Denkmale tragen zur Attraktivität des Landes für Bewohner und Touristen bei. In vielen Städten sind die aufwändig restaurierten historischen Stadtkerne mittlerweile die Aushängeschilder. Land und Bund unterstützen die Sanierung mit Millionenbeträgen.
Kulturministerin Manja Schüle (SPD) und Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) haben am Montag in Potsdam gemeinsam mit dem Landeskonservator Thomas Drachenberg, der Stadtplanerin der Stadt Spremberg, Claudia Wolf, sowie dem Architekten Stefan Woehrlin vom Förderverein Naturpark Barnim die Bilanz zur Denkmalförderung 2021 vorgestellt. Rund 39 Millionen Euro aus Mitteln des Kulturministeriums sowie des Infrastrukturministeriums wurden im vergangenen Jahr in die Sicherung, Sanierung und Restaurierung von Denkmalen investiert.
"Brandenburg – das sind nicht nur Preußens Schlösser und Gärten. Das sind auch und vor allem Kirchen und Klöster, Bauernhäuser und Fabrikantenvillen, Brauereien und Dampfmaschinen. Die vielfältigen Zeugnisse unserer Geschichte zu erhalten, ist Aufgabe der Denkmalpflege – eine Aufgabe, mit der wir Zukunft gestalten. Ich bin überzeugt: Die Denkmalpflege hat die Nachhaltigkeit gewissermaßen erfunden, schließlich heißt es dort seit jeher: Erhalten, renovieren und sanieren, statt neu bauen. Das spart Ressourcen und schont das Klima", betonte Schüle.Die Ministerin ist überzeugt, dass die oft einmaligen Denkmale in den Städten und Gemeinden Brandenburgs maßgeblich zur Attraktivität des Landes beitragen. Laut Schüle stehen sie zudem für ungewöhnliche und kreative Nutzungen und ermöglichen vielfältige Begegnungen. "Viele dieser Kleinode wären ohne privates und vielfach ehrenamtliches Engagement nicht zu erhalten. Überall in unserem Land setzen sich Vereine, Förderkreise und Freiwillige seit Jahrzehnten mit Leidenschaft, Beharrlichkeit und Kreativität für den Erhalt historischer Bausubstanz ein. So wurde der Denkmalschutz zu einer der größten Bürgerbewegungen in Brandenburg. Um dieses herausragende Engagement zu würdigen, setzen wir unsere Denkmalhilfe zur Sicherung und Sanierung von bedrohten Gebäuden auch 2022 fort. Denn: Denkmalschutz schafft Gemeinschaft und steht für Nachhaltigkeit und regionale Identität", so die Ministerin weiter.
Der Erhalt ist einer goße Herausforderung
Infrastrukturminister Guido Beermann sieht vor allem die großen Herausforderungen, vor denen Städte und Gemeinden heute stehen, sei es durch die Folgen der Coronapandemie oder des Klimawandels. Die erfolgreiche Stadtentwicklung in den vergangenen Jahren sei jedoch eine gute Basis, auf der aufgebaut werden könne. Mit Bezug auf die Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen", die in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag feiert, betonte Beermann, dass es gerade in den historischen Innenstädten gelungen sei, das baukulturelle Erbe zu bewahren und mit neuen Nutzungen zu beleben. "Sie sind beliebt bei den Menschen vor Ort und für Touristen interessant. Wir wollen sie stärken und weiterentwickeln. Deshalb gehört der städtebauliche Denkmalschutz zu den wesentlichen Aufgaben der Stadtentwicklung und wird im Rahmen der Städtebauförderung unterstützt. Mit dem Bund-Länder-Programm "Lebendige Zentren" haben wir das zentrale Förderinstrument, mit dem wir den Erhalt, die Sanierung und Nachnutzung von Denkmalen und Bausubstanz mit historischer Bedeutung unterstützen können, um die Attraktivität der Städte als Wohn-, Arbeits- und Lebensorte weiter zu steigern", so Beermann. Zukunftsthemen wie Klimaschutz, Klimaanpassung oder die Wärme- und Verkehrswende rücken dabei stärker in den Fokus. Im Programm "Lebendige Zentren" können die Städte bis 2025 auf weitere Fördergelder hoffen. Insgesamt stehen laut Beermann rund 26 Millionen Euro Bundes- und Landesmittel zur Verfügung.
Denkmale prägen die Baukultur Brandenburgs
"Unsere Baukultur wird von Denkmalen geprägt, die wichtig für unsere Lebensqualität sind. Sie zu erhalten ist im besten Sinne nachhaltig. Die Baukultur muss ein fester Bestandteil der Energiewende sein. Beides zusammen – Tradition und Innovation – kann ein gutes Fundament für den notwendigen Umbau unserer Strukturen sein", betonte Landeskonservator Thomas Drachenberg.
Claudia Wolf ist Stadtplanerin bei der Stadt Spremberg. Sie erzählte von einem stadtbildprägenden Einzeldenkmal, das dank der Initiative des Eigentümers und der Fördermittel von Bund und Land in enger Abstimmung mit den zukünftigen Nutzern erhalten und mit neuem Leben gefüllt werden konnte. Das neue Gesundheitszentrum sei ein gutes Beispiel, wie Altbauaktivierung in Kooperation umgesetzt werden könne. "Das kommt den Menschen in der Stadt und dem Umland zugute", so Wolf.
