Einerseits zu weit fortgeschritten, andererseits nichts Konkretes: In seiner öffentlichen Sitzung nach langer Pause hat der Gestaltungsrat heftige Kritik an den bereits fertiggestellten Erweiterungsplänen des Kis für die Grundschule in der Waldstadt geübt. Die Ideen für einen Rahmenplan für Golm fanden breiten Anklang, doch fehlt es hier an konkreten Ansätzen.
Das hochkarätig besetzte Gremium aus Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern hat die Aufgabe, öffentliche und private Bauträger bei der Planung ihrer Vorhaben zu beraten. Da diese Diskussionen nicht allen Betroffenen gefallen, fanden sie seit 2016 nicht mehr öffentlich statt. Auf Wunsch von Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) sollen die Sitzungen nun jedoch wieder für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Vielleicht kann auf diese Weise auch verhindert werden, dass Projekte dem Fachgremium erst vorgestellt werden, wenn schon alles fertig und fast unveränderbar ausgearbeitet ist.
Genau das bemängelte die Münchner Architekturprofessorin und Vorsitzende des Rates, Sophie Wolfrum, an dem Entwurf für einen Erweiterungsbau der Grundschule in der Waldstadt. Die Schule wurde zu Beginn der 1960er-Jahre als einer der ersten Typenbauten dieser Art in der DDR gebaut und besteht aus einem Hauptgebäude mit zwei später hinzugefügten Seitenflügeln, die einen baumbestandenen Schulhof umrahmen. Ein Ort, wie man ihn sich eigentlich nur wünschen könne, befand Wofrum. Doch eben diese Idylle soll nun durch einen dreistöckigen Zweckbau überbaut werden, die Seitenflügel, die zurzeit Mehrzweckräume beinhalten, müssen weichen.
Der Neubau sei trotz eines Staffelgeschosses mit nutzbarem Dach in der ersten Etage zu groß und zerstöre die Öffnung zum Waldgarten, bemängelte Angela Mensing-de Jong von der TU Dresden. In anderen Städten sei das bei Schulen dieses Typs besser gelöst worden. Grund für die Erweiterung ist der wachsende Bedarf in der Waldstadt, deshalb soll zukünftig in drei statt wie bisher in zwei Zügen unterrichtet werden.
Nach dem aktuellen Plan des Kommunalen Immobilienservice (Kis) werden sämtliche Klassenräume und die Sporthalle in den Neubau verlegt, Fachräume und Hort sollen Platz im alten Hauptgebäude finden. Beide Bauten werden über einen Mitteltrakt miteinander verbunden. Der zurzeit etwas versteckte Zugang zur Schule soll an die Friedrich-Wolf-Straße verlegt werden. Als einzig positiven Aspekt bemerkte der niederländische Architekt Hans van der Hejden die Verlegung der Sporthalle ins erste Obergeschoss zugunsten einer ebenerdigen Mensa, so erscheine die Fassade unten lebendiger. Der Neubau soll bis 2025 fertig sein, viel Zeit für Änderungen gibt es also nicht mehr.
Neue Mitte Golm: Großes Lob für die Pläne der Landschaftsarchitekten des Büros Arbos
Ganz anders als bei der Waldstadtschule sieht es beim Rahmenplan für Golm aus, dessen Ideen dem Gestaltungsrat ebenfalls vorgestellt wurden. Hier gibt es zwar bislang noch nichts Konkretes, fest steht jedoch, dass die Umgebung des Bahnhofs aufgewertet werden und ein neues Zentrum entstehen soll. Geplant ist zudem eine Norderweiterung des Wissenschaftsparks und die Ausweisung neuen Baulands rund um den Großen Herzberg. Allerdings könne man sich keine weitere Zersiedelung durch Einfamilienhäuser vorstellen, da so noch mehr Flächen versiegelt würden, sind sich die Beteiligten einig. Oberflächenwasser, das nicht versickern kann, soll nach dem Wunsch des Büros Arbos Freiraumplanung aus Hamburg zur Vernässung trockengelegter Moore genutzt werden, sofern den Flächennutzern Alternativen angeboten werden können.
Die Idee wurde von allen Mitgliedern des Gremiums hoch gelobt. Auch ein bestehender Stichkanal könne verlängert und für Wassersport genutzt werden. Ohnehin sieht die Planung einen Rundweg im Grünen vor, der das gesamte Viertel westlich der Bahnlinie an den Großen Zernsee anbindet.