Künstler Heinze besucht das Fliesenmosaik
Christian Heinze, der 1973 das Fliesenmosaik für die Kita Knirpsenstadt gestaltete, hat das Kunstwerk am Donnerstag, 23. Februar, besucht, nachdem die KW-Detektive zuvor den in Potsdam lebenden Künstler ausfindig gemacht hatten.
Heinze wurde 1941 in Dresden geboren. Seine Mutter war Hausfrau und Buchbinderin, sein viel zu früh gestorbener Vater war Autoschlosser und Hobbymaler. Von ihm erbte Heinze nicht nur sein künstlerisches Talent, sondern auch das Gespür für Farben, Papier und Kunstmaterialien. An der Arbeiter- und Bauernfakultät machte Heinze von 1956 bis 1958 eine Lehre zum Betonfacharbeiter. Von dort aus bewarb er sich zum Studium an der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden, wo er in den Jahren 1960 bis 1966 Kunst studierte. Nach seinem Studium verließ Heinze Dresden und zog 1966 nach Potsdam. In seiner neuen Wahlheimat bildete er 1968 eine Art Künstler-Kolonie in der Villa Rumpf am Heiligen See gemeinsam mit den Künstlern Peter Wilde, Manfred Nitsche und Alfred Schmidt sowie dem Regisseur Kurt Tetzlaff.
Im Jahr 1973 erhielt er den Auftrag einer Baufirma zur Errichtung eines Kunstwerkes für die zukünftige Kita Knirpsenstadt in Königs Wusterhausen. Zu dieser Zeit gab es beim Bau von öffentlichen Gebäuden die staatliche Auflage, einen gewissen Teil der Baukosten – meist um die ein Prozent - für Kunstwerke am Bau zu verwenden. Christian Heinze entschied sich für eine Fliesenwand im Mosaikstil. Da er wusste, dass es sich bei dem Standort für das Kunstwerk um eine Kita handelt, wählte er ein märchenhaftes Motiv mit Fabelwesen, welches die Kinder am Eingang erfreuen und ihre Fantasie anregen sollte.
Es entstand ein großer Baum und mehrere Fabelwesen an einem Fluss, mit einer Treppe, die zu einer Tür führt. Dafür wurden insgesamt 72 Fliesen von Heinze vorab bemalt und nach Meißen gebracht, um sie dort brennen zu lassen. Heinze setzte dabei auf spezielle Fliesen, die besonders witterungsbeständig sind. Das Brennen von Fliesen ist ein aufwendiges Verfahren, für das man einen speziellen Ofen benötigt. Dabei werden die Fliesen vorsichtig im Brennofen gestapelt. Schon bei kleinsten Berührungen besteht das Risiko, dass die Malereien verwischen. Anschließend wird der Brennofen langsam auf eine Temperatur von 1.000 bis 1.200 Grad hochgeheizt und wieder langsam abgekühlt, um Sprünge in der Keramik zu verhindern. Um die Glasur und die Malerei miteinander zu verbinden, wird sowohl bei der Unterglasurmalerei die dünne transparente Glasur über der Malerei, als auch bei der Aufglasurmalerei die bestehende Glasur unter dem handgemalten Motiv geschmolzen.
Nach der Fertigstellung wurden die Fliesen zurück nach Königs Wusterhausen transportiert und dort von einem erfahrenen Fliesenleger verlegt. Heinze hatte etwa ein Jahr mit der Herstellung der Fliesenwand verbracht.
Die Kita Knirpsenstadt eröffnete im Jahr 1974 und erfreute die Kinder schließlich am Eingang mit einem verzaubernden Fliesenmosaik. In den letzten Jahren mussten mehrere Renovierungen an der Wand realisiert werden, da immer wieder der Putz an den Seiten brüchig wurde. Doch anders als die sie umgebende Bausubstanz sind die Fliesen nach wie vor in einem einwandfreien Zustand und können auch noch heute – trotz Schließung der Kita – weiterhin bestaunt werden.
Christian Heinze lebt noch heute als freiberuflicher Maler und Grafiker in Potsdam. Zwar wurden keine weiteren Fliesenwände mehr von ihm erstellt, jedoch ist er heute noch ein gefragter Künstler, wenn es um Radierungen und/oder um Potsdam- oder Ostseekalender geht.