht anwesend sein konnte. Zur gleichen Zeit tagte im Potsdamer Kongresshotel die Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder. Sie bedankte sich bei den Anwesenden für ihren Einsatz und versprach die Forderungen mitzunehmen und zu diskutieren.
Bildungswende gefordert
Die Gunst der Stunde nutzte auch der 16-jährige Max Süßenbach. Er ist Schüler einer 11. Klasse, interessiert an der Thematik und fand, dass auch Schüler vor Ort sein sollten. Er sensibilisierte die Anwesenden zum Thema mentale Gesundheit an den Schulen. So gebe es einige Schüler, die Probleme haben, sich aber nicht trauen würden mit den Eltern darüber zu sprechen und/oder keinen Termin bei Therapeuten bekämen. Sie zerbrächen daran. Die Betroffenen würden sich nur noch aufgrund der Noten wertschätzen. Wenn sie eine gute Note schreiben, denken sie, sie seien etwas wert und gut, bei schlechten Noten brächen sie zusammen und hätten Selbstzweifel. Dieses System, das auf Noten basiert, sei etwas, was man, seiner Meinung nach, komplett ändern müsste.
Gleichzeitig merkte der 16-Jährige an, dass das Thema Klima nicht in der Schule vertreten sei. Im Erdkundebuch, dass auf dem Stand 2020 sei, gäbe es eine Buchseite, wo noch nicht einmal ein halber Absatz zum Thema Klima enthalten sei und da würde zudem noch infrage gestellt, ob es eine Klimaerwärmung überhaupt gibt. Da stelle er sich die Frage, wo wird den Schülern aufgezeigt, dass sie handeln müssten?
„Wir werden wieder kommen. Wir werden nachfragen“, kündigte Dorothée Berres an. „Wir hoffen, dass immer mehr Bundesländer dazukommen und wir gemeinsam Bildung gestalten können.“ Weitere Informationen gibt es auf der Homepage unter www.teachersforfuture.org.