Klimainitiative "Tschüss Erdgas!" unterstützt Vorhaben, kritisiert aber weiterhin die Dekarbonisierungsstrategie der Stadtwerke Potsdam
Die Potsdamer Klimainitiative „Tschüss Erdgas!“ begrüßt das Vorhaben der Energie und Wasser Potsdam (EWP), in mehreren Stadtteilen tiefe Geothermie im großen Stil zu betreiben. „Wir teilen den grundsätzlichen Optimismus hinsichtlich der tiefen Geothermie und sind zuversichtlich, dass die Wärmewende gelingen kann“, sagt Annette Reinhold, die Sprecherin von „Tschüss Erdgas!“.
Das Vorhaben des EWP-Geschäftsführers Eckard Veil, die tiefe Geothermie voranzutreiben, unterstütze die Initiative. „Es stimmt uns hoffnungsfroh, dass die EWP plant, in nur einem Jahrzehnt 40 Prozent des Fernwärme-Bedarfs der Stadt aus klimafreundlicher Erdwärme zu gewinnen. Wenn das umgesetzt wird, wird Potsdam an der Spitze in Deutschland stehen.“
Weiter Kritik an Dekarbonisierungsstrategie
Zeitgleich pocht die Initiative, die zurzeit ein Bürgerbegehren für eine beschleunigte Wärmewende in Potsdam vorantreibt, auf einen festgeschriebenen Fahrplan für den Ausstieg aus Erdgas. „Ein verbindliches Ausstiegsszenario ist wichtiger denn je. Wie bereits in der Vergangenheit betont, ist die Dekarbonisierungsstrategie der EWP veraltet und braucht ein Update“, so Annette Reinhold. Es sei wichtig, dass die EWP ihre Strategie regelmäßig überdenke und aktualisiere, um die besten Lösungen für den Klimaschutz zu finden, sagt Reinhold. „Auch wenn für Spitzenlasten ein Kraftwerk zur Wasserstoffverbrennung benötigt werden sollte, ist darauf zu achten, dass es einen möglichst kleinen Anteil des Potsdamer Wärmebedarfs abdeckt, um die Abhängigkeit vom kostspieligen und unsicheren Energieträger Wasserstoff gering zu halten.“
Erdwärme soll 40 Prozent abdecken
Im optimistischen Szenario der EWP würden 40 Prozent des Potsdamer Wärmebedarfs aus tiefer Geothermie abgedeckt, so Reinhold. Das hieße, dass über die Hälfte des Wärmebedarfs aus anderen klimafreundlichen Alternativen abgedeckt werden müsste. Daher sollte Potsdam auch Anstrengungen zum Ausbau von oberflächennaher Geothermie, Solarthermie, Windkraft und Flusswärme vorantreiben. „Es ist wichtig, dass wir alle Optionen in Betracht ziehen und uns nicht nur auf eine einzige Technologie verlassen“, betont Reinhold. „Die Energiewende erfordert ein umfassendes Umdenken und eine breite Palette an Maßnahmen.“