Nach Protestaktion bleibt Museum bis 30. Oktober geschlossen.
Zwei Aktivisten der Letzten Generation haben am Sonntag, 23. Oktober, Claude Monets Bild „Getreideschober“ im Museum Barberini mit Kartoffelbrei überschüttet und sich anschließend mit Sekundenkleber an der Wand festgeklebt. „Dieses Gemälde wird nichts mehr wert sein, wenn wir uns um Essen streiten müssen“, rief eine der beiden anschließend, wie in einem Video auf Twitter zu sehen ist. „Menschen hungern, Menschen frieren, Menschen sterben. Wir sind in einer Klimakatastrophe. Und alles, wovor ihr Angst habt, sind Tomatensuppe oder Kartoffelbrei an einem Gemälde“, so die Aktivistin in dem Video. „Wisst Ihr, wovor ich Angst habe? Davor, dass die Wissenschaft sagt, dass wir 2050 unsere Familien nicht werden ernähren können. Braucht es Kartoffelbrei auf einem Gemälde, damit ihr zuhört? Wann ist der Punkt erreicht, an dem ihr hinhört und nicht einfach so weiter macht?“
Das Bild selbst war durch eine Glasscheibe geschützt und hat keinen Schaden genommen, wie das Museum mitteilte. Lediglich der Goldrahmen des Bildes sei beschädigt worden. Dennoch wurde das Barberini bis 30. Oktober geschlossen. Hintergrund ist laut Museum der Wunsch des Museumsstifters Hasso Plattner, „die Situation zu analysieren und die durch die jüngsten Angriffe offen gelegten Risiken zu diskutieren“.
Derweil fällt das Echo auf die Aktion sehr verschieden aus. „Moment. Der #Monet gehört Hasso Plattner und wir diskutieren über die Suppe und nicht über Milliardäre und deren Einfluss aufs Klima?“, fragte auf Twitter etwa Igor Matviyets. Die Landtagsfraktion von BVB/ Freie Wähler hingegen forderte „angesichts zunehmender Attacken auf Kunstwerke unschätzbaren Wertes eine spürbare Strafrechtsverschärfung“. Diese „Formen des vorgeblichen Klimaprotestes“ dienen nach Meinung der Fraktion „ausschließlich der persönlichen, medialen Inszenierung“, teilte sie mit. „Mit Umweltschutz, Debatte oder Protest haben sie nichts zu tun. Vielmehr werden Kulturgüter, die mitunter Epochen der Kunstgeschichte geprägt haben, in bedrohlicher Form angegriffen.“
Auch die Grüne Jugend Potsdam positionierte sich zu der Aktion. Zwar sehe man die Notwendigkeit für Protestmaßnahmen und zivilen Ungehorsam. Allerdings bezweifle man, dass so„die Aufmerksamkeit auf die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen“ gelenkt werde, hieß es am Tag nach der Aktion. „Dabei wäre genau diese Aufmerksamkeit jetzt mehr denn je nötig: Wir haben in den letzten Monaten schmerzhafte Einschnitte in der deutschen Klimapolitik erleben müssen: Bereits abgeschaltete Kohlekraftwerksblöcke gingen wieder ans Netz, Flüssiggasterminals für Erdgas werden gebaut und so weiter.“ Dass der CDU-Kreisverbandschef Oliver Nill die Aktion zum Anlass genommen habe, zu fordern, den Klimanotstand so schnell wie möglich zurückzunehmen, verurteilt die Organisation aufs Schärfste. „Der CDU ist wohl noch immer nicht bewusst wie gefährlich die Klimakrise für uns heute und besonders zukünftige Generationen ist beziehungsweise sein wird. Daher ist es einfach nur unredlich, die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung aus dem Jahr 2019 aufgrund dieser Aktion in Frage zu stellen“, sagte Sprecher Fabian Schmidt.