Das Kulturministerium hat die Sanierung von Denkmalen im Jahr 2021 mit knapp 13 Millionen Euro Landesmitteln unterstützt. Rund fünf Millionen Euro flossen an Stiftungen für den Erhalt ihrer Bausubstanz. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg wurde für den Erhalt ihrer historischen Bauten und Gartenanlagen mit rund 3,16 Millionen Euro unterstützt. Rund 650.000 Euro flossen an die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten für die Sanierung des historischen Baubestandes. 960.000 Euro hat an die Stiftung Stift Neuzelle für die weitere Instandsetzung der Klostergebäude und des Barockgartens erhalten und 200.000 Euro flossen in die Modernisierung des Künstlerhauses in Wiepersdorf.
Vier Millionen Euro vom Kulturministerium
Mit rund 3,85 Millionen Euro wurden Kirchen, Religionsgemeinschaften und Kommunen im vergangenen Jahr bei der Sanierung von sakralen Gebäuden und jüdischen Friedhöfen gefördert. Der Großteil der Mittel, rund 1,46 Millionen Euro, ging im Rahmen des Staatskirchenvertrages an die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Damit konnten 18 Kirchensanierungen und zwei Glockensanierungen gefördert werden. Rund 2,1 Millionen Euro gingen an den Brandenburger Dom. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland erhielt 138.000 Euro für Sanierungsprojekte. Das Katholische Erzbistum Berlin erhielt 65.000 Euro für ein Einzelvorhaben in Neuruppin. Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche erhielt 9.600 Euro für eine Baumaßnahme in Potsdam.
Für Sanierungs- und Sicherheitsmaßnahmen auf denkmalgeschützten jüdischen Friedhöfen wurden insgesamt 23.500 Euro eingesetzt: Die Evangelische Gemeinde Region Guben erhielt rund 14.300 Euro für Sanierungs- und Sicherheitsmaßnahmen auf dem jüdischen Friedhof in Guben, das Amt Schenkenländchen 1.600 Euro für Sanierungsmaßnahmen auf dem jüdischen Friedhof in Märkisch Buchholz und die Jüdische Gemeinde "Wiedergeburt" des Landkreises Oberhavel rund 7.600 Euro für Sanierungs- und Sicherheitsmaßnahmen auf dem jüdischen Friedhof Oranienburg. Die Jüdische Gemeinde Stadt Brandenburg erhielt rund 35.600 Euro für Sicherheitsmaßnahmen am denkmalgeschützten Gemeindehaus.
Rund vier Millionen Euro hat das Kulturministerium für Denkmalförderprogramme investiert. Mit rund 1,32 Millionen Euro wurde das Bundesprogramm zur Erhaltung national wertvoller Kulturdenkmale kofinanziert. Damit wurden Sanierungen an der Wunderblutkirche in Bad Wilsnack, an der Kirche St. Nikolai in Jüterbog, am Südwestkirchhof in Stahnsdorf, am Schloss Branitz, an der Patentpapierfabrik Hohenofen, am Kulturhaus in Rüdersdorf und am Joachimsthalschen Gymnasium in Templin gefördert.
Ehemaliges Berliner Stadtgut gehörte zu den bedrohten Denkmalen in Brandenburg
Zudem standen im Rahmen der Denkmalhilfe rund 2,7 Millionen Euro zur Sicherung von bedrohten Denkmalen bereit. Damit konnten 50 dringende Projekte gefördert werden, darunter auch die Sanierungsmaßnahmen am Kornspeicher in Hobrechtsfelde. Der historische Speicher Hobrechtsfelde ist Mittelpunkt des Denkmals "Berliner Stadtgut Hobrechtsfelde" in Panketal (Landkreis Barnim), das zwischen 1898 bis 1908 entstand. Wegen des damaligen enormen Bevölkerungswachstums und Booms von Industrieanlagen stiegen sowohl der Bedarf an Nahrungsmitteln als auch an einer verlässlichen Wasserver- und -entsorgung. Dazu diente ein Ring von Rieselfeldern um Berlin, die auf den Namensgeber des Gutes Hobrechtsfelde zurückgehen: James Friedrich Ludolf Hobrecht entwickelte als preußischer Stadtplaner den ersten perspektivischen Bebauungsplan Berlins von 1862 sowie für die Stadthygiene und zur Seuchenprävention das später überregional oft kopierte System der Rieselfelder. Die Planung sah auch eine landwirtschaftliche Nutzung der Rieselfelder vor, zu deren Bewirtschaftung zwölf Stadtgüter, unter anderem in Hobrechtsfelde, gegründet wurden.
Der historische Kornspeicher bildet wegen seiner turmartigen Bauform und seiner technischen Ausstattung den architektonisch markanten Punkt der heute denkmalgeschützten Gutsanlage, von der auch noch eine Scheune, das Verwaltungshaus und Schienenfragmente der Wirtschaftsbahn erhalten sind. Der Speicher, der zur Lagerung von Getreide und als Wasserturm diente, ist ein herausragendes Zeugnis der Industrialisierung der Landwirtschaft in Deutschland und war beispielgebend für andere Speicher, etwa in Brüssow (Landkreis Uckermark). Das Land hat den Förderverein Naturpark Barnim bei der Substanzsicherung und Sanierung des Speichers Hobrechtsfelde von 2020 bis 2022 mit insgesamt 50.000 Euro aus Mitteln der Denkmalhilfe unterstützt.
Das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung unterstützt die Kommunen und privaten Eigentümer seit 1991 bei der Erhaltung, Sanierung und Weiterentwicklung von Denkmalen und stadtbildprägenden Gebäuden. Mit Hilfe der Fördermittel aus verschiedenen Programmen der Städtebau- und Wohnraumförderung konnte bereits ein Großteil der historischen Bausubstanz in den Städten Brandenburgs gerettet und saniert werden. Seit 2020 erfolgt die Förderung insbesondere aus dem Bund-Länder-Programm "Lebendige Zentren". Die Mittel werden in jedem Haushaltsjahr jeweils für einen Förderzeitraum von fünf Jahren bewilligt. Von den für 2021 bis 2025 insgesamt für Brandenburg zur Verfügung stehenden Mitteln in Höhe von rund 34 Millionen Euro für das Programm "Lebendige Zentren" sind bereits rund 26 Millionen Euro für 31 Gebiete in historischen Stadtkernen und denkmalgeprägten Innenstadtbereichen vorgesehen.
Luckenwalde saniert denkmalgeschützte Wohnsiedlung
Die Stadt Luckenwalde hat beispielweise für die unter Denkmalschutz stehende Siedlung "Am Anger" aus den 1920er Jahren Mittel für die Fortsetzung der denkmalgerechten Sanierung der nahezu original erhaltenen Miethäuser Jänickendorfer Straße 16 und 17, die Sanierung des Torbogens an der Durchfahrt zum Angerbereich und die Planungen der denkmalgerechten Sanierung des öffentlichen Straßenraums, der die Siedlung entscheidend prägt, erhalten.
Ein weiteres herausragendes Förderbeispiel ist das unter Denkmalschutz stehende Gesundheitszentrum Spremberg (Landkreis Spree-Neiße). Das Gebäude der ehemaligen Freimauerloge in der Spremberger Karl-Marx-Straße 6 wurde im Jahr 1835 als Schützenhaus gebaut und 1837 nach Fertigstellung der Spremberger Schützengilde übergeben. Rund 50 Jahre später wurde das Haus zur Freimaurer-Loge. Ab den 1920er-Jahren gehörte auch ein Restaurant zur Loge. Später zog eine Tuchmanufaktur ein, Garagen und Nebengebäude kamen dazu. Der lange Leerstand nach 1990 ließ das Haus mehr und mehr verfallen. Ein neuer Eigentümer übernahm im Jahr 2018 das Gebäude und baute es zum Gesundheitszentrum um. Künftige Nutzer sind sowohl Außenstellen des Krankenhauses Forst mit einer Geriatrischen Klinik und des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus, das hier ein Schlaflabor mit fünf Plätzen einrichtet, als auch weitere medizinische Einrichtungen, wie ein Sanitätshaus sowie ein Büro für Medizintechnik und Bereitschaftszimmer für Ärzte. Die Baukosten betrugen rund drei Millionen Euro. Das Infrastrukturministerium hat die Sanierung des Bestandsgebäudes mit rund 530.000 Euro aus den Landesprogrammen "Wachstum und nachhaltige Erneuerung – Teilprogramm Sanierung, Sicherung und Erwerb" und "Stadtumbau" unterstützt.
Brandenburg verzeichnet rund 14.000 Baudenkmale
Landesweit sind rund 14.000 Baudenkmale in der Denkmalliste des Landes verzeichnet. Von mehr als 40.000 archäologischen Fundplätzen sind etwa 11.000 als flächenmäßig abgegrenzte Bodendenkmale eingetragen. Die ältesten Bodendenkmale sind Feuersteinwerkzeuge aus der Zeit des Neandertalers vor rund 130.000 Jahren, gefunden im Braunkohletagebau bei Jänschwalde (Spree-Neiße). Das jüngste Bodendenkmal ist ein Fluchttunnel unter den DDR-Grenzanlagen von 1961 in Glienicke-Nordbahn (Oberhavel). Die ältesten Baudenkmale reichen bis ins zwölfte Jahrhundert zurück, so etwa die Klöster in Lehnin (Potsdam-Mittelmark), Zinna (Teltow-Fläming) und Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster) oder der um 1200 entstandene Burgturm in Stolpe (Uckermark). Eines der jüngsten Baudenkmale ist die Förderbrücke F60 in Lichterfeld (Elbe-Elster) aus dem Jahr 1988.
Für Fragen des Denkmalschutzes sind in Brandenburg die 18 Unteren Denkmalschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte sowie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zuständig. Denkmalfachbehörde des Landes ist das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum mit Sitz in Wünsdorf (Teltow-Fläming).