Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung ist um ein Forschungsgebäude reicher. Im Gerty-Cori-Haus werden fünf verschiedene Arbeitsbereiche zusammengeführt, die bislang auf unterscheidliche Standorte verteilt sind. Es soll auch zentrale Anlaufstelle für Probanden und Studien werden.
Ein neues Forschungsgebäude auf dem Campus des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) in der Arthur-Scheunert-Allee soll ganz der Forschung zu gesundem Altern durch entsprechende Ernährung gewidmet werden. Denn immer mehr Menschen leiden beispielsweise unter Adipositas, die mit zunehmendem Alter zu Diabetes II, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Gelenkproblemen führen kann. Welche positiven Folgen durch eine Ernährungsumstellung erreicht werden können, soll ab Ende des Jahres im nach der 1947 mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Biochemikerin Gerty Cori bennanten Haus erforscht werden.
Neben zentralen Räumen des Humanstudienzentrums gibt es hier auch eine hochmoderne, von einem Roboter gesteuerte Biobank für Gewebeproben. Das Kernstück der neuen Biobank ermöglicht die Entnahme einzelner Proben ohne Unterbrechung der Kühlkette. 180.000 Proben haben Platz in der Anlage, die Lagertemperatur beträgt garantiert und dauerhaft -150 Grad, im Probenbearbeitungselement -130 Grad. Bis zu 96 Proben können in weniger als einer Minute nach zugeordneten Codes registriert und sortiert werden. Zunächst werden sie allerdings wie bisher in einen mit Flüssigstickstoff gefüllten Behälter gesetzt. Für das DIfE hat der Hersteller den Automaten an drei verschiedene Probengrößen angepasst.
Im neuen Gebäude werden zudem Abteilungen zusammengeführt, die bislang an fünf verschiedenen Standorten tätig waren. Das macht nicht nur die Zusammenarbeit einfacher, es wird auch für die zahlreichen Probanden, die an den Studien teilnehmen, deutlich bequemer. Im Gerty-Cori-Haus werden sie ebenerdig empfangen und können alles unter einem Dach erledigen. Dazu gehört neben der Vetrauensstelle, in der sämtliche notwendigen Daten sicher gespeichert werden, auch ein Untersuchungszentrum. Hier werden die spezifischen Daten der Probanden bei diversen Untersuchungen und Befragungen erhoben. Neben Gewicht, Größe, Körperumfang werden unterschiedliche Indizes wie Body-Mass-Index (BMI) oder auch Arm-Bein-Index (ABI) notiert.Zudem können Bioproben entnommen und gespeichert werden.
Millionenförderung von Land und Bund
Der Neubau wurde mit je zehn Millionen Euro vom Brandenburger Wissenschaftsministerium und vom Bundesforschungsministerium gefördert. „Wir wissen: Was und wie viel wir essen, beeinflusst unsere Gesundheit erheblich. Aber: Wie entstehen eigentlich Entscheidungen zur Nahrungsauswahl im Gehirn – und können sie verändert werden? Mit seiner exzellenten experimentellen und anwendungsorientierten Grundlagenforschung arbeitet das DIfE an solchen Zukunftsfragen und trägt maßgeblich dazu bei, die Ernährungs- und Gesundheitswissenschaften in Brandenburg voranzutreiben", so Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) in ihrer Ansprache. Die Nobelpreisträgerin Gerty Cori stehe für Durchsetzungskraft, wissenschaftliche Exzellenz und Teamwork und sei damit als Namensgeberin für das neue Forschungsgebäude perfekt geeignet. "Mit dem Gerty-Cori-Haus erweitert das DIfE seine Forschungsaktivitäten und Kapazitäten und stärkt gemeinsam mit der Universität Potsdam den Forschungsstandort. Und zeigt damit eindrücklich: In Brandenburg wird Zukunft gemacht“, so die Ministerin weiter.
Die Bauarbeiten für das Gerty-Cori-Haus haben nach einer zweieinhalbjährigen Planungsphase im Mai 2019 begonnen. Am 11. Juni wurde der Grundstein gelegt, Richtfest war keine sechs Monate später am 4. Dezember. Am 24. August dieses Jahres hat das DIfE die Nutzungsfreigabe von der Bauaufsicht erhalten.
„Wir sind sehr stolz auf die immer lösungsorientierte partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten, die die termingerechte Fertigstellung und die Einhaltung des Budgets ermöglichte, angesichts der Situation auf dem Baumarkt und der Pandemie kein einfaches Unterfangen“, so DIfE-Vorständin Birgit Schröder-Smeibidl, die als verantwortliche Bauherrin das Haus mit einweihte. „Gemäß der unterschiedlichen Nutzungsweisen, einerseits Labore und die technisch anspruchsvolle Biobank, andererseits Büro- und Kommunikationsbereiche, waren die baulichen Anforderungen sehr hoch. Trotz zahlreicher Herausforderungen ist es uns gelungen, dieses schöne, auf die Ansprüche des DIfE zugeschnittene und in das äußere Umfeld in Nuthetal passende Gebäude fristgerecht fertigzustellen und nun an die Nutzer zu übergeben."
Moderne Architektur in grünem Umfeld
In der Gestaltung des Neubaus verbindet sich moderne Architektur mit ortstypischer Bauweise. Mit dem in Brandenburg verbreiteten gelb-grauen Klinker und seinen Fensterformaten schafft das Gerty-Cori-Haus einen Bezug zu den bestehenden Institutsgebäuden und der angrenzenden Wohnbebauung. Bei der Planung des Innenbereichs legten die Architekten besonderen Wert darauf, die spezifischen Funktionsabläufe der verschiedenen Nutzer zu berücksichtigen. So gibt es im separat zugänglichen Seminartrakt beispielsweise einen offenen Arbeitsbereich mit Rückzugsmöglichkeiten für die Studierenden. Der Seminarraum bietet Platz für bis zu 60 Personen und ist teilbar.
Zwei Lichthöfe dienen der gleichmäßigen Belichtung aller Flächen und verleihen durch eine Begrünung mit Pflanzen einen belebten Charakter. In der Eingangshalle sind gestaltete Akustikelemente und Bildschirme an den Wänden installiert. Mit der wellenlinienartig verlaufenden Beleuchtung schaffen die Architekten zudem einen Gegenpol zum stark geometrischen Grundriss. Das umgebende Gelände, zu Beginn der Bauarbeiten eine Brache, ist mittlerweile parkähnlich gestaltet und bietet einen angenehmen und schönen Rahmen für die Probanden, die empfangen werden, und die Wissenschaftler und Studierenden, die im Gebäude arbeiten werden.