Die Anbindung der nördlichen Ortsteile an das Netz des öffentlichen Nahverkehrs ist eher "ländlich", Busse fahren nur selten und meist nur Richtung Stadtmitte. Wer hingegen von einem Dorf ins nächste möchte, muss entweder selbst motorisiert sein oder aufs Fahrrad steigen. Abhilfe schafft jetzt ein neues System von "Mitfahr-Bänken".
Drei rotbraune Mitfahrbänke stehen seit dieser Woche an zentralen Plätzen in Fahrland, Satzkorn und Uetz. Ab sofort bieten Sie eine neue Möglichkeit, um zeitlich unabhängig und umweltfreundlich in die umliegenden Dörfer und nach Potsdam zu kommen. Das Prinzip ist denkbar einfach: Man klappt den gewünschten Richtungsanzeiger aus und setzt sich auf die Bank. Autofahrer, die noch Platz im Auto und das gleiche Ziel haben, können anhalten und die Wartenden mitnehmen.
Das Mitfahren ist eine gute Ergänzung des bestehenden Angebots und ermöglicht eine schnelle Ankunft, wenn man den stündlich fahrenden Bus verpasst hat. Auch abends, wenn kein Bus mehr fährt oder wenn man von einem Ortsteil in einen anderen fahren will, in den es gar keine direkte Busverbindung gibt. So ist es beispielsweise zwischen Uetz und Fahrland. Autofahrer leisten einen Beitrag zum Klimaschutz, weil weniger Menschen auf ein eigenes Auto angewiesen sind und die ohnehin fahrenden Autos besser ausgelastet sind. Zudem leisten sie eine Große Unterstützung für die Mitfahrenden und lernen ihre Nachbarn kennen. Im Potsdamer Norden, der nur über die B2 mit der Innenstadt verbunden ist, bedeuten weniger Autos zudem deutlich weniger Staus. Autofahrer brauchen sich dabei keine Sorgen wegen des Versicherungsschutzes zu machen, denn über die ohnehin bestehende Haftpflichtversicherung sind alle Insassen mitversichert. Eine zusätzliche Insassenunfallversicherung sei nicht nötig, heißt es von den Ortsbeiräten, durch deren Initiative die Mitfahrbänke aufgestellt wurden.
Eine der Mitwirkenden ist die stellvertretende Ortsvorsteherin von Satzkorn, Susanna Krüger. „Toll, dass wir die Mitfahrbänke Dank der Förderung aufstellen konnten! Neben Bus und Fahrrad gibt es jetzt eine weitere Möglichkeit, auch ohne eigenes Auto aus den Dörfern in die Stadt zu kommen. Das Mitfahren und Mitnehmen ist ganz einfach, schont die Umwelt und fördert den nachbarschaftlichen Zusammenhalt. Die nördlichen Ortsteile, Potsdam und Priort werden so besser untereinander vernetzt“, betont Krüger. Besonders gefreut hat sie sich über die sofortige Bereitschaft eines Autofahrers, der gleich vier Personen mitnehmen wollte, die zur offiziellen Einweihung gekommen waren.
Finanziert wurden die Mitfahrbänke über eine Förderung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Havelland für kleine lokale Initiativen in Höhe von 5.000 Euro. Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) unterstützt damit kleine Maßnahmen zur Förderung des Gemeinwohls und der sozialen Entwicklung im Havelland. Den nötigen Eigenanteil leisteten die Ortsbeiräte zusätzlich anteilig aus ihren Ortsteilbudgets. Gebaut und aufgestellt wurden die Mitfahrbänke von der Metallbaufirma Kösling aus Berlin.
Die Mitfahr-Initiative der Ortsbeiräte zahlt mit einer nachhaltigen Mobilität in die Kampagne „Besser mobil. Besser leben.“ der Landeshauptstadt Potsdam ein. Nun gibt es mit den beiden Mitfahrbänken in Priort schon insgesamt fünf Mitfahrbänke im nördlichen Potsdamer Raum. Ziel sei, das Konzept weiter in die anderen Ortsteile Potsdams und in das Havelland auszudehnen, sodass ein dichtes Netz von Mitfahrbänken entsteht und sich das Mitfahren als praktische und ökologische Alternative etabliert, erklärt Susanna Krüger. Die linke Stadtverordnete Tina Lange, die auch Mitglied des Ortsbeirats Fahrland ist und das Projekt in ihrem Ortsteil betreut, freut sich, dass das Beispiel aus Priort auch in Potsdam Schule macht. "Ich freue mich sehr, dass wir nun nach dem Priorter Vorbild ebenfalls einen Beitrag zu nachhaltiger Mobilität leisten können. Gleichzeitig sorgt es auch für ein Zusammenwachsen der Orte, da man im Auto natürlich auch miteinander ins Gespräch kommt. Wir hoffen auf eine rege Nutzung und eine Entlastung der täglichen Blechlawinen“, so Lange. Die ersten Mitfahrbänke im havelländischen Priort wurden vom dortigen Heimatverein Memoria auf Initiative von Dagmar Dominiak und Sven Mylo aufgestellt.