Zwischen Altem und Neuem Markt ist zurzeit die Rückkehr einer Stadtmitte in humaner Größe zu beobachten. Und es entstehen bezahlbare Wohnungen "für alle Potsdamer".
Die Sparkasse gehöre traditionell in die Mitte der Stadt, erklärte Andreas Schulz, Vorstandsvorsitzender der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) am Donnerstag beim Richtfest des von der Bürgerstadt AG errichteten Neubaus an der Ecke Schlossstraße/Friedrich-Ebert-Straße, den die Bank nach Fertigstellung komplett übernimmt. Das ehemalige Haus Einsiedel, eine an dieser Stelle vor 300 Jahren errichtete Schankwirtschaft, soll streng denkmalgerecht wieder errichtet werden, was diverse Schwierigkeiten beim Neubau mit sich bringt. So muss der Zugang zu den zukünftigen Räumen der Sparkasse im Erdgeschoss aufgrund des historischen Hochparterres über eine Treppe zur Schlossstraße erfolgen. Gleichzeitig wurde eine Aufzugslösung gefunden, um den barrierefreien Zugang für alle zu ermöglichen. Auch die Fensterformate und die Höhe der Geschosse sind den Architekten vorgegeben. Hier wird es ab Ende 2022 statt Bier und Wein Bargeld und Beratung zu Geldgeschäften geben.
Für die Sparkasse ist der Neubau an dem Ort, an dem zu DDR-Zeiten ein Plattenbau der Wasserwirtschaft stand, der ideale Ersatz für ihre derzeitige Filiale Am Kanal 48. Denn das Gebäude muss geräumt werden, wenn der Staudenhof dem Erdboden gleichgemacht wird. Bis dahin will man an die neue Adresse Schlossstraße 8 umgezogen sein. In den neuen Räumen soll es neben Bargeldautomaten vor allem Beratungsangebote mit acht bis zehn Mitarbeitenden geben. Zusätzlich entstehen in den beiden Obergeschossen 15 Ein- bis Dreizimmerwohnungen mit 45 bis 100 Quadratmetern, die die MBS zu marktüblichen Preisen vermieten will.
Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) wies in seiner Ansprache auf die Dauer des Wiederaufbaus mit Annäherung an den historischen Stadtgrundriss hin, für den die Grundsatzentscheidung schon 1990 gefallen ist. Erst durch das 2010 beschlossene Leitbautenkonzept konnte gewährleistet werden, dass sich die äußere Erscheinung der Neuen Mitte zumindest teilweise nach den historischen Bauten richtet. Zudem sei der Block 1 zwischen Otto-Braun-Platz und Altem Markt an einem Ort, an dem vor einigen Jahren kein einziges Gebäude mehr stand, bereits komplett wieder aufgebaut.
48 Wohnungen "für alle Potsdamer"
Schubert wurde an diesem Nachmittag des Lobes für die neue Mitte nicht müde. Denn schräg gegenüber hat die Wohnungsbaugenossenschaft „Karl Marx“ nur eine Stunde später den Grundstein für 48 Wohnungen und fünf Gewerbeflächen im Block III auf dem Gelände der ehemaligen Fachhochschule gelegt. Zunächst wird an der Verlängerung der Schwertfegerstraße Richtung Nikolaikirche, die künftig Erika-Wolf-Straße heißen wird, und der Friedrich-Ebert-Straße das südöstliche Gebäude des Acht-Ecken-Platzes mit vorgegebenen Gestaltungselementen entstehen. Die Genossenschaften "Karl Marx" und "PWG 1956" errichten 80 Prozent der Gebäude im Block III. Hinzu kommen vier private Investoren. "Karl Marx"-Vorstand Bodo Jablonowski wies darauf hin, dass das nur durch die von der Stadt konsequent durchgeführte Konzeptvergabe mit Festpreis ermöglicht worden sei. "Wir bauen Wohnungen für alle Potsdamer", so der Genossenschaftsvorstand. Gemeint ist damit, dass 50 Prozent der Wohnungen gefördert sind und zu Kaltmieten von 5,50 Euro oder sieben Euro an Interessierte mit Wohnberechtigungsschein vermietet werden. Für alle anderen Genossenschaftswohnungen am Alten Markt soll die Miete zehn Prozent unter dem gültigen Mietspiegel liegen, der derzeit 9,90 Euro pro Quadratmeter beträgt. 2023 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein.