Einzigartige Bräuche rund um das Osterfest im Amt Burg
Ostersingen, Wendischer Kirchgang, sorbische Ostereier und Ostersemmeln: Die Osterzeit hält in den Dörfern des Amtes Burg (Spreewald) vielfältige und einzigartige Traditionen bereit, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Im Mittelpunkt stehen die berühmten sorbischen Ostereier und mit ihren vielfältigen Verzierungen. Das Ei als Fruchtbarkeitssymbol ist im Frühjahrsbrauchtum fest verankert. Die Sorben/ Wenden nutzen vier Verzierungsarten: Die Wachsreservetechnik, die Wachsbossiertechnik, die Kratztechnik und die Ätztechnik. Bei der Osterwerkstatt im Haus der Begegnung in Burg am 15. und 16. April, jeweils von 11 bis 17 Uhr, kann man einige dieser Techniken kennenlernen und zum Teil selbst probieren. Daneben kann unter Anleitung filzen und Glasmosaike legen. Das Heimatmuseum Dissen lädt am Samstag, dem 16. April, 14 bis 17 Uhr, ebenfalls zum Verzieren sorbischer Ostereier ein. Schauvorführungen finden in der Heimatstube Burg (Spreewald) vom 15. bis 18. April, 13 bis 17 Uhr, statt. Interessierte können Bärbel Schubert zuschauen und Fragen stellen zum Malen Sorbischer Ostereier in Wachsreserve- und Bossiertechnik. Es werden Tipps und Tricks verraten, zum Beispiel zum Anfertigen der traditionellen Werkzeuge und zum Färben. Alles wird bis ins Detail erklärt.
Ostersingen
Am Karfreitag, dem „Śichy pětk“ („Stillen Freitag“), wie er im Sorbischen/ Wendischen heißt, findet ein besonderes Konzert in der Dissener Kirche statt. Angelehnt an den alten, eindrucksvollen Brauch des Ostersingens wird der Chor „Łužyca“ alte sorbische Trauerlieder und Osterchoräle singen. Diese Lieder wurden früher in der Spinnstube gelernt und über viele Generationen weitergegeben. Wer sich auf Ostern musikalisch einstimmen möchte, ist herzlich am Karfreitag, dem 15. April, um 16 Uhr in die Kirche zu Dissen eingeladen.
Osterblasen
Früh aufstehen muss man am Ostersonntag, dem 17. April, in der Spreewaldgemeinde Werben/Wjerbno. Mit dem Osterblasen soll die Osterbotschaft in die Dörfer getragen werden, damit sie viele Ohren und Herzen erreicht. Dafür kommen die Bläser der Kirchengemeinde auf die Dorfplätze in Brahmow/Brama, Ruben/Rubyn sowie in Müschen/Myšyn (OT von Burg (Spreewald)/Bórkowy (Błota) – und spielen um 7 Uhr in allen Dörfern gleichzeitig!
Vor der Kirche in Werben beginnt die Osternacht um 5.30 Uhr. Nach einem gemeinsamen Passionsliedersingen zieht man gemeinsam in die Kirche ein. Anschließend gegen 6.15 Uhr spielen die Bläser an der Kirche.
Wendischer Kirchgang
Eine besondere Augenweide bietet sich am Ostersonntag vor dem Gottesdienst an der Evangelischen Kirche Burg (Spreewald). Die Chorgemeinschaft Concordia und die Kirchengemeinde leiten das Auferstehungsfest um 10.30 Uhr mit dem Osterblasen und dem Ostersingen ein. Dabei tragen die Frauen ihre erhabenen schwarzen Kirchgangstrachten, die zum Teil seit mehreren Generationen in den Familien gehütet werden. Der Familiengottesdienst beginnt um 11 Uhr.
Familiennachmittag
Eine noch junge Tradition ist der Familiennachmittag am Ostersonntag. Von 14 bis 17 Uhr erwartet Jung und Alt auf dem Burger Festplatz ein buntes Bühnenprogramm von „Blasmusik mit „Die Fidelen Gaglower" bis hin zu Spiel und Spaß für Kinder mit Gesichterschminken, Glitzertattoos, Riesenlego und mehr. Im Mitmachzirkus kommt der Osterhase als Zirkusdirektor mit seinen Bienchen und Blumenfeen in die Manege gehoppelt. Doch irgendwie scheint alles schief zu gehen. Die Häschen haben sich beim Ostereierverstecken verlaufen, die Bienchen haben schlechte Laune, die Blumenfee ist heiser vom lauten Singen…
Waleien
Die Kinder erfreuen sich zu Ostern am Waleien. Im Garten werden gekochte und gefärbte Ostereier eine eigens angelegte abschüssige Bahn hinuntergekullert. Eier anderer, die dabei getroffen werden, gelten als „geschlagen“ und der Besitzer bekommt das Ei. Auch dieser Brauch galt einst als Fruchtbarkeitszauber.
In der Burger Heimatstube kann das Spiel ausprobiert werden.
Die Ostersemmel
Überliefert ist, dass die Kinder am 1. oder 2. Osterfeiertag zu ihren Taufpaten in die umliegenden Dörfer gingen, um sich eine Ostersemmel nebst drei Ostereiern, einem Pfefferkuchen und einem kleinen Geschenk oder einem Geldstück zu holen.
Die Ostersemmel in Burg ähnelt einem Spreewaldkahn, symbolisiert aber ein Palmenblatt und ist 40 bis 50 Zentimeter lang. Nur die Burger Bäckerei Mieth bäckt die Ostersemmel noch so wie vor Jahrzehnten üblich. Heute wird die Ostersemmel gern verschenkt an Kinder und Freunde oder einfach selbst gekostet. Das Gebäck schmeckt mit Wurst oder Marmelade oder traditionell mit Leinöl und Zucker.