Bei leichter und mittlerer Depression bietet ein in Potsdam geleitetes Forschungsprojekt Alternativen zur Psychotherapie.
Bei einer leichten oder mittelschweren Depression kann die Psychotherapie durch eine begleitete Sporttherapie wirkungsvoll ergänzt und überwiegend sogar ersetzt werden – zu diesem Schluss kommt das Projekt Sport-/Bewegungstherapie bei Depression (STEP.De), das von einer Forschungsgruppe an der Universität Potsdam geleitet wurde. Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) hat diese Alternative zu einer alleinigen Psychotherapie empfohlen.
Der G-BA hat nun zwölf Monate Zeit, die Details des neuen Behandlungsansatzes als reguläre Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung zu definieren. „Die Ergebnisse der STEP.De-Projektstudie sind so überzeugend, dass wir uns als Innovationsausschuss ganz klar für einen Transfer in die Regelversorgung aussprechen“, sagte der Vorsitzende des Innovationsausschusses und zugleich unparteiischer Vorsitzender des G-BA, Prof. Josef Hecken.
Schon jetzt sorgt ein Team um den Potsdamer Sport- und Gesundheitswissenschaftler Dr. Andreas Heißel dafür, dass die STEP-Sporttherapie als Behandlungsangebot verfügbar ist und großflächig etabliert wird.Für Menschen, die an einer leichten oder mittelschweren Depression leiden, gibt es damit eine weitere Behandlungsoption.
Schätzungen zufolge sind allein in Deutschland mehr als fünf Millionen Menschen von Depressionen betroffen – und die Zahlen steigen weiter. Auf Termine bei Psychotherapeuten muss jedoch in der Regel monatelang gewartet werden. Um das zu ändern, hatten die Studienleiter Prof. Dr. Michael Rapp und Dr. Andreas Heißel von der Uni Potsdam gemeinsam mit Wissenschaftlern von Krankenkassen und Forschungseinrichtungen untersucht, inwieweit diese Versorgungslücke mithilfe von Sporttherapie geschlossen werden kann. Denn Sporttherapie und Gesundheitssport sind schnell und niedrigschwellig verfügbar. Bislang fehlte aber der Nachweis eines in der Versorgung erprobten Sporttherapie-Programms. Deshalb brachten die Forscher STEP.De, auf den Weg. Dabei erhielten fast 400 Patienten haben zur Behandlung einer leichten bis mittleren Depression entweder Sport- oder Psychotherapie erhalten. Auch die Sporttherapiegruppe wurde von Psychotherapeuten begleitet.
Das Ergebnis war Andreas Heißel zufolge sehr deutlich: „Beide Therapien haben sich als hochwirksam erwiesen – und als durchaus ebenbürtig, auch sechs Monate später. Überrascht hat uns, dass von denen, die eine Sporttherapie durchliefen, anschließend nur noch etwa 20 Prozent eine Psychotherapie begannen.“ Im Umkehrschluss hätten 80 Prozent der Patienten nach den vier Monaten Sporttherapie nicht weiter behandelt werden müssen, während die Psychotherapie in den meisten Fällen weitergelaufen sei